Schöngeising:Kettengetriebener Fingerzeig

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Ulrich Nußmann hat den zweiten Platz beim Videowettbewerb des Deutschen Fahrradpreises erreicht. In seinem Kurzfilm stellt er den "Chronomad" vor. Das dreirädrige Kunstwerk ist ein Appell zur Entschleunigung

Von Stefan Salger, Schöngeising

"Mein... Fahrrad ... kann" ist weiß auf schwarz im Vorspann zu sehen. Und was dann, angekündigt von einer hell tönenden Fahrradklingel und unterlegt von klassischer Musik der Pianistin Monika Stöhr zu sehen ist, das ist nichts weniger als eine originelle Metamorphose, eine Verwandlung: Einzelteile von Fahrrädern sowie selbst konstruierte Rahmen und Werkzeuge sind zu sehen. Stück für Stück fügen sich die Teile in spielerischer Leichtigkeit zum Kunstwerk "Chronomad". Dieses Rad kann viel mehr als Personen oder Lasten transportieren. Zahnräder "bewegen und wachsen über sich hinaus" - unter den unsichtbaren Händen Ulrich Nußmanns, der im Hintergrund bleibt. Mit überlangen Fahrradketten werden die Zeiger der Uhr angetrieben, die mehr als 25 Jahre an der Fassade der Brucker Berufsschule gehangen hatte.

Reifen, Speichen, Pedale - und doch viel mehr als ein schnödes Fahrrad. Es ist buchstäblich fünf vor zwölf auf der Radluhr Ulrich Nußmanns. (Foto: Privat)

Für den netten Videoclip, zu dem auch Werner Müller eine Passage beisteuerte, hat der ehemalige Berufsschullehrer und Künstler aus Schöngeising den zweiten Platz beim Video- und Fotowettbewerb des Deutschen Fahrradpreises 2018 gewonnen. Titel: "Mein ... Rad ... kann". Nußmann nennt die Installation, die als Hommage zum 200. Geburtstag des Fahrrads entstanden ist, "eine kinetische Maschinenplastik". Sie sei so angelegt, dass "die filigrane Grundkonstruktion die Unsicherheit unserer Zeit erahnen lässt" und das unharmonische Ausschlagen eines Pendels zum Nachdenken anregt. Das von einem kleinen Elektromotor angetriebene Dreirad der Lüfte, bei dem nicht der Fahrer, sondern die Zeiger in Bewegung versetzt werden, soll als Appell zur Entschleunigung verstanden werden. Das Gerüst der Radluhr besteht aus Rohren ausgedienter Fahrräder. Die Zeiger werden mittels Fahrradketten und -zahnräder bewegt. Das Pendel schwingt nicht frei, es wird durch ein bewegtes Gewicht zum Ausschlagen gezwungen. Die Installation war anlässlich der 13. Modenacht und der Ausstellung 200 Jahre Fahrrad im Mai bereits im Hof des Brucker Rathauses aufgebaut.

Aufs Treppchen geschafft hat es Ulrich Nußmann mit seinem Videoclip, weil er beim Online-Voting des bundesweiten Wettbewerb zur Förderung des Radverkehrs in Deutschland viele Stimmen gesammelt hat.

Die Preise an die drei Gewinner des Fachpreises "Die fahrradfreundlichste Persönlichkeit" und die Gewinner der Foto-/Videowettbewerbe werden am Donnerstag in Essen überreicht. Zu sehen ist Ulrichs Nußmanns Kurzfilm im Internet unter der Adresse www.der-deutsche-fahrradpreis.de/nc/video-fotowettbewerb/videos-2018 .html .

© SZ vom 21.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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