Schöngeising:Erinnerung an eine besondere Jobbörse

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Das Schöngeisinger Bauernhofmuseum lässt die Tradition des Lichtmessmarktes wieder aufleben

Von Peter Bierl, Schöngeising

Für die bäuerliche Gesellschaft hatte der Lichtmesstag einst große Bedeutung. Die Dienstboten bekamen unterm Jahr nur Kost und Logis, an Maria Lichtmess, am 2. Februar, wurde ihnen der gesamt Jahreslohn ausgezahlt und das Dienstbuch ausgehändigt. Selbst der berühmte bayerische Reformminister Maximilian Joseph Graf von Montgelas wurde nach 18 Jahren als Regierungschef von seinem König an einem 2. Februar entlassen.

Das anschließende "Schlenkeln" bedeutete eine kurze Zeit der Freiheit für die Dienstboten. "Zeit für Party und Shoppen", wie Jakob es ausdrückt. Während der Schlenkel-Tage feierten die Knechte und Mägde oder gingen einkaufen, vor allem Schuhe, Kleidung und Wachs für Kerzen. Dafür gab es Lichtmessmärkte, an denen speziell solche Waren feilgeboten wurden. Die Bauern sahen sich dort nach neuem Personal um und kauften Saatgut und Haushaltswaren ein, die Dienstboten suchten nach einem neuen Arbeitgeber.

Die Wurzeln des Lichtmesstags reichen sehr weit zurück in die jüdische Überlieferung, erzählt Reinhard Jakob, der Leiter des Jexhof-Museums. Am 40. Tag nach der Geburt wurden die Erstgeborenen in den Tempel gebracht und die Mütter unterzogen sich einer rituellen Reinigung. In der christlichen Überlieferung gelangt Jesus am 40. Tag ebenfalls nach der Geburt in den Tempel. Das Datum markiert zugleich das Ende der Weihnachtszeit. Manche behalten ihren Christbaum bis zu diesem Zeitpunkt. Die Tage sind bereits merklich länger und die Lichtmesskerzen haben auch die symbolische Funktion, die Finsternis zu vertreiben. Die Lichtmesskerze geht auf eine Sage zurück, die aus dem vierten Jahrhundert stammt. Demnach kam Jesus auf dem Weg zum Tempel an einem Kloster vorbei, dessen Äbtissin ihm mit Kerzen entgegen gegangen sein soll. Auf den Lichtmessmärkten wurde deshalb Wachs verkauft, weißes für die Männer und rotes für die Frauen. Die Kerzen wurden am 3. Februar, dem Tag des heiligen Blasius geweiht. Sie sollten Schutz und Segen bringen und wurden etwa bei Gewitter angezündet. Zwei Tage später endete die freie Zeit, die Knechte und Mägde begannen ihre Arbeit auf einem neuen Hof oder kehrten zu ihren Dienstherren zurück.

Dieser Brauch, der in ganz Altbayern zu finden war, endete im Landkreis etwa mit dem Zweiten Weltkrieg, sagt Kreisheimatpfleger Toni Drexler. Danach war die Industrialisierung der Landwirtschaft so weit fortgeschritten, dass es bald keiner Dienstboten mehr bedurfte. Das Jexhof-Museum versucht nun wenigstens einen Aspekt des alten Brauchs wiederzubeleben. Der Förderverein veranstaltet am Samstag, 3. Februar, erstmals einen Lichtmessmarkt.

26 Aussteller präsentieren im Handwerkerstadl, unterm Vordach des Traktorstadels und in Zelten ihre Produkte. Darunter sind Kerzen vom Wachsstöckl sowie Engelskerzen, Stickereien aus Leinen, Wollprodukte und Naturkost. Dazu führt ein preisgekrönter Gamsbinder aus Mittelwald sein Handwerk vor.

Der Lichtmessmarkt auf dem Jexhof-Museum in Schöngeising findet am Samstag, 3. Februar, von 13 bis 18 Uhr und am Sonntag, 4. Februar, von 11 bis 18 Uhr statt.

© SZ vom 02.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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