Puchheim:Das bisschen Haushalt ist doch kein Problem

Lesezeit: 2 min

Nachbarin Birgit Wohlgemut (Stefanie Sollinger) unterstützt Heinz Gerngroß (Alexander Urban) und fällt damit dessen Ehefrau in den Rücken. (Foto: Johannes Simon)

Der Theaterverein Puchheim-Ort zeigt eine gelungene Inszenierung über den ehelichen Rollentausch

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

Zum dörflichen Charakter von Puchheim-Ort passt der örtliche Theaterverein bestens, der regelmäßig im katholischen Pfarrheim auftritt. Diesmal mit dem amüsanten bayerischen Schwank "Des bisserl Haushalt - oder Operation Weichspüler". Der Beginn der Vorstellung wird nicht "eingeklingelt", sondern durch Kuhglocken eingeläutet. Wolfgang Bleifuß, Vorsitzender des Vereins, war selbst überrascht, dass alle sieben Vorstellungen innerhalb von drei Tagen restlos ausverkauft waren. Er macht in seiner Publikumsbegrüßung auf sympathische Weise klar, dass die 140 Besucher nicht im Burgtheater sitzen. Wie sich dann herausstellt, ist das aber auch nicht nötig, um einen höchst vergnüglichen Abend zu erleben.

"Des bisserl Haushalt", bei dem der Rollentausch von Ehemann und Ehefrau schon in der ersten Szene deutlich wird, scheint sich zunächst - auch wenn Heinz Gerngroß, souverän dargestellt von Alexander Urban, sich beim Bügeln dumm anstellt -, eher anti-emanzipatorisch zu entwickeln. Doch schnell wird klar: hier wird nach vielen Seiten ausgeteilt, auch der Klerus wird auf die Schippe genommen, denn bei Sündenplanung schaut der Pfarrer Gottfried Fromm (Norbert Huber) lieber weg, und auch der Blindglaube an jeden Esoterik-Hokuspokus wird durch den Kakao gezogen. Und selbst wenn sich der Ehemann am Schluss des Stückes freut, dass die Gattin das Bügeln wieder übernimmt, freut er sich zu früh, denn im Bügelkorb liegt nicht nur Wäsche, sondern auch so manche Überraschung und die eine oder andere weibliche Trumpfkarte.

Nicht nur Bügel- und Heinzelmann Gerngroß hatte den Umfang der Hausarbeit stark unterschätzt und fühlt sich nun von seiner Karriere machenden Frau Charlotte (Christine Krätschmar) gegängelt, gar unterdrückt. Auch Ignaz (Stefan Kaspar) versucht sich mit einem Gang an Krücken wegen eines angeblichen Fußleidens einem Tanzkurs mit seiner Isolde (Carolin Steiner) zu entziehen. Herbert (Wolfgang Bleifuß) ist so etwas wie das "Hundi" seiner herrischen Frau Annerose (Andrea Reschke, resch und resolut), die ihren Herbert mit "sitz", "Platz" und "gib Pfote" traktiert. Die Männer hecken einen Plan aus, um ihr schlimmes Schicksal zu ändern. Die führende Rolle übernimmt Mesner Lorenz Schweiger (Michael Hahn). Höhepunkt des Stückes, von Andreas Leopold in der bayerischen Fassung von Birgit Müller, ist der Auftritt von Wahrsagerin Ariel Futur. Der mit einem Schleier verkleidete Mesner liest den versammelten Frauen aus der Glaskugel ihre Zukunft. Die Frauen sind schockiert, dass sich ihre Männer, laut Geist "Lenor", von ihren "kratzbürstigen" Ehefrauen abwenden. Der eine liegt angeblich demnächst in den Armen einer feurigen Spanierin und der andere flieht als Kapitän auf ein Kreuzfahrtschiff. Das Gespür von Michael Hahn in dieser genial komischen Nummer für Pausen, Pointen, Lacher und Dosierung, führt zu einer chronischen Lachorgie im Publikum.

Kurzfristig reagieren die Frauen mit einer intensiven Umsorgung ihrer Männer, bis deren hinterlistiger Coup herauskommt. Die Laienschauspieler haben in Zusammenarbeit mit Agathe Meißner, die zur Riege des Theatervereins gehört und erstmals Regie führte, eine Vorstellung aus einem Guss erarbeitet. Meißner hat ihre Akteure allesamt spielsicher präsentiert. Auch in der berühmt-berüchtigt-gefürchteten zweiten Vorstellung, in der bekanntermaßen kein Schauspielprofi gerne bewertet werden möchte. Alle Darstellerinnen und Darsteller agieren mit einer Begeisterung, die ansteckend wirkt und die Besucher begeistert applaudieren lässt.

Dabei sind die Bedingungen im Pfarrheimsaal alles andere als optimal. "Eine feste Bühne wäre toll", sagt Theaterchef Bleifuß etwas wehmütig. Doch ein Umzug ins Puc in Puchheim-Bahnhof kommt für ihn nicht in Frage. "Wir haben hier unser festes Publikum." Für die "Ortler" ist ihr Theater ein "Must See". Zum Pfarrsaal passt der altmodische riesige weiße Souffleurkasten, aus dem man kein Gewisper vernahm und dem nach der Vorstellung Souffleuse Sonja Kaiser entstieg. Auf der kleinen Bühne haben Rudi Hainzinger und Ernest Pichler ein gelungenes Bühnenbild gezaubert. Den anheimelnden dörflichen Charakter des Theaters unterstrich das Schlusslied, das das Ensemble auf der Bühne gemeinsam anstimmte: "Heute ist in Puchheim Theater... wir laden euch jetzt wieder ein..."

© SZ vom 29.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: