Schöngeising:Bürgervereinigung gibt auf

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Schöngeisinger Verein prägte über Jahrzehnte das Ortsleben. Nun wird er aufgelöst, weil niemand Vorsitzender werden will

Von Manfred Amann, Schöngeising

Die Bürgervereinigung Schöngeising (BVS) war 41 Jahre lang eine bedeutsame gesellschaftliche und politische Kraft in der Gemeinde. In seiner letzten Mitgliederversammlung hat der am 27. November 1975 gegründete Verein seine Auflösung beschlossen. "Weil es trotz intensiver Suche nicht gelungen war, eine neue Vorstandschaft zu finden", wie Boris Fischer für den kommissarisch tätigen Vorstand erklärt. Zusammen mit dem selbständigen Schreiner Bernd Borowsky-Süß hatte der IT-Spezialist den Verein nach dem überraschenden Ableben des Vorsitzenden Harry Neumaier kommissarisch geführt und vergeblich versucht, einen neuen ehrenamtlichen Vorsitzenden zu finden.

Sie selbst könnten diese Vorstandstätigkeit aus beruflichen Gründen nicht mehr ausführen, sagen Fischer und Borowsky-Süß. Es fehle die Zeit, um den Verein vernünftig zu führen. Die Bürgervereinigung zählte zuletzt immerhin noch 120 Mitglieder, von denen viele seit längerem im Ruhestand sind. Zuletzt war nur noch eine Handvoll aktiv. Das Vereinsvermögen, etwa 2000 Euro, geht als Spende an den Dorfladen, den Asylhelferkreis und den Förderverein Kinderhaus Amperzwerge.

Die BVS hatte sich für eine aktive Bürgergesellschaft stark gemacht, mit dem Ziel die Interessen der Schöngeisinger zu vertreten und frei von Parteizwängen für das Wohl der Ampergemeinde zu arbeiten. Der Verein kümmerte sich um die Kinder- und Jugendbücherei, gestaltete das Ferienprogramm mit und lud zu kulturellen Veranstaltungen und Kinderfesten. Alljährlich wurde für die Mitglieder eine Heizöl-Sammelbestellung organisiert, um günstigere Mengenpreise zu bekommen, und man konnte sich beim Verein ein Baugerüst ausleihen. Gegründet worden war die BVS laut Fischer als "Protestvereinigung gegen überdimensionierte Bauvorhaben der Gemeinde und damit verbundene finanzielle Belastungen für alle Bürger". Im Wesentlichen war es damals um die hohen Kosten für den Kanalbau gegangen. Der Verein forderte ferner immer wieder mehr Transparenz bei Vorhaben der Gemeinde ein.

Besonders engagiert zeigten sich die Mitglieder zur Amtszeit von Bürgermeister Johann Braumiller (CSU), als dieser den Abriss des unter Denkmalschutz stehenden Armenhauses neben der Kirche durchsetzte, der BVS die Verantwortung für die örtliche Bücherei wegnahm und selbst im Schutzgebiet an der Amper einen Aussiedlerhof bauen wollte. Aufgrund der angespannten Finanzlage, warnten die Gemeinderäte vor der Planung einer "überdimensionierten Doppelhalle für Sport und Kultur", die Braumiller ins Spiel gebracht hatte. Es wurde darauf gedrängt, eine Mehrzweckhalle für Sport und Kultur zu errichten, die nicht nur finanzierbar ist, sondern deren Betriebskosten die Gemeinde auch schultern kann. Dass bis heute noch keine Halle gebaut wurde, wird als Bestätigung für die BVS-Gemeinderäte gewertet, dass erst die Finanzierung gesichert sein müsse, bevor man sich an den Hallenbau wagt. Dies hatte vor allem Sonja Lux, die dem Gremium zwölf Jahre lang bis 2014 angehörte, mit Nachdruck immer wieder gefordert. Von 1978 bis 2014 hatte die BVS zwei bis vier Sitze im Schöngeisinger Gemeinderat. Zur Kommunalwahl 2014 konnte mangels Kandidaten keine Liste mehr aufgestellt werden.

© SZ vom 03.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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