Puchheimer Lichterkette:Im hellen Schein der Solidarität

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Die Veranstalter der Puchheimer Lichterkette können zufrieden sein. Mehr als 500 Menschen folgen dem Aufruf, für Offenheit, Toleranz und Freundschaft zu demonstrieren.

Von Peter Bierl, Puchheim

Weit mehr als 500 Menschen haben am Montag in Puchheim mit einer Lichterkette für Offenheit, Toleranz und Gastfreundschaft demonstriert. Dazu läuteten die Kirchenglocken von St. Josef. Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) hieß alle willkommen, die hier leben, die zu Gast sind oder in Puchheim Hilfe suchen. Er rügte die "Wölfe im Schafspelz" von Pegida sowie islamistische Terroristen, die die "Verfasstheit" der demokratischen Gesellschaft attackierten. "Niemand war immer schon da, wo er ist. Alle kommen von irgendwo und brauchen eine Heimat", sagte der evangelische Pfarrer Markus Ambrosy.

Gegen 19 Uhr kommen die Menschen einzeln und in kleinen Gruppen zu Fuß und einige mit dem Rad aus allen Richtungen zum Grünen Markt. Dort weht ein kalter Wind, in der Mitte ist ein kleines Podium aufgebaut und die Puchheimer Blasmusik spielt auf. Kinder und Jugendliche, Alte und Junge mit Schildern und Transparenten, Kerzen und Laternen versammeln sich, darunter viele Stadträte sowie Vertreter von Vereinen und Verbänden.

"Aus Verzweiflung nach München"

"Bisher bin ich aus Verzweiflung nach München zum Demonstrieren gegangen", sagt der 68-jährige Karl Scheich. Die Rektorin der Schule-Süd, Rosmarie Ehm, trägt ein Schild an einer langen Stange, auf dem steht: "Puchheim ist bunt." Necla Kara verteilt Blumen an die Demonstranten. Sie ist vor 35 Jahren aus der Türkei gekommen und hatte bisher keine Probleme, sagt sie. "Ich bin hier, weil ich Frieden in meiner zweiten Heimat will", sagt ihre Freundin Fatma Heifelein, die eine türkische und eine deutsche Fahne trägt.

Generationenübergreifend ist die Beteiligung der Bevölkerung an der ersten Puchheimer Lichterkette. (Foto: N/A)

"Wir sollten keine schweigende Masse sein, wenn das Miteinander durch das Schüren von Ängsten und von Ressentiments gefährdet wird", betont Pastoralreferent Helmut Schnieringer zum Beginn der Kundgebung. Seidl erinnert an die Lichterkette vor mehr als 20 Jahren, als der Mob in Hoyerswerda und Rostock tobte und in Mölln und anderswo Menschen von Nazis ermordet wurden. Damals hätten die Parolen "Überfremdung" und ethnische Säuberung geheißen, heute werde eine vermeintliche Islamisierung angeprangert. Da sei es wichtig, rechtzeitig die Augen aufzumachen. "Mein Christentum kämpft nicht gegen den Islam und ist keine umzäunte Exklusiv-Zone", so der Bürgermeister.

Seidl sagt, er freue sich über die Lichterkette. Sie sei ein"starkes Signal dafür, dass das Zusammenleben der Zivilgesellschaft in Puchheim funktioniert." Pfarrer Ambrosy erzählt von seinen Vorfahren, die während der Reformation aus Mailand vertrieben wurden und im frühen 18. Jahrhundert noch einmal als Protestanten aus Frankreich und Salzburg.

Weitere Kundgebungen "bei gegebenem Anlass"

Nach den Ansprachen formierte sich die Lichterkette zwischen der Lochhauser Straße im Norden und dem Mehrgenerationenhaus ZAP im Süden der Bahnlinie, was einige Zeit in Anspruch nahm. Gegen 19.40 Uhr stand die Lichterkette und die Glocken der Kirche läuteten etwa fünf Minuten lang. Anschließend löste sich die Kundgebung langsam auf. Einige nahmen das Angebot war und kamen zum Gespräch bei heißem Tee in das katholische Pfarrzentrum.

"Wir sind sehr zufrieden mit der Resonanz", sagte Mirjam Pfeiffer, Vikarin der evangelischen Kirche der SZ, hinterher. Auf die Frage, ob weitere Kundgebungen geplant seien, meinte sie, vorerst nicht, aber bei gegebenem Anlass, ließe sich die Aktion wiederholen. Veranstalter der Lichterkette waren der katholische Pfarrverband, die evangelisch-lutherische Auferstehungsgemeinschaft, die evangelisch-freikirchliche Gemeinde, die evangelische Gemeinschaft und die Vineyard-Gemeinde. Die Aktion wurde von 25 Vereinen, Verbänden und Firmen unterstützt, darunter dem FC Puchheim und der Feuerwehr.

Weit mehr als 500 Menschen haben für Offenheit, Toleranz und Gastfreundschaft demonstriert. (Foto: Carmen Voxbrunner)
© SZ vom 10.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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