Puchheimer Umfahrung:Weniger Verkehr, aber vollgelaufene Keller

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Die Puchheimer haben jetzt zwar ihre Ruhe, aber mehr Angst vor Starkregen. Sie glauben, dass die Umfahrung der Bundesstraße 2 Ursache für die jüngsten Überschwemmungen ist. Die Anwohner suchen den Schuldigen, die Straßenbauer wiegeln ab.

Peter Bierl

Mehrere Anlieger der neuen B-2-Umfahrung von Puchheim Ort machen Straßenbauer für die Überschwemmungen ihrer Häuser verantwortlich. Nach sintflutartigen Regenfällen waren am 30. Juni rund ein Dutzend Keller vollgelaufen. Die Betroffenen sind der Überzeugung, dass durch den Bau der Umgehungsstraße das Entwässerungssystem am Parsberg beeinträchtigt wurde. Vertreter des Straßenbauamtes und des Wasserwirtschaftsamtes bestreiten dies.

Es ist für uns schwer nachvollziehbar, dass die Straße für die Schäden verantwortlich sein soll", sagt Peter Weywadel, Leiter des staatlichen Bauamtes Freising. Laut Wasserwirtschaftsamt könne nach solchen außergewöhnlichen Regenfällen, mit denen statistisch alle 50 Jahre zu rechnen ist, um jedes Haus herum das Wasser 30 Zentimeter hoch stehen.

Zehn der betroffenen Familien haben sich am 5. Juli an die Behörden gewandt. Landrat Thomas Karmasin (CSU) ließ daraufhin mitteilen, er sei nicht zuständig, und Puchheims Bürgermeister Herbert Kränzlein (SPD) verneinte im Planungsausschuss jeden Zusammenhang mit der B-2-Umgehung. Für die Schadensregulierung sei die Stadt "weder verantwortlich noch zuständig", schrieb Manuela Stich, Kränzleins persönliche Referentin, den Bürgern.

Ein 80 Zentimeter dickes Rohr verläuft unter der neuen B 2. Auf der Südwestseite des Rohres sammelt sich Wasser aus zwei vom Parsberg kommenden Gräben sowie aus einem Überlaufrohr der Straßenentwässerung. Die Familie Haimerl und Helga Kothmayr, die am stärksten von den Flut betroffen waren, sind der Ansicht, das Wasser aus diesen Gräben sei vor dem Bau der B 2-Umgehung teilweise in nordwestliche Richtung abgeflossen und versickert. Jetzt werde das Wasser gesammelt und durch das größere Gefälle des Rohres beschleunigt unter der B 2 hindurchgeleitet - in einen Graben, der "im Nirwana endet", wie Eva Haimerl es ausdrückt.

Das bestreitet Richard Müller, Abteilungsleiter des Wasserwirtschaftsamtes. Die Wassermenge, die auf die Fläche gelangt, sei mit oder ohne Straße stets die gleiche. Ein Teil des Regenwassers, das auf einer Länge von etwa 100 Metern auf die Fahrbahn niedergeht, würde nun sogar in Richtung Germering abfließen, weil der Scheitelpunkt der Straße gegenüber der Wasserscheide auf dem Parsberg in Richtung Nordwesten verschoben ist. Den Graben, der von dem fraglichen Rohr zur Waldstraße führt, bezeichnet Müller als Zwischenspeicher, mit "gegenläufigem Gefälle", der das Wasser zur Mitte hin, zum Neufeld-Graben, lenkt. Müller verweist zudem auf eine Messstelle für Niederschläge in Roggenstein, die allerdings mehr als 3,5 Kilometer von Puchheim-Ort entfernt liegt. Dort seien zur fraglichen Zeit rund 60 Liter Wasser pro Quadratmeter registriert worden. In 14 Gebäuden des Dorf musste die Feuerwehr an jenem Tag Keller auspumpen. "Es waren teilweise Häuser, die schon früher betroffen waren, also vor dem Bau der B-2-Umgehung", sagt Thomas Salcher, Feuerwehr-Kommandant von Puchheim-Ort und Stadtrat der UBP. In einem Schreiben der Stadt wird den Betroffenen empfohlen, "zur künftigen Schadensabwendung eigene bauliche Maßnahmen zu ergreifen". Eine Strategie, die auch Müller für wirkungsvoll halten würde.

Kothmayr und die Haimerls könnten die Gartenmäuerchen ihrer Nachbarn entlang ihrer Grundstücksgrenze verlängern. Die nächste Flut würde dann wohl zu den Nachbarn auf der anderen Seite umgeleitet. Dagegen fordern die Betroffenen, das Rohr unter dem Tunnel dichtzumachen, damit sich beim nächsten Starkregen die Überschwemmung nicht wiederholt.

© SZ vom 05.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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