Puchheim:Brutaler Überfall auf zwei Männer

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Sieben Jahre und sechs Monate Haft für den Anstifter

Für die Überfälle auf zwei junge Männer am Puchheimer Bahnhof hat die Jugendkammer am Landgericht München II gegen drei Angeklagte Haftstrafen zwischen zwei sowie sieben Jahren und sechs Monate verhängt. Die Täter hatten kurz nach Mitternacht am 14. September vorigen Jahres ihr Opfer geschlagen und ausgeraubt. Die Beute betrug: Fünf Euro, eine Fünf-Dollar-Banknote sowie ein Handy. Die Gewalt, die die Angeklagten anwandten, stehe dazu in keinem Verhältnis, sagte die Vertreterin der Anklage bei ihrem Plädoyer. Im Fall des 31-jährigen Yusuf A. forderte sie neun Jahre Haft. Für seine Komplizen, zwei 18 Jahre alte Puchheimer drei und fünf Jahre. Yusuf K. hatte nach Überzeugung der Staatsanwältin den "Anstoß" für die brutalen Überfälle gegeben. Er und einer der beiden 18-Jährigen schlugen mit Fäusten auf die zwei jungen Männer ein, die sich zufällig am Bahnhof aufhielten. Der eine erlitt durch einen Faustschlag ein aufgeplatzte Lippe. Weitaus gravierender waren die Folgen für einen 30-jährigen Hotelkaufmann. Ihm schlugen zwei der Angeklagten vier Zähne aus. Der Hotelkaufmann kam gerade mit der S 4 aus München, als sich die Täter vor ihm aufbauten und Geld forderten.

Der Hotelkaufmann trat in dem Prozess als Nebenkläger auf. Sein Vertreter, Rechtsanwalt Oliver Schreiber sagte, sein Mandant habe sich nach der Tat ein Auto kaufen müssen, da er wegen des Überfalls psychisch nicht mehr in der Lage sei, S-Bahn zu fahren. Unter der Attacke habe auch die Mutter seines Mandanten extrem gelitten, da sie schon einmal ein Kind verloren habe, so der Anwalt. Der Hotelkaufmann sei durch die Tat auch gedemütigt worden, so die Staatsanwältin, da er lange eine große Zahnlücke gehabt habe. Außerdem erlitt der 30-Jährige durch die Fausthiebe ein Halswirbelschleudertrauma, eine Nasenbeinfraktur sowie Hämatome an beiden Augen und eine Fraktur des Jochbeins. Die Angeklagten hatten anfangs behauptet, sie seien so sehr alkoholisiert gewesen, dass sie alle Hemmungen verloren hätten. Auf dem Video einer Überwachungskamera war davon jedoch nichts zu sehen. Alle drei bewegen sich auf dem Video vollkommen normal. Das Band lag dem Gericht vor.

Die Täter zahlen dem Hotelkaufmann Schmerzensgeld in einer Höhe von insgesamt 15 000 Euro. Gegen einen der beiden 18-Jährigen verhängte das Gericht dreieinhalb Jahre Haft. Sein gleichaltriger Komplize wurde zu zwei Jahren verurteilt. Die Kammer setzte die Strafe zur Bewährung aus, ordnete aber einen vierwöchigen Dauerarrest an. Der 31-jährige Yusuf A. muss für sieben Jahre und sechs Monate hinter Gitter. Richter Thomas Bott sagte bei der Urteilsbegründung, den Überfällen liege ein "schnödes finanzielles Motiv" zugrunde. Vor der Urteilsverkündung sagten die Angeklagten, dass ihnen die Tat leid tue. Yusuf A. fügte hinzu: "Wenn's doch nur nicht dazu gekommen wäre."

© SZ vom 28.11.2015 / sal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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