Puchheim:Hitzefrei wird nicht gewährt

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Mit Gleisbauzug und Bagger haben Arbeiter in zwei Wochen Gleise und Weichen im Bahnhofsbereich Puchheim erneuert. (Foto: Günther Reger)

In knapp zwei Wochen wurden Schotter, Gleise und Weichen am Puchheimer Bahnhof ausgewechselt

Von Peter Bierl, Puchheim

Die Zeit läuft. Am Donnerstag in aller Früh, allerspätestens um 4.29 Uhr musste der letzte Arbeiter den Bahndamm verlassen haben. Eine Minute später wurde die Strecke zwischen Pasing und Bruck wieder für die S-Bahn freigegeben. In knapp zwei Wochen haben die Arbeiter sechs Weichen sowie die Schienen von Gleis zwei auf 1000 Meter Länge am Puchheimer Bahnhof ausgetauscht.

Ein großer gelber Bauzug ist am Mittwoch noch im Einsatz. Er besteht aus einer Stopfmaschine, deren eiserne Pickel den Schotter unter die Schwellen drücken, sowie einer Planiermaschine, die mit einer gewaltigen Bürste sauber macht. Die Besatzung dieses Spezialzuges besteht aus acht Personen inklusive einem Messtrupp. Sie können die Pickel von außen regulieren, einige bearbeiten mit Schaufeln und Forken das Schotterbett noch einmal, insbesondere im Bereich der Weichen. "Bei aller Technik bleibt das Handwerk", sagt Bauüberwacher Udo Melzer. Dazu füllt ein Bagger die letzten Löcher auf.

Ziemlich heiß ist es um die Mittagszeit. Für Schweißarbeiten wäre es schon zu viel, maximal 26 Grad sind erlaubt. Für die Arbeiter hingegen gibt es weder hitzefrei noch Schlechtwettergeld. Das liegt an den straffen Bauzeiten. Der Bauzug muss gleich abrücken, schon um 15 Uhr ist ein Einsatz auf einer Strecke im Bayerischen Wald vorgesehen. Die Arbeiter haben es am liebsten, wenn ein leichtes Lüftchen bei 20 bis 25 Grad weht. Schatten spendende Bäume sind auf Bahndämmen selten.

An diesem letzten Tag ist die maximale Zahl von Arbeitern und Spezialisten im Einsatz. Überall sind Männer in roten Warnwesten zu sehen. "Jeder fragt sich, was die anderen machen", erzählt Melzer. Die Firma Strabag, die für den Austausch von Schotter, Gleisen und Weichen zuständig ist, hat mit dem Personal des Spezialzuges und sechs Schweißern insgesamt 26 Leute auf der Baustelle. Dazu kommen weitere 17 Fachleute von Spezialfirmen, die sich um die Oberleitung, die Erdung der Gleise, die elektrischen Anschlüsse der neuen Weichen sowie die Achsenzähler kümmern. Die Oberleitungen müssen noch angepasste werden, weil die neuen Weichen gegenüber ihren Vorgängern um etwa 1,50 Meter verschoben wurden. Im Hintergrund läuft bereits ein umfangreiches Prüfungs- und Übernahmeprotokoll ab

Auf Höhe der alten Hausmüllfabrik steht noch ein Güterzug mit neuem Schotter. Die alten Steine sind abtransportiert, ebenso die alten Weichen und Gleisen. Das Material verkauft die Bahn AG wieder, die teergetränkten Schwellen aus Holz müssen speziell entsorgt werden. Die Weichen in Richtung Pasing sind bereits fix und fertig installiert und werden vom Stellewerk aus bedient. In Richtung Eichenau hingegen müssen die Arbeiter noch an kleinen Kurbeln drehen, wenn sie eine Weiche für die Bau- und Transportzüge umlegen.

Die neuen Weichen haben einige technischen Verbesserungen, darunter eine Heizung und einen besseren und langlebigeren Motor, erzählt Melzer. Im Unterhalt sollen diese Weichen billiger sein. Niemand muss mehr mit der Ölkanne schmieren.

Insgesamt haben die Arbeiter bei sommerlichen Temperaturen und mitunter starkem Regen etwa 5750 Tonnen Schotter, 2000 Meter Schienen und 1700 Schwellen ausgetauscht. In den nächsten Tagen werden sie damit beschäftigt sein, den Parkplatz auf der Nordseite des Bahnhofs aufzuräumen, der als Basislager diente, wo auch Gleise montiert wurden. Die nächste Baustelle für Melzer und seine Kollegen ist am Münchner Ostbahnhof.

© SZ vom 04.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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