Stadtrat:Alte Schule wird zum Kindergarten

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Immobilie mit einer Grünanlage drumherum: Die alte Schule in Puchheim wird jetzt Kindergarten. (Foto: Johannes Simon)

Die Mehrheit des Puchheimer Stadtrates spricht sich wegen der Grünflächen für eine Übergangslösung aus. Nach einem Umbau sollen in dem Gebäude vom nächsten Jahr an 75 Kinder unterkommen

Von Peter Bierl, Puchheim

Die alte Schule von Puchheim wird vier Jahre als provisorischer Kindergarten dienen. Das hat der Stadtrat am Dienstag gegen die Stimmen der UBP sowie von Michael Burkhart (FW) beschlossen. Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) bezeichnete die Standortentscheidung als "alternativlos", weil 75 Kinder bis Anfang 2016 einen Platz brauchen. Dagegen kritisierte UBP-Fraktionssprecher Reinhold Koch, dass dadurch der Umbau der Ortsmitte behindert würde.

Wegen Kindern, die vom Schulbesuch zurückgestellt werden, solchen die bis Jahresende ihren dritten Geburtstag feiern und damit Anspruch auf einen Platz haben, neu zugezogenen Familien und vermutlich Flüchtlingskindern fehlt es an Plätzen. Einigkeit bestand im Stadtrat darin, zwei Notgruppen einzurichten und langfristig ein neues Kinderhaus mit fünf Kindergartengruppen im Wohnpark Roggenstein zu bauen. Strittig war jedoch, wo das Provisorium untergebracht werden soll.

Die Aufstellung von Containern im Verkehrsschulgarten der Grundschule am Gerner Platz würde bis zu 780 000 Euro kosten, die Einrichtung in der alten Schule mehr als 614 000 Euro. Dort kämen zusätzlich Renovierungsmaßnahmen hinzu, so dass die Kosten für das Provisorium sich insgesamt auf 900 000 Euro belaufen werden. Die Architektin Anette Primke erläuterte dem Gremium, dass die Struktur des Gebäudes für einen Kindergarten gut geeignet sei und man mit geringen Veränderungen auskomme. Man müsse die zwei Gruppenräume im Erdgeschoss einrichten, eine zweite Fluchttreppe sowie neue Toiletten einbauen und im Obergeschoss eine Wand entfernen. Sie ist zuversichtlich, dass der Umbau bis Anfang nächsten Jahres fertig wird. Mit der Arbeit soll im September begonnen werden.

Auf Wolfgang Wuschigs (UBP) Frage, wie viel von den Ausgaben "in den Sand gesetzt" würde, weil die alte Schule später anders genutzt werden soll, schätzte Seidl den Anteil auf 30 bis 40 Prozent. Wuschig bemängelte, dass die Fluchttreppe direkt links neben dem Gebäude die Fassade verschandele, andere Stadträte warfen ein, man könnte doch einen Aufzug bauen. Koch riet, sich die Pläne anzusehen, die für die spätere, noch nicht definitiv feststehende Nutzung des Schulhauses ausgearbeitet worden sind. Darin war bereits ein Aufzug vorgesehen. Sonja Strobl-Viehhauser (CSU) beendete die Debatte, indem sie die Architektin lobte und ihre Kollegen ermahnte, das Positive zu sehen. "Die Lage ist optimal, ein Garten ist vorhanden. Besser geht es doch gar nicht", erklärte sie.

In der Grundsatzdebatte hatte Koch davor gewarnt, dass die Umgestaltung der Ortsmitte nicht wie geplant abgewickelt werden könne. Eigentlich sollte die Volkshochschule vorübergehend in die alte Schule einziehen, wenn ihr bisheriges Zuhause, der marode Bürgertreff, abgerissen und neu gebaut wird. Ein Neubau würde nach dem Siegerentwurf aus dem Architektenwettbewerb direkt neben der alten Schule platziert. "Damit hätte der Kindergarten keine Grünfläche mehr", sagte der UBP-Sprecher. Burkart warnte, dass die Kinder dem Baulärm ausgesetzt würden.

Koch forderte, im Gewerbegebiet nach einem geeigneten Haus zu suchen, Burkart warb für eine Containerlösung. "Wir finden nichts anderes, zumal mit Grünanlage drumherum", antwortete der Bürgermeister. Der Fraktionssprecher der Grünen, Manfred Sengl, und Koch monierten, dass die Verwaltung keine detaillierten Zahlen über den Bedarf vorgelegt habe.

"Wir entscheiden, obwohl wir den Bedarf gar nicht genau kennen", sagte Sengl. Die Entscheidung werde vom Stadtrat "überfallartig" verlangt, dabei sei die Entwicklung anhand der Unterlagen "nicht nachvollziehbar". Der Bürgermeister antwortete, dass die Grünen doch drei Seiten mit Zahlenmaterial bekommen hätten, was wiederum Koch verdross. "Das wäre schön gewesen, wenn wir die auch bekommen hätten." Seidl betonte, dass die Entwicklung nicht absehbar gewesen sei. Für eine genaue Aufschlüsselung von Zahlen mangele es im Rathaus an personellen Kapazitäten. "Im übrigen müssen wir Kinder unterbringen und keine Zahlen", sagte er.

CSU und SPD unterstützten den Bürgermeister. Die fehlenden Plätze seien eine Überraschung gewesen, aber die alte Schule eine gute Übergangslösung, meinte SPD-Fraktionssprecher Jean-Marie Leone. Sein CSU-Kollege Thomas Hofschuster verlangte jedoch eine Prioritätenliste für größeren Projekte aufzustellen, denn für alle reiche das Geld nicht. Er nannte die Ortsmitteplanung, den Bau von Kindertagesstätten, die Zukunft des Schwimmbades sowie eine neue Obdachlosenunterkunft.

© SZ vom 25.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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