Vor gut einem Vierteljahrhundert, als das Ehepaar Michielsen aus den Niederlanden nach Puchheim gezogen ist, war der Landkreis - man kann es sich heute kaum noch vorstellen - eine streichmusikalische Wüste. Weder gab es richtige Ensembles, noch ausreichend Unterricht oder überhaupt Nachwuchs. Dass die Region heute quasi eine grüne Oase voller Geiger, Cellisten und anderer Streicher ist, ist vor allem der beharrlichen Arbeit der Michielsens zu verdanken. Ausdruck ihres Engagements ist die Entwicklung des Puchheimer Jugendkammerorchesters, das nun sein 25-jähriges Bestehen feiert - unter anderem mit einem großen Jubiläumskonzert am nächsten Wochenende.
"Als ich 1988 an die Kreismusikschule gekommen bin, war ich erstaunt, wie wenig Streicherleben es hier gab. Als ich angefangen habe zu unterrichten, gab es kein Ensemble, in dem meine Schüler hätten spielen können", erinnert sich Simone Michielsen. "Weil ich das gemeinsame Musizieren und den Genuss, den das bringt, für einen ganz wichtigen Teil halte, habe ich eben die Gründung eines Ensembles beantragt, die dann auch relativ schnell genehmigt wurde." Relativ schnell stieg die Nachfrage nach Unterricht, mehr und mehr junge Leute wollten Streichinstrumente lernen. Schnell brauchte es ein zweites und sogar drittes Ensemble - und jemanden, der sich darum kümmern kann, weil Simone Michielsen nicht mehr alles selbst machen konnte.
Praktischerweise gab es da ja noch ihren Mann Peter, der wie sie ebenfalls Geige studiert hat. Er hatte zumindest als Musiker schon einige Orchestererfahrung gesammelt und überlegte zu dieser Zeit sowieso, was genau er denn nun machen solle. "Ich hatte zwar noch keine Erfahrung hinter dem Pult, aber ich habe schnell gemerkt, dass mir das Spaß macht." Und so hat er 1993 die musikalische Leitung des damals gerade gegründeten PJKO übernommen - und sie bis heute behalten.
Wenn man sich anschaut, was das Orchester seitdem geleistet hat, kann man nur beeindruckt sein. Insgesamt wurden bisher 200 junge Menschen ausgebildet, 50 von ihnen haben später einen Beruf ergriffen, der mit Musik zu tun hat, vom Orchestermitglied über Lehrer bis hin zum Tonmeister und Geigenbauer.
Mehr als 250 Konzerte hat das Ensemble gegeben und mehrere Preise gewonnen, darunter den Tassilo-Preis der Süddeutschen Zeitung, den Bayerischen Staatspreis für Musik und den Förderpreis des Kulturvereins Fürstenfeld. Dazu kommen zahlreiche gute Platzierungen bei nationalen und internationalen Festivals und Wettbewerben.
Dabei, betont Simone Michielsen, gehe es weniger darum, Wettbewerbe zu gewinnen, als einfach an ihnen teilzunehmen. "Jedes Mal, wenn wir irgendwo mitmachen, setzt das eine Energie frei, die die Gruppe locker über das ganze Jahr trägt. So etwas schweißt einfach zusammen und motiviert ungemein" sagt sie, und Peter Michielsen ergänzt: "Sich auf einen Punkt zu konzentrieren, bündelt die Energie einfach ganz anders, als es Tourneen oder einzelne Konzerte tun."
Während die Michielsens also seit Anfang an für die musikalische Ausbildung verantwortlich sind, kümmert sich seit 18 Jahren Ursula Bischof, unterstützt von ihrem Mann Paul, um die organisatorische Leitung. Dazu gehören unter anderem die Planung der Touren und Konzerte, die Öffentlichkeitsarbeit und natürlich die Finanzen. Gerade letzteres sei nicht immer einfach, trotz Unterstützung durch den Landkreis und die Stadt Puchheim.
Paul Bischof ist auch für die neuste Gründung des Teams verantwortlich: die Streicherakademie. Dort sollen talentierte Jungmusiker die Chance bekommen, unabhängig vom Geldbeutel der Eltern eine intensivere Ausbildung zu erhalten - quasi eine Art Brücke zwischen normalem Musikschulunterricht und dem Studium an einer Hochschule. Dieses jahrzehntelange Engagement des Führungsteams hat nicht nur die Szene im Landkreis belebt, sondern Puchheim zu einem weit über die Region hinaus bekannten Zentrum für junge Streichmusiker gemacht. Und auch wenn es Anfragen von überall her gibt: Sehr viele Nachwuchstalente stammen nach wie vor aus dem Landkreis.
25 Jahre Puchheimer Jugendkammerorchester, Jubiläumskonzert am kommenden Samstag, 23. Juni, von 19.30 Uhr an im Puc, der Eintritt kostet 16,20 Euro