Puchheim:Die kalte Schulter des Ministers

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Markus Söder ignoriert beim Auftritt auf dem Volksfest die Demo der Naturschützer gegen seine Umweltpolitik

Von Peter Bierl und Jarah Labib, Puchheim

Mit Transparenten und Trillerpfeifen haben Umweltschützer den bayerischen Heimatminister Markus Söder (CSU) am Donnerstagabend vor dem Bierzelt in Puchheim empfangen. Der kam etwas verspätet an, blieb kurz stehen, um das Spektakel zu betrachten und verschwand dann im Bierzelt. Anlass für den Protest ist die Fortschreibung des Landesentwicklungsplanes. "Söder hat den Weg frei gemacht für Gewerbegebiete auf der grünen Wiese", rügte Eugenie Scherb, die Kreisvorsitzende des Bundes Naturschutz. Söder sprach auf dem Volksfest auf Einladung des Puchheimer Bürgermeisters Norbert Seidl (SPD).

Mehr als 40 Demonstranten stellten sich vor dem Eingang auf, darunter etliche Stadträte der Grünen und der UBP. Einige Jugendliche hatten Eisbärenanzüge angezogen, um auf den Klimawandel hinzuweisen. "Wir möchten Söder daran erinnern, dass es seine Job ist, die bayerische Heimat zu schützen, nicht zu zerstören", sagt einer der Jugendlichen. Zur Kundgebung hatten der Bund Naturschutz sowie das Sozialforum Amper aufgerufen. Polizisten aus Gröbenzell sowie vom Einsatzzug in Fürstenfeldbruck in schwarzer Montur waren zur Sicherheit des Politikers aufgeboten.

Die Naturschützer haben sich kreativ verkleidet. Aber Heimatminister Markus Söder schaut gar nicht hin. (Foto: Günther Reger)

Als der Minister schließlich aus einem Wagen stieg, empfingen ihn die Umweltschützer mit Pfiffen und der Parole: "Wird die Heimat immer öder/ war's wohl wieder der Herr Söder." Die BN-Vorsitzende Scherb ging ein paar Schritte auf ihn zu, um eine Protestkarte zu überreichen und mit ihm zu sprechen. Söder ließ sich aber auf keine Diskussion ein, sondern eilte nach einem kurzen Moment ins extra beheizte und gut gefüllte Bierzelt. Hingegen hatte der CSU-Landtagsabgeordnete Reinhold Bocklet die Kritik der Naturschützer zuvor zurückgewiesen. "Ich bin für die Lockerung des Anbindungsgebotes", sagte er den Journalisten vor dem Zelt.

Dieses Anbindungsgebot sieht vor, dass Gewerbegebiete direkt an den Orten gebaut werden müssen und nicht auf der grünen Wiese. Der Bund Naturschutz kritisiert, dass das bayerische Kabinett auf Initiative Söders den Landesentwicklungsplan (LEP) so geändert hat, dass die Ausweisung von Gewerbegebieten im Außenbereich leichter wird. "Sobald ein Bauer seinen Grund in eine Gewerbefläche umwandeln will, wäre es passiert", sagte Scherb.

Besonders erbost sind Umweltschützer darüber, dass damit auch der Schutz des Riedberger Horns im Allgäu für eine geplante Skiverbindung aufgehoben wird. "Wir stehen hier, weil wir gegen die Zersiedelung der Landschaft sind, gegen die Zerstörung des Riedberger Horns gegen eine dritte Startbahn am Münchner Flughafen. Alles was Söder macht, gefällt uns nicht", sagte die Kreisvorsitzende.

Markus Söder beim Eintreffen auf dem Puchheimer Volksfest. (Foto: Günther Reger)

Der LEP sollte "kommunalen Kannibalismus" bremsen, jetzt sorge Söder für eine Deregulierung und verstärke damit den Flächenfraß. Der Bund Naturschutz appelliert deshalb an den Landtag, dieser Fortschreibung des LEP nicht zuzustimmen. Der Puchheimer Bürgermeister begrüßte die Kundgebung der Umweltschützer. "Die Natur ist begrenzt und muss vorsichtig behandelt werden", sagte Norbert Seidl der SZ.

© SZ vom 07.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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