Puchheim:Salat und Zucchini

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Das gemeinsame Garteln in den Puchheimer Bürgerbeeten ist Teil des Projektes "essbare Stadt". (Foto: Carmen Voxbrunner)

Gemeinsames Ernten in den Puchheimer Bürger-Beeten

Von Verena Niepel, Puchheim

Ein älterer Herr kippt einen kleinen Eimer Wasser ins Hochbeet, die Enkel tragen zwei weitere volle Gießkannen herbei. Die Pflücksalate und der Fenchel brauchen dringend Wasser. Dann gucken die Kinder neugierig dabei zu, wie an anderer Stelle "später Mangold" und Kohl gepflanzt werden. Damit für das Herbstgemüse genügend Platz ist, wurde zur Ernte im Puchheimer Bürgergarten eingeladen. Dadurch soll mehr Bewusstsein für die Veränderungen im Stadtbild geschaffen werden. Geerntet werden darf eigentlich, sobald das Gemüse und das Obst reif ist, aber "die Leute trauen sich nicht so", meinte Monika Duffner. Die Diplom-Biologin betreut unter anderem den Bürgergarten, der nur ein Teil des Projekts "essbare Stadt" ist. In ganz Puchheim verteilt, wurden im Frühjahr Beete, Gärten und Äcker angelegt, die von Arbeitskreisen betreut werden. An verschiedenen Orten wachsen jetzt die unterschiedlichsten Gemüse- und Obstsorten.

Das Interesse daran, Puchheim in eine "essbare Stadt" zu verwandeln, war von Anfang an groß. "Alles, was uns eingefallen ist, haben wir umgesetzt", so Monika Duffner. Inzwischen tut sich die Stadt jedoch schwer damit, das Projekt noch besser zu vermarkten. Trotz der vielen Pressearbeit wissen nur wenige Menschen, wo die "Bürgerbeete" zu finden sind. Dabei gibt es sogar ein breites Begleitprogramm mit Kräuterwanderungen und Kochkursen. Tatsächlich liegt der Bürgergarten etwas versteckt nahe des Bahnhofes. Eine Dame hat zur Ernte zwei große gelbe Zucchini mitgebracht und zu den geernteten Äpfeln auf den Biertisch gelegt. "Auf die Äpfel bin ich besonders scharf", verrät Emmi Raith-Ingerl. Die Gesundheitsberaterin ist auch Gast im Bürgergarten und betont wie wichtig möglichst unbehandeltes Gemüse für eine gesunde Ernährung ist. Außer ein paar Obstbäumen gibt es noch drei Hochbeete und einen vom Bürgermeister persönlich gepflanzten Johannisbeerstrauch. Besonders schön anzusehen ist zurzeit die Blumenwiese.

Der Garten ist vor allem Treffpunkt, um voneinander zu lernen und sich auszutauschen. "Petersilie bei abnehmendem Mond einsähen", erklärt eine engagierte Bürgerin einem älteren Herren. Der sieht sie erstaunt an. "Das steht so ganz genau auf den Packungen in Italien", fügt sie hinzu. Um die erfahrene Hobbygärtnerin sammeln sich immer mehr Besucher und hören zu. Die Rentnerin kümmert sich nicht nur um ihren eigenen Garten, sondern betreut auch die Grünflächen von mehreren Urlaubern. Jetzt kann sie ihr Wissen im Bürgergarten weiter geben. Aber als Beruf wäre ihr die Gärtnerei dann doch zu anstrengend, betont sie. Einer der Zuhörer kommt aus Bewegungsgründen in den Bürgergarten. Nach einem Bandscheibenvorfall fährt er fast jeden Tag mit dem Fahrrad zu den Beeten. "Ich bin schon älter, da muss man sich bewegen", erklärt er. Wann was eingepflanzt werden muss, davon hatte er bislang keine Ahnung. Wie viele andere Besucher des Bürgergartens auch, hat er keinen eigenen Garten.

Inzwischen treffen sich die Arbeitskreise alle zwei Wochen und treiben das Projekt voran. In Planung steht derzeit noch ein Weinspalier, ein Betonring mit Rhabarber und ein Erdbeerbeet für nächstes Frühjahr.

© SZ vom 06.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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