Puchheim:Streit um Kulturförderung

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Der Kulturausschuss will seine besondere Unterstützung für Vereine transparenter gestalten. Geplant ist, ein Bewertungssystem einzuführen. Im Stadtrat werden die Vorschläge zerpflückt

Von Peter Bierl, Puchheim

Der Puchheimer Stadtrat möchte die Verteilung seiner Fördermittel an die Kulturvereine transparenter gestalten. Bereits im Oktober empfahl der zuständige Kulturausschuss einstimmig, dafür neue Förderrichtlinien zu erlassen und ließ den Kämmerer dafür einen Vorschlag ausarbeiten. Die Grundidee ist, die Höhe der Summen an quantitative Kriterien zu knüpfen. Wer mehr Mitglieder hat und öffentliche Auftritte vorweist, kriegt auch mehr Geld. Im Plenum stieß die Idee vor einigen Tagen nun auf Kritik von allen Seiten.

Insgesamt fördert die Stadt Puchheim in diesem Jahr kulturelle Einrichtungen wie Musikschule oder Volkshochschule mit etwa 100 000 Euro. Dazu kommt viel Geld für die Bibliothek und das renommierte Kulturzentrum Puc. Dieses fährt in diesem Jahr ein Defizit von etwa 900 000 Euro ein, für den laufenden Betrieb und Investitionen. Bereits im Herbst hatte der Kulturausschuss die Anschaffung von neuen Tischen und Stühlen für das Puc im Wert von etwa 160 000 Euro verworfen. Abgesehen davon waren die Ausgaben für Kultur den Stadträten im Finanzausschuss bei den Haushaltsberatungen im Januar keiner großen Debatte wert. Stattdessen wird nun über Peanuts gestritten. Denn die besondere zusätzliche Kulturförderung, für die es das neue Konzept geben soll, wird zwar fast verdoppelt, beläuft sich aber insgesamt nur auf etwa 3500 Euro, die auf etwa ein Dutzend Vereine verteilt werden müssen.

Kulturreferentin Ramona Weiß (CSU) hatte bereits vor geraumer Zeit angemahnt, die Förderrichtlinien zu überarbeiten, im Sinne von mehr Transparenz. Ihr Vorschlag lautete, die Vereine zu bewerten und Punkte zu vergeben sowohl für die Mitgliederzahl als auch die jeweilige kulturelle Bedeutung. Größere Vereine, die öfter Veranstaltungen machen, würden demnach mehr Geld bekommen. Eine ähnliche Regelung für die Sportvereine hat der Stadtrat schon getroffen. Nach der Debatte im Kulturausschuss entwickelte Kämmerer Harald Heitmeir also einen neuen Entwurf für die Kulturförderrichtlinien, versehen mit einem Zahlenmodell.

Demnach könnte man für die Mitgliederzahl Punkte vergeben und für Jubiläumsfeiern je nach Alter einen Zuschuss auszahlen: Kann ein Verein auf 100 Jahre und mehr zurückblicken, bekäme er demnach 500 Euro für die Feier.

Das Modell wurde allerdings im Plenum des Stadtrates von allen Seiten angegriffen. Das Kriterium der kulturellen Bedeutung öffne doch der Willkür Tür und Tor, warnte Jean-Marie Leone, der Fraktionsvorsitzende der SPD. Michael Burkhart (FW) fand es unmöglich, wenn etwa der Deutsch-Finnische-Club weniger Geld bekäme als der Liederkranz. Kulturreferentin Weiß wiederum monierte, dass Vereine null Punkte bekommen könnten. Einen Punkt sollte jede Gruppe mindestens erhalten. Ihr Vorschlag lautet, dass Vereine für die Anzahl ihrer Auftritte in Puchheim, für repräsentative Gastspiele außerhalb, die gut für das Renommee der Stadt sind, sowie für Auszeichnungen besonderer Art jeweils Punkte bekommen.

"Ich koche ein bisschen", antwortete Harald Heitmeir, der Kämmerer. Die Verwaltung sei lediglich beauftragt worden, ein "rein mathematisches Modell" vorzulegen. Er persönlich halte es für schwierig, an Kultur mathematische Kriterien anzulegen, aber wenn die Stadträte dies wollten, müssten sie die Bewertung vornehmen.

Der Grünen-Fraktionssprecher Manfred Sengl nannte den Vorschlag unausgegoren. Das Gremium folgte seinem Antrag, das Thema an den Ausschuss zurückzuverweisen. Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) bemühte sich um Schadensbegrenzung. Er verwies darauf, dass die Gesamtsumme der Förderung sowieso erhöht werde. Im übrigen wäre es "smart", allein die Mitgliederzahl zum Maßstab zu nehmen, dann sei niemand gezwungen, unbedingt öffentlich aufzutreten. Möglicherweise wird der Stadtrat nun wieder zum alten Modell zurückgreifen, das Sockelbeträge zwischen 50 und 300 Euro für jeden Verein vorsah und Zuschläge für besondere Aktivitäten.

© SZ vom 08.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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