Schnäppchenjagd:Stille Suche

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80 000 Bücher, Schallplatten, Filme und Spiele warten beim Flohmarkt in der Gröbenzeller Wildmooshalle auf neue Besitzer. (Foto: Günther Reger)

Tausende von literaturbegeisterten Menschen drängen sich beim Gröbenzeller Bücherflohmarkt in der Wildmooshalle wieder an den Tischen. Fündig werden bei dem riesigen Angebot alle

Von Julia Huss, Gröbenzell

An diesem Nachmittag ist es auffallend still in der Gröbenzeller Wildmooshalle. Zahlreiche Menschen durchstöbern dicht aneinander gedrängt mit gesenktem Blick und gerunzelter Stirn die vor sich ausgebreiteten Bananenkisten randvoll mit Büchern. Werke werden aufgeklappt, Klappentexte überflogen und immer wieder wandert eines der ausgesuchten Objekte in die bereits prall gefüllten Beutel und Rucksäcke. Manche balancieren stapelweise Bücher auf ihren Armen, lassen sich in den Ecken der Turnhalle nieder und sortieren die gesammelten Werke in zwei Haufen, bevor sie den Weg zur Kasse antreten. Und dann laufen noch die Damen und Herren des Vereins "Gröbenzell hilft", der auch in diesem Jahr den 27. Bücherflohmarkt organisiert hat, mit ihren grünen Oberteilen durch die Reihen. Sie führen Besucher zu den gesuchten Themen, füllen die immer wieder leer werdende Kisten auf und behalten bei rund 80 000 Büchern, Schallplatten, Filmen und Spielen in der Halle den Überblick.

Neben der Turnhalle gibt es auch noch einen weiteren Raum, die sogenannte Raritätenecke, mit Tischen voll von alten Kinderbüchern, illustrierten Kunstbüchern und Klassikern die sogar zurückgehen bis auf das Jahr 1692. "Es gibt nichts, was es nicht gibt", begrüßt Vernon Uhlenbrock seine Kunden. Die beinahe antiken Klassiker begeistern die Buch-Schnäppchenjäger. "Wir hatten heute den besten Vormittag in der Raritätenecke seit Beginn des Flohmarktes", erzählt Uhlenbrock. Aufgrund der guten Qualität und der fairen Preise, reißen ihm die Kunden oftmals die Bücher aus den Händen. Nach allen Werken wird im Internet recherchiert, dort suchen die Mitglieder des Vereins einen Referenzpreis und überlegen sich den Verkaufspreis. Beide Beträge werden auf der ersten Seite des Buches notiert. "Wir versuchen den Kunden einen fairen Vorschlag zu bieten", sagt das Mitglied des Vereins.

Die bücheraffine Manuela lässt ihren Blick zwar über den Kinderbuchklassiker "Lassie" schweifen und blättert auch kurz durch eines der Werke des französischen Schriftstellers Charles Baudelaire, dann macht sie sich aber auf dem Weg in die Haupthalle, um die 250 Kategorien von Abenteuerromanen über Biografien bis hin zu englischsprachiger Literatur zu durchkämmen. Anfangs hat sie das Angebot jedoch etwas überfordert. "Als ich reingekommen bin, dachte ich, dass ich in den Massen der Bücher gar nichts finden werde, aber dann ist mir aufgefallen, wie sinnvoll alles sortiert ist", sagt die Fürstenfeldbruckerin. Deshalb steht sie nun vor ihrem favorisierten Themenbereich "Kriminalromane", zückt ihre Brille, wandert von Kiste zu Kiste, von Tisch zu Tisch, auf der Suche nach speziellen Autoren und zieht immer wieder ein Buch heraus, sobald sie der Titel anspricht. Am Ende droht ihr Beutel mit gut 20 Büchern beinahe zu platzen und ihre Erwartungen sind übertroffen. "Ich hätte nie gedacht, dass ich so viele gut erhaltene Bücher finden werde.

Nächstes Jahr komme ich wieder, aber mit einer größeren Tüte", stellt sie lachend fest. Der Platz geht jedoch den wenigsten Leseratten aus, denn viele treten die Suche mit Umzugskartons und riesigen Rucksäcken an. Auch Johanna Steidls überdimensionale Einkauftasche ist bereits randvoll mit Kochbüchern und Kriminalromanen. Nun inspiziert aufmerksam ihre Errungenschaften. "Erst einmal habe ich alles mitgenommen, jetzt wird aussortiert." Nicht nur für die Besucher, sondern auch für die Veranstalter ist der Flohmarkt immer ein voller Erfolg "Trotz des vielen Schnees waren bereits vor zehn Uhr Leute angestanden und sind dann pünktlich zu Eröffnung reingeströmt", erzählt Vereinsvorsitzende Renate Müller. Generell war der Andrang aber genauso groß wie vergangenes Jahr und alleine am Samstag gut 3000 Menschen da. "Wir hatten den ganzen Tag über einen guten Betrieb", berichtet Müller.

Am Ende finden sich fast alle Kunden an der Kasse wieder, denn es gibt wohl kaum jemanden, der nicht fündig wurde. Dort gibt es dann auch keine böse Überraschung, denn die Preise liegen je nach Größe zwischen 50 Cent und drei Euro. Der Erlös geht wieder an karitative Organisationen.

© SZ vom 19.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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