Schöngeising:Brauchtum rund ums Ei

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"Oarwoageln" nennt sich der alte bayerische Brauch, der an Ostern auf dem Jexhof zu bestaunen ist. (Foto: Johannes Simon)

Mit einem lehrreichen wie unterhaltsamen Programm zieht das Schöngeisinger Bauernhofmuseum am Ostermontag wieder viele Familien an

Von Karl-Wilhelm Götte, Schöngeising

Auch der ständige Nieselregen und unwirtliche Temperaturen von nur sechs Grad Celsius haben viele Familien mit ihren Kindern nicht von ihrem Osterausflug zum Bauernhofmuseum Jexhof abgehalten, um dort traditionellen Osterbräuchen beizuwohnen. Schon nach einer Stunde waren mehr als hundert Besucher gekommen. "Es werden wohl bis um sechs Uhr 500 werden", prognostizierte die Kassiererin am Eingang optimistisch. Bei warmem Sonnenwetter kämen jedoch erfahrungsgemäß 2000 Besucher zur Osteraktion des Jexhofes. "Wir haben ein robustes, wettertaugliches Publikum", sagt Museumsleiter Reinhard Jakob. "Das kommt bei jedem Wetter und jammert nicht."

Der Museumschef selbst kümmert sich um das berühmte "Oarwoageln" - das Eierrollen. Dazu hat er zwei Holzstangen nebeneinander gelegt und eine Schräge erzeugt, auf die gerade der eineinhalbjährige Philipp sein Ei mit Hilfe seiner dreijährigen Schwester Linda mühsam platziert. Philipps Ei rollt herunter und berührt auf der Wiese Lindas Ei. "Philipp hat gewonnen", sagt Jakob und überreicht dem Buben ein farbiges echtes Osterei als "Siegprämie" aus seinem Korb. "Das Oarwoageln machen wir nur noch mit Eiern aus Pappmasché und Gips", klärt der Museumsleiter auf, "sonst hätten wir hier lauter Eiermatsch".

In der Backstube knetet Kunst- und Kulturpädagogin Verena Maria Wendt mit den Händen gerade den Teig für einen späteren Hefezopf. Dazu wird der uralte Backofen mit großen Holzscheiten angeheizt. Das Feuer beobachten einige Kinder sehr interessiert, aber aus sicherer Entfernung. Draußen auf der Wiese hat Museumshandwerker Heinrich Widmann einen Birkenstamm bereitgelegt, um von ihm Holzscheiben für den Unterbau eines Osternestes abzusägen. Da sind dann plötzlich auch die Papis, manchmal auch die Muttis der zahlreichen Kinder in ihrem Element. In die Holzscheiben bohren sie ziemlich mühsam mit einem Handbohrer fünf Löcher. Bei so viel handwerklichem Einsatz der Eltern bleibt den Kindern nur noch die Zuschauer- oder die Handlangerrolle. Sie dürfen später Zweige von Obstbäumen ringsherum einflechten und das Nest mit Heu und Moos auspolstern. Vater Thomas Obermeier aus Emmering werkelt sogar an einem zweistöckigen Osternest, während sein zehnjähriger Sohn David zuschaut. "Wir sind Stammgäste hier am Ostermontag", sagt der Vater. Das kalte Wetter macht ihnen nichts. Vergangenes Jahr habe es sogar gegraupelt.

Der dreijährige Vincent trägt sein Nest mit vier Ostereiern darin stolz fort. "Das ist eine tolle Sache hier", sagt Mutter Claudia Hendel und freut sich, dass ihre Kinder so prima beschäftigt sind. Museumshandwerker Widmann hat sich auf die aktiven Eltern eingestellt: "Ich lasse ihrer Kreativität freien Raum." Hans Machnitzke schafft es an einer anderen Ecke, die Kinder bei seinen "Eierexperimenten" in seinen Bann zu ziehen. Die staunen über ein rohes Ei ohne Schale, das der Museumsführer in der Hand hält und durch das das Eigelb hindurch schimmert. "Wie geht denn das?", fragen sich nicht nur Kinder. "Das Ei habe ich zwei Tage lang in Essig gelegt", erläutert Machnitzke den Trick.

"Wie viel Gewicht halten drei halbe Eierschalen aus, bis sie brechen?", stellt er den Kindern dann die nächste Aufgabe, bei der Machnitzke ein Brett über die drei halben Eierschalen gelegt hat. Zwei, drei oder fünf Kilo?, rätseln die Kinder. Dann warten sie gespannt, bis eine Eierschale zerbricht, doch das passiert erst, als Machnitzke 7,5 Kilogramm an Gewichten aufs Brett gestellt hat.

© SZ vom 18.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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