Puchheim:Bürgerprotest gegen Saatkrähen

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Eine neue Anwohnerinitiative fordert den Einsatz von Greifvögeln, um die Tiere zu verjagen. Kommende Woche sollen dem Stadtrat mehr als 720 Unterschriften übergeben werden

Von Peter Bierl, Puchheim

Die Auseinandersetzung um die Saatkrähen in Puchheim spitzt sich zu. Anwohner haben sich zu einer Bürgerinitiative formiert. Sie verlangen den Einsatz eines Falkners, um die Vögel zu vertreiben. Bei der Stadtratssitzung am Dienstag wollen sie eine Liste mit 725 Unterschriften übergeben, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen. Die Regierung von Oberbayern würde einen Einsatz von Beizvögeln "unter bestimmten Rahmenbedingungen" grundsätzlich genehmigen.

Seit dem Frühjahr 2011 tobt die Auseinandersetzung, weil sich Bewohner im Bereich des Schopflacher Friedhofs, in der Allinger Straße und am Ihleweg, durch den Lärm und Kot der Tiere belästigt fühlen. Die Stadt hat darauf reagiert. Die Saatkrähen sollten durch Lärmklatschen und bunte Luftballons ferngehalten werden. Nester wurden zerstört und umgesetzt. Das Ergebnis war, dass einige Vögel umzogen sind und sich das Problem in andere Viertel auszudehnen drohte.

"Das ist alles ins Leere gelaufen und hat nichts gebracht", sagt Ramona Wiesinger, die Sprecherin der Bürgerinitiative. Vor acht Jahren seien es acht Brutpaare gewesen, inzwischen mehr als 320. Die Initiative fordert deshalb, einen Falkner zu beauftragen. Der soll dafür sorgen, dass die Krähen sich anderswo ansiedeln. Wiesinger verweist auf den Parsberg und ein Wäldchen zwischen Puchheim und Alling. Die Initiative hat den Falkner Leo Mandlsperger aus Odelzhausen eingeschaltet.

Er war mit seinen Greifvögeln bereits in Meitingen, Mindelheim und Gersthofen im Einsatz - überall mit Erfolg, wie er betont. Die Saatkrähen seien an die vorgesehenen Plätze umgezogen, in Gersthofen seien es immerhin 130 Nester gewesen. "Das ist keine Zauberei, Das funktioniert seit Jahren, bloß die Puchheimer wollen das nicht wahrhaben", sagte Mandlsperger der SZ. Seine Strategie besteht drin, bereits Ende Januar einzuschreiten, bevor die Balz- und Brutzeit beginnt. Vier bis sechs Greifvögel verschiedener Art, Habichte, Bussarde und Falken, die in unterschiedlichen Höhen fliegen, müssten über Wochen hinweg jeden Tag vom Morgengrauen bis zum Abend eingesetzt werden.

Das Honorar für eine Saison gibt Mandslperger mit 20 000 bis 25 000 Euro an. Dass die Regierung den Einsatz von Greifvögeln bislang nicht genehmigt hat, schreckt ihn nicht. Auf den Erdbeerfeldern der Firma Wolf in Puchheim sei er die ganze Zeit im Einsatz. "Bei Landwirten geht es um den wirtschaftlichen Schaden. Da kriegt man sofort eine Genehmigung, aber die Bürger sollen den Lärm ertragen", rügt er. Mandlsperger kennt die Situation vor Ort in Puchheim, allerdings kann er keine Ausweichplätze nennen. "Da sollen sich die Tanten vom Vogelschutzbund darum kümmern", lautet seine Antwort.

Die Experten des Landesbundes für Vogelschutzes (LBV) haben von Anfang an gewarnt, dass alle Versuche, die Saatkrähen zu vertreiben, dazu führen würden, dass sich die Tiere ausbreiten und stärker vermehren. Der Effekt ist in Puchheim eingetreten. Monika Dufner vom Umweltamt verweist darauf, dass die Aktionen in Meitingen "nicht der reine Erfolg waren". Wie in Puchheim hätten sich Splitterkolonien gebildet. "Eine Vergrämung macht nur Sinn, wenn man Ausweichflächen hat. Die haben wir bisher nicht und die Wäldchen sind zu klein", sagte Dufner. Den Einsatz eines Falkners habe die Kommune schon zu Beginn des Konflikts erwogen. Nach Angaben der Regierung darf die Stadt bis 2020 die Tiere mit optischen und akustischen Mitteln vergrämen oder Nester entfernen. Eine Auflage sei eine jährliche ornithologische Begleituntersuchung, die für 2016 nicht vorliege. Diese wäre Voraussetzung dafür, dass die Genehmigung geändert wird, so dass Greifvögel eingesetzt werden dürfen.

© SZ vom 22.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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