Puchheim:Attacke auf den Vater

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Puchheimer muss sich vor dem Landgericht verantworten

"Ohne Spritze bin ich leicht reizbar", sagt Andreas Sch. Die Spritze, die der 37-jährige freischaffende Künstler einmal im Monat unter Aufsicht verabreicht bekommt, enthält ein Psychopharmakon. Andreas Sch. muss es nehmen, weil er an paranoider Schizophrenie erkrankt ist. Im Frühjahr 2013 hatte er seine Medikamente eingemächtig abgesetzt. Das hatte fatale Folgen. Sch. wurde leicht reizbar und fühlte sich durch andere Menschen provoziert. Sein erstes Opfer war sein Vater. Bei einer Rangelei brachte er ihn zu Boden, kniete sich auf ihn und würgte ihn so sehr, dass er dessen Kehlkopf eindrückte. Schlimmeres konnte Sch.s Stiefmutter verhindern. Erst als sie dazwischen ging, ließ der 37-Jährige von seinem Vater ab.

Seit diesem Montag muss sich Andreas Sch. vor dem Landgericht München II verantworten. Zum Auftakt der Verhandlung sagte er, er könne sich an die Tat nicht mehr genau erinnern. Ebenso nicht an sieben weitere Vorfälle, die ihm zur Last gelegt werden. Da der 37-Jährige zum Zeitpunkt sämtlicher Taten an Schizophrenie litt, fordert die Staatsanwaltschaft dessen zeitlich unbefristete Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus.

Nach Andreas Sch.s Attacke auf seine Vater war lange Zeit nichts passiert. Doch von Ende Januar bis Mitte Mai vergangenen Jahres an, kam es immer wieder zu neuen gewaltsamen Übergriffen. Mal beleidigte der 37-Jährige grundlos Fahrgäste einer Trambahn in München und besprühte sie mit Pfefferspray. Wenige Tage später schlug er einer Frau in Puchheim einen Zahn aus, da sie einen Betrag in Höhe von 20 Euro zurückverlangte, den sie ihm ausgeliehen hatte. Anfang April kam es in Puchheim zu einem weiteren Angriff auf Passanten mit Pfefferspray.

Einer der Vorfälle, für die sich Sch. verantworten muss, ist allerdings als Video dokumentiert. In den frühen Morgenstunden des 5. April 2014 fuhr Sch. mit der S-Bahn von Neugilching aus in Richtung Herrsching. Er saß einer 21-Jährigen gegenüber. Da sie schlief, bemerkte sie nicht, als Sch. sich beugte und an ihren Schuhen roch und leckte. Anschließend kniete der 37-Jährige sich vor der jungen Frau hin und begann sich selbst zu befriedigen. Dabei schob er sein Gesicht an der Strumpfhose der Frau entlang nach oben. Als diese wach wurde, schubst sie Sch. zur Seite, rannte davon und alarmierte die Polizei. Andreas Sch. soll ihr hinterher gerufen haben, sie sei selber schuld.

Neben der Behandlung mit Psychopharmaka muss Sch. eine Therapie machen. Seine Attacken auf andere Menschen seien dort bislang nicht besprochen worden. Derzeit nehme an einer Gruppentherapie, sagte der 37-Jährige. Dort werde Fußball gespielt und Marmelade gekocht. Der Prozess dauert an.

© SZ vom 21.04.2015 / sal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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