Sport auf dem Volksfest:Revanche geglückt

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Der Boxclub Piccolo Fürstenfeldbruck lädt den BC Weißenburg zum Vergleichskampf ins Festzelt Olching ein und schafft es deutlich, die Niederlage vom vergangenen Jahr wettzumachen

Von Erich C. Setzwein, Olching

Nur einmal kommt Simone Pauckner an diesem Sonntagmittag in Bedrängnis. Als sie nämlich Stefan Benk und Leo Schwarzwald zu nahe kommt und die beiden sie in eine Ecke drängen. Ganz unabsichtlich und ohne Hintergedanken, denn das Ganze passiert öffentlich und vor mehr als 650 Zuschauern im Festzelt. Als Simone Pauckner bemerkt, in welche Lage sie sich gebracht hat, sieht das Publikum sie schmunzeln und den kurz den Kopf schütteln, ehe sie sich wieder auf den Kampf der beiden Boxer konzentriert.

Es ist Sonntagmittag auf dem Olchinger Volksfest, traditionell die Zeit der Vergleichskämpfe des Boxclubs Piccolo aus Fürstenfeldbruck gegen eine andere Mannschaft aus Bayern. Und es ist, wie Olchings Bürgermeister Andreas Magg es prophezeit, heiß im Zelt. Im weiteren Verlauf wird das Thermometer von 28 auf 32 Grad steigen, "im Ring, der einen Meter höher liegt dürften es 40 sein", schildert der Olchinger Stadtrat Andreas Hörl sein Erlebnis im Ring. Nicht als Boxer ist Hörl dort, sondern als Ring- und Punktrichter. Er, Pauckner und die anderen Schiedsrichter werden an diesem letzten Volksfesttag in Olching keine besonders schwierigen Entscheidungen zu fällen haben, doch zumindest eine bleibt umstritten. Dennoch ändert sich für den BC Weißenburg dadurch nichts, der Klub aus Franken wird dieses Mal mit 12:18 den Bruckern unterliegen.

Julian Rosstalnyi vom BC Piccolo (rechts) gewinnt seinen Kampf gegen den für Weißenburg antretenden Endrit Hoti. Die beiden starten in der Junioren-Halbweltergewichtsklasse bis 64 Kilogramm. (Foto: Günther Reger)

Für Manfred Kaltenhäuser, den Präsidenten des BC Piccolo ist es die 87. Boxveranstaltung in Olching, in Fürstenfeldbruck hat er mehr als 130 auf dem Volksfest organisiert und insgesamt werden es in 56 Vereinsjahren wohl mehr als 500 gewesen sein, resümiert der rührige Klubchef. "Alles für die Jugend" ist sein Motto, und wer in die Runde der Fliegen- und Weltergewichtler schaut, sieht mehr Bubengesichter denn Männerköpfe. Dass es ein blutiger Sport ist, den Rainhard Fendrich (in der Pause vom Band) besingt, wird spätestens im dritten Kampf, als ein weißes Handtuch in den drei Runden immer mehr rote Flecken bekommt. Die jungen Männer schenken sich nichts, gehen alle fair auseinander, auch wenn sie sich drei mal zwei Minuten verdroschen haben.

Das Publikum scheint diese fairen Kämpfe zu mögen, es sind erkennbar mehr Anhänger von Piccolo da als aus Franken. Je mehr Kämpfe gelaufen sind, desto lauter wird es im Zelt, besonders zum Ende hin kommt bei den letzten beiden Begegnungen Stimmung auf, die auch die ersten verdient gehabt hätten. Simone Pauckner, die seit 1989 Ring- und Punktrichterin ist und eine der ersten Frauen unter den Schiedsrichtern in Deutschland war, ist beim spannenden vorletzten Kampf zwischen Artur Sadoyan (Weißenburg) und Marvin Glonner Kampfrichterin. Ein Fight über sechs Minuten, den Ringsprecher Franz Josef Santl als "hochklassig" bewertet und der den bis dahin stärksten Applaus bekommt, ehe die Schwergewichtler aus Weißenburg, Adrian Chmielewski, und der Brucker Florim Beka aufeinandertreffen. Da gibt es kein Halten mehr, anfangs schlägt Beka seine Serien, dann kommt Chmielewski auf, doch in der dritten Runde lässt Beka - worauf sich Bürgermeister Magg schon zu Beginn gefreut hat - seine Fäuste fliegen.

Simone Pauckner ist seit 1989 Ring- und Punktrichterin im Boxen und in Olching am Sonntag für drei Kämpfe zuständig. (Foto: Günther Reger)

Für Manfred Kaltenhäuser und seinen BC Piccolo, der nach der 12:16-Niederlage vom vergangenen Jahr die Weißenburger zu einer Revanche eingeladen hatte, geht die Boxtag gut zu Ende. Beim 18:12 gab es auch für Heiner Pauckner, Präsident des BC Weißenburg, kaum mehr etwas zu meckern, die Niederlage war einfach zu deutlich. Auch wenn er und die mitgereisten Athleten und Fans nicht ganz verstehen wollten, warum im neunten Kampf wegen der Verletzung von Daniel Filipovic abgebrochen und "ausgepunktet" wurde, so dass am Ende nicht der laut Hörl vorne liegende Weißenburger Boxer Remigiusz Syska vorn lag, sondern die Entscheidung zugunsten des BC Piccolo fiel.

© SZ vom 04.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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