Serie "Oh Du Fröhliche!" (Folge 10):Getriebener des Pfeifenklangs

Lesezeit: 2 min

Der Eichenauer Kirchenmusiker Christian Brembeck kommt in diesen Wochen kaum noch von seiner Orgel weg

Von Florian J. Haamann, Eichenau

Unaufhörlich dreht sich der kleine Sterne an der Spitze der Orgel in der Eichenauer Schutzengelkirche. So unaufhörlich, wie Christian Brembeck am Fuße der Pfeifen mit den Fingern über die Tasten gleitet und mit den Füßen die Pedale durchdrückt. "Passend zur Weihnachtszeit habe ich da etwas ganz Besonderes", sagt Brembeck und drückt einen großen silbernen Knopf. Plötzlich beginnt die Orgel kontinuierlich zu bimmeln, es klingt, als fliege der Weihnachtsmann persönlich mit seinem Schlitten durch die Kirche. Dazu improvisiert Brembeck zur Melodie von "Kling Glöckchen". Ein Besucher, der durch den Kirchenraum schlendert, blickt nach oben zur Empore und fängt ob der Klänge an zu strahlen. Es weihnachtet in der Schutzengelkirche, dabei sind es noch einige Tage bis Heiligabend - Tage, von denen Brembeck mehr benötigen könnte.

"Eigentlich könnte ich direkt hier in der Kirche schlafen", sagt er angesichts seines Terminplans für den Rest die Jahres, von stader Zeit ist da keine Spur. Angesichts der Temperaturen zieht er es allerdings doch vor, ab und zu an einen wärmeren Ort zu gehen. Alleine vier Gottesdienste muss er für den 24. Dezember vorbereiten. "Für jeden Gottesdienst braucht es natürlich andere Musik, sei es die Christnacht oder das Krippenspiel. Und weil ich auch noch immer alleine spiele, muss ich natürlich alles jeweils mit den Beteiligten proben. Das macht mir eine Menge Spaß, ist aber natürlich sehr viel Arbeit. Die Termine stapeln sich, ich bin quasi ein Getriebener des Zeitplans", sagt Brembeck.

Entsprechend knapp fällt deshalb auch immer die private Weihnachtsfeier mit der Familie aus. "Am Vormittag gibt es schon die Bescherung mit einer kleinen Familienfeier. Davor spiele ich allerdings schon den ersten Gottesdienst. Am Abend geht es dann bis um halb eins Schlag auf Schlag." Ein entspannter erster Weihnachtsfeiertag wartet danach allerdings nicht - bereits um acht Uhr am Morgen ruft der nächste Gottesdienst. "Ich freue mich trotzdem jedes Jahr wieder sehr auf die Adventszeit. Für mich ist es eine Konstante in der hektischen Welt. Und dann kommt natürlich noch die große religiöse Bedeutung dazu", sagt Brembeck.

Allerdings sind es nicht nur die Gottesdienste an den Weihnachtsfeiertagen, die Brembeck momentan zum Getriebenen seines Terminkalenders machen. Schon während der Adventszeit findet beispielsweise jeden Mittwochmorgen um sechs Uhr die Rorate - eine Bitte um die Ankunft des Erlösers - statt. "Trotz des frühen Aufstehens finde ich das sehr reizvoll. Die ganze Kirche ist mit Kerzen beleuchtet und es herrscht eine ganz besondere Atmosphäre." Zudem steht die Planung der Gottesdienste für das erste Halbjahr 2017 an. "Da geht es nicht nur um die musikalische Gestaltung, sondern auch darum, zu schauen, wann ich spielen kann und wann ich einen Vertreter organisieren muss", sagt Brembeck.

Und dann sind noch zwei große Konzerte in diesem Jahr. Am 18. Dezember intoniert Brembeck Bachs Weihnachtsoratorium. Zum Jahresabschluss lädt er gemeinsam mit der Bratschistin Julia Adler zum Silvesterkonzert. "Ich spiele da ein sehr virtuoses Programm, das ich schon seit Monaten übe", verrät Brembeck. Bis zu vier Stunden pro Tag versuche er zu üben. "Irgendwann kommt der Moment, in dem man das Zeitgefühl verliert. Wie damals im Studium. Kaum haben die Semesterferien angefangen, waren sie schon wieder vorbei und es ging weiter."

© SZ vom 07.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: