Puchheim:Musikalische Reise zur Samba

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Brasilianisches Lebensgefühl mit Sophie Wegener und Zona Sul

Von Jörg Konrad, Puchheim

Es gibt eine musikalische Achse Deutschland - Brasilien, die man so eigentlich nicht vermutet hätte. Aber der erste Klavierlehrer des großen Antonio Carlos Jobim war ein Deutscher: Hans-Joachim Koellreuter aus Freiburg im Breisgau. Jobim, damals gerade 13 Jahre alt, konnte zu dieser Zeit schon ausgezeichnet Gitarre spielen. Später sagte er, dass besonders Johann Sebastian Bach, Claude Debussy und Maurice Ravel großen Einfluss auf ihn ausgeübt hätten. Aufgrund seines ersten Unterrichts bei Koellreuter? Vielleicht.

Auf jeden Fall sollte es gute zwanzig Jahre später auch eine Achse Brasilien - Deutschland geben, als nämlich Jobims Bossa-Nova-Kompositionen (neben Catharina Valente) auch den deutschen Jazz beeinflusste. Es sollte keine kurzweilige Mode werden. Der Zauber der Bossa hält schließlich bis heute. Erst kürzlich pulsierte das Puchheimer Kulturzentrum (Puc) in den synkopierten 2/4-Rhythmen des Samba und Sophie Wegener, die Sängerin der Formation Zona Sul, interpretierte Songs aus dem mittlerweile riesigen brasilianischen Fundus. Doch zuvor empfahl sich noch das inspirierende Singer-/Songwriter-Quartett Light Flight im Vorprogramm, mit einer eigenwilligen Mischung aus Pop, Folk und Country.

Sophie Wegeners Stimme trifft den Nerv der Bossa. Sie ist nah an den Originalen, aber weit genug entfernt, um mit ihrer eigenen Persönlichkeit zu punkten. Sie spielt mit der Zeit, phrasiert transparent und verzaubert mit ihren gefühlvollen Balladen. Auch dann, wenn sie französische Chansons streift und dabei in eine völlig andere Kultur eintaucht. Sophie Wegener hat eine Zeit lang in Brasilien gelebt, um vor Ort die Musik und die Sprache der Favelas zu studieren. Seit 1999 tourt sie nun mit Zona Sul - weitab jedoch aller zeitgeistgeschuldeten Brazilectro-Sounds. Dafür sorgen Tizian Jost, Matthias Engelhardt und Hajo von Hadeln mit ihrer "handgemachten" Musik. Jost wollte schon von frühester Jugend an brasilianische Musik spielen und kann sich, abgesehen von eigenen Projekten, mit Zonal Sul diesem Lebensgefühl musikalisch voll hingeben. Er improvisiert mit einer Gelassenheit und Inspiration die begeistert, deren Haken schlagende Fantasie fast sprachlos macht. Ein Pianist, dem die Ideen (und die Spielfreude) nie auszugehen scheinen.

Matthias Engelhardt groovt mit seinen melodischen Bassfiguren, schafft einen treibenden rhythmischen Unterbau und beeindruckt mit seinen unprätentiösen, tieftönenden Soli. Er korrespondierte wunderbar mit Hajo von Hadeln, der mit zu den sensibelsten Schlagzeugern gezählt werden muss. Er brilliert eben nicht mit ständigen Breaks und rhythmischen Kabinettstücken, sondern sein Spiel ist gruppendienlich, diszipliniert und trotzdem aber wirkungsvoll. Dem Publikum hat diese musikalische Reise in die Regionen des Samba und Cool Jazz hörbar gefallen. Pure Magie eben.

© SZ vom 15.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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