Puchheim:Attraktiv, platzsparend, günstig

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Wie sich Platz sparend bauen lässt, zeigt sich an der Sprengerinsiedlung in Puchheim (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Sprengerinsiedlung hat etliche Architekturpreise eingeheimst

Von Peter Bierl, Puchheim

Was zeichnet eine Stadt aus? Einwohnerzahl, Infrastruktur, Kunst und Kultur, nicht zuletzt eine urbane Architektur. Ansammlung von Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäusern sind bloß Suburbia. Puchheim bietet von diesem Baustil reichlich, dazu ein sehr städtisches Zentrum mit Hochhäusern, wie sie vor 50 Jahren als schick und modern galten. Bereits damals plädierten fortschrittliche Stadtplaner für ein mittleres Maß. Dazu gehören Mehrfamilienhäuser mit drei bis fünf Stockwerken wie in der Oskar-Maria-Graf-Straße in Puchheim oder kompakte Wohnanlagen mit Garten und Rückzugsräumen. Auch dafür findet sich in Puchheim ein Beispiel, die mehrfach ausgezeichnete Sprengerinsiedlung, die die Gemeinnützige Bayerische Wohnungs-AG (GBW) 1990 errichten ließ.

In zwei Reihen sind die Häuser angeordnet, die damals als Sozialwohnungen für insgesamt umgerechnet 3,2 Millionen Euro errichtet wurden. Im Schnitt kostete jede der 20 Wohnungen damals 158 000 Euro. Die hintere Zeile besteht aus Reihenhäusern mit Pultdach, jede Wohnung bietet im Erdgeschoss einen großen Raum mit Eingangsbereich und Küchenecke. Im Obergeschoss befinden sich drei Zimmer und ein Bad. Die Räume sind zur Sonne nach Süden hin ausgerichtet, hell und bis zu vier Meter hoch, weil es keinen Dachspeicher gibt. Manche haben sich Zwischendecken oder Hochbetten eingebaut, um den Platz zu nutzen. Für eine vierköpfige Familie wie die von Jean-Marie Leone ist die Wohnung geradezu ideal. Der SPD-Stadtrat hat sich unter dem Treppenabsatz sogar noch ein winziges Büro eingerichtet.

Nach hinten gibt es eine große Terrasse und viel Grün, Zäune sind verboten, allerdings haben manche mit Büschen und Stangen ihr Revier markiert. Als die GBW vor ein paar Jahren die Häuser kaufte, gingen fünf Wohnungen in Privatbesitz über, die übrigen fünfzehn kaufte die Stadt Puchheim, um günstigen Wohnraum zu erhalten. Leone und sein Nachbar haben auf jede Abgrenzung verzichtet.

In der vorderen Reihe liegen die sechs Hofhäuser, so genannt weil die Wände jeweils einen kleinen Innenhof einschließen. Sie bestehen jeweils aus zwei Zimmern, Küche und Bad. Anstelle des Kellers ist an alle Wohnungen ein Schuppen angebaut. Damit wurden Kosten gespart, was sich günstig auf die Mieten auswirkt. Die beiden Häuserzeilen schließen einen autofreien Innenbereich ein. Am südlichen Ende der kleinen Siedlung steht der Gemeinschaftsturm. Dort ist die Heizanlage untergebracht. Im ersten Stock befindet sich ein großer Raum sowie eine kleine Küche, die von den Bewohnern der Siedlung für Versammlungen und Feste genutzt werden, darüber liegt eine Galerie. Neben dem Turm steht noch eine Skulptur, ein Bronzeguss von Bernd Stöcker, den die GBW gespendet hat.

Die Anlage hatten der Architekt Manfred Kovatsch und der Landschaftsarchitekt Gottfried Hansjakob aus München entworfen. 1991 heimste die Siedlung den Deutschen Architekturpreis und den bayerischen Preis des Bundes der Architekten ein, im folgenden Jahr folgte der Bauherren-Preis. Die Jury des Deutschen Architekturpreises rühmte die Abstimmung der gemeinschaftlich und individuell genutzten Bereiche: "Der Raum vermittelt den sozialen Anspruch", die Formensprache vermeide jede Nostalgie. Die Fassaden sind hell gehalten, teilweise gibt es Holzverkleidungen. Die Anlage ist sehr platzsparend errichtet, ohne deshalb eng zu wirken. Die Gesamtgestaltung vermeidet den Eindruck des Eintönigen, den Reihenhaussiedlungen oft erwecken.

© SZ vom 08.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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