Puchheim:Bleiben oder gehen?

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Hildegard Götz. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Hildegard Götz hat im Viertel viele Freunde gefunden

Die meisten Puchheimer haben sind Zugezogene. Hildegard Götz kam aus München. Sie ist eine gebürtige Sendlingerin, hat lange in Thalkirchen gelebt und direkt neben dem Tierpark Hellabrunn in einer Parfümerie gearbeitet. 1983 zog sie wie viele andere mit ihrer Familie ins Umland, in die Planie. Anfangs lebten sie in einer Drei-Zimmer-Wohnung im fünften Stock in der Kennedystraße. Nachdem das zweite Kind geboren wurde, zogen sie in eine größere Bleibe in der Heussstraße um. Mehr als zehn Jahre nach dem Bau der großen Häuser sei alles noch "tipptopp" gewesen. Die damaligen Eigentümer hätten sich noch um den Unterhalt gekümmert.

"Für mich war es keine Umstellung, ich habe mich von Anfang an hier wohlgefühlt", erzählt sie. Hildegard Götz hat sich sofort in einem Verein engagiert, der Spielplätze in den Grünanlagen anlegte, Faschingspartys für die Kinder ausrichtete und Grillfeste für die Erwachsenen im Viertel ausrichtete. Ende der Neunzigerjahre löste sich der Verein auf, weil sich keine jungen Mitstreiter mehr gefunden hatten. Die Spielplätze wurden der Obhut der Kommune übergeben. Mit ein paar anderen älteren Bewohnern wollte sie einen neuen Verein gründen, aber es fanden sich zu wenig Interessenten.

Hildegard Götz engagiert sich immer noch im Viertel. Sie ist inzwischen 65 Jahre alt und seit kurzem Rentnerin. Sie ist jedes Mal beim Ramadama dabei, wenn die Anlagen vom Unrat gesäubert werden, und sie engagiert sich im Quartierbüro. Sie geht zu den Veranstaltungen und ist Lesepatin für irakische Kinder. Neulich zog sie mit einer Dolmetscherin für Kurdisch und Arabisch um die Häuser, um über die Mülltrennung zu informieren.

Götz hadert mit dem Viertel und seinen Bewohnern. Zum einen wird ihr die Wohnung allein zu groß. Von ihrem Mann hat sie sich getrennt, der älteste Sohn steht auf eigenen Beinen. Der jüngste Sohn wohnt noch zu Hause. Er schließt gerade sein Studium ab. Irgendwann wird er ausziehen. Zum anderen fühlt sie sich nicht mehr richtig wohl. Götz betont, dass sie nichts gegen die Flüchtlinge habe, sie engagiert sich ja sogar für sie. Aber es seien so viele, dass sie unter sich blieben, statt sich im Viertel einzubringen wie die früheren Zuwanderer, sagt sie. "Man fühlt sich von den anderen Nationalitäten überrollt", sagt sie.

Wegziehen würde Götz aber schwerfallen. "Ich habe einen großen Bekanntenkreis hier", erzählt sie. Also schiebe sie das schwierige Thema einfach weg.

© SZ vom 08.10.2016 / bip - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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