Puchheim:Kostenstreit um Kinderhaus

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Puchheimer Stadträte kritisieren die Kostensteigerungen um eine halbe Million Euro und die Honorare für Ingenieure

Von Peter Bierl, Puchheim

Das geplante Kinderhaus im Wohnpark Roggenstein wird um rund eine halbe Million Euro teuerer als die Stadtverwaltung im Mai kalkuliert hat. Mehr als 7,1 Million Euro soll die Kindertagesstätte samt einigen Wohnungen nun kosten. Das hat Unmut bei einigen Stadträten ausgelöst. Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) dagegen versteht die Aufregung nicht. Die höheren Kosten kämen zustande, weil zum einen die Schätzungen exakter würden, je mehr die Planung voranschreite. Zum anderen müssen die Gruppenräume des Kinderhauses von einer bestimmten Größe an höher gebaut werden.

Bereits im Ferienausschuss im August gab es Ärger. Die Stadt könne sich keine Planung erlauben, "bei der das Geld unter den Händen davon laufe", rügte Max Keil (UBP) dem Protokoll zufolge. Er und Michael Burkhart (FW) kritisierten die Honorar für die Planer in Höhe von über 1,1 Million Euro als zu hoch. Christine Eger (CSU) bezweifelte, dass Kindertagesstätte und Wohnungen in dieser Größenordnung gebraucht würden.

Der geschäftsleitende Beamte verteidigte die Mitarbeiter des Bauamts. Jens Tönjes erinnerte die Räte, dass sie beschlossen hatten, das Kinderhaus um neun Dienstwohnungen zu ergänzen. Die Kostenschätzungen müssten der Planung angepasst werden. Wolle man dabei Steigerungen ausschließen, müsste er den Mitarbeitern empfehlen, künftig jede Kalkulation um 25 Prozent höher anzusetzen.

Zwischenzeitlich debattierte der Ausschuss für städtische Bauten über die Kostenmehrung. Im Stadtratsplenum am Dienstag wiederholte Keil seine Kritik. Die Leistungen, die die Planer für teueres Geld erbrächten, seien "nicht greifbar", behauptete er. Der stellvertretende Bauamtsleiter Franz Promper entgegnete, dass es einzelne Leistungen gebe, die genau mit ihren Anteilen am Honorar vorgegeben seien. Der Bürgermeister verwies darauf, dass eine Gebührenordnung gilt. Das Honorar sei abhängig von den gesamten Baukosten. Günther Hoiß (CSU) monierte, dass sich hinter dem Anbieter für die Planung eine österreichische Firma verberge, auf deren Homepage sich gar keine Referenzen in Sachen Kindertagesstätten fänden. Promper erklärte, das Unternehmen habe den Bau mehrerer solcher Einrichtungen in München betreut.

Ein Kostenfaktor ist die Höhe der Räume. Bürgermeister Seidl erklärte der SZ, dass ab einer bestimmten Größe der Gruppenräume die Räume höher gebaut werden müssen. Der Stadtrat habe die Wahl zwischen 2,50 und 2,75 Meter. Ein weiterer Aspekt ist der Wohnungsbau. "Extrem schwierig" und damit teuer bleibe deren Erschließung, sagte Seidl. Den dritten Faktor stellten die technischen Anlagen dar. "Heizung, Lüftung und die Sanitärbereiche treiben die Preise nach oben", sagte der Bürgermeister.

Promper hatte bereits im Ferienausschuss auf eine aufwendigere Erschließung von der Oberen Lagerstraße her hingewiesen und die Feuerwehrzufahrt genannt. Die neue Kostenschätzung hat die Architektenkammer von Baden-Württemberg auf der Grundlage des bundesweit geltenden Baukostenindexes vorgenommen. Trotz des Unmuts genehmigte der Stadtrat am Dienstag schließlich bei nur zwei Gegenstimmen die Vergabe der Ingenieurleistungen.

Vertagt wurde hingegen die Entscheidung über die Möblierung der Grundschule am Gerner Platz. Hoiß kritisierte, dass der Preis des Anbieters mit über 136 000 Euro um etwa 35 Prozent über dem eines Mitbewerbers läge. Ramona Weiß (CSU) fragte, warum sonst immer der Preis, in diesem Fall aber andere Kriterien angewendet würden. Seidl erklärte, dass aufgrund eines Kriterienkatalogs und Punktesystems entschieden werde.

Der Preis sei das wichtigste Kriterium, die Hälfte der Punkte werden aber für Gestaltung sowie Funktionalität und Technik vergeben. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Jean-Marie Leone verlangte ein Gesamtkonzept für die Möblierung. "Es ist nicht klar, wo die vorteile liegen, die einen höheren Preis rechtfertigen", sagte Leone. "Wir arbeiten das noch mal auf", sicherte der Bürgermeister zu.

Einstimmig bewilligt wurde lediglich der Auftrag an eine Schreinerei für die Innentüren und die Wandverkleidung der Grundschule. Auch dabei hatte Hoiß bemängelt, dass die Kosten um 55 Prozent gegenüber der Kalkulation steigen. Promper erklärte dies mit Umschichtungen innerhalb der Gewerke und der Marktlage. "Es haben nur zwei Firmen ein Angebot abgegeben. Da kann man den Preis nicht beeinflussen", sagte er.

© SZ vom 11.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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