Puchheim:Akademische Mitte

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Die Puchheimer Stadträtin Manuela von Hagen kritisiert die Pläne für ein Stadtzentrum als zu bildungslastig

Von Peter Bierl, Puchheim

Ist ein Stadtzentrum attraktiv, dessen Angebote ziemlich exklusiv auf das akademische Bürgertum zielen? Wo Volkshochschule, Musikschule und Bibliothek zu finden sind, ein Restaurant oder Café und vielleicht ein paar Läden? Diese Frage in Bezug auf die künftige Ortsmitte von Puchheim hat Manuela von Hagen (FW) aufgeworfen. Durchaus berechtigt, aber eigentlich ziemlich spät. Denn die Diskussion dauert schon geraume Zeit, das Konzept mit zwei bis drei Neubauten für kulturelle Zwecke liegt seit zwei Jahren vor, seitdem feilen Stadträte und Architekten an den Plänen, nun sollte das Resultat in Baurecht gegossen werden.

Architekt Helmut Breunig stellte de Puchheimer Lokalpolitikern den Bebauungsplan vor, mit der alten Schule und den drei "Bildungsbauten" im Zentrum, dem Parkdeck an der Kennedywiese, der Kindertagesstätte am Nordostrand sowie dem Rathaus, das saniert und erweitert werden soll. Für die Kirchengemeinde hat der Architekt einen größeren Bauplatz eingezeichnet, so dass das alte Pfarrhaus mittendrin irgendwann einem größeren Neubau weichen könnte. Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) berichtete, dass wegen der Altlasten auf dem früheren Mülldeponiegelände der Planie bereits Bodenproben entnommen worden seien.

Altbürgermeister Erich Pürkner (CSU) monierte, dass in dem Plan das halb im Boden versenkte Parkdeck nicht farbig eingetragen worden sei, der SPD-Fraktionschef Jean-Marie Leone sorgt sich, dass das Kriegerdenkmal einen gebührenden Platz auf dem künftigen grünen Markt bekommt und nicht an einem abseitigen Ort verschwindet. Von Hagen möchte auch noch den Maibaum prominent platziert wissen. Margot Wieser (SPD) missfiel die vorgesehen Bepflanzung, sie möchte mehr Obstbäume haben.

UBP-Fraktionssprecher Reinhold Koch warnte, dass die Außenfläche für die Kindertagesstätte nicht reiche, wenn die Einrichtung um ein zweites Stockwerk für weitere Gruppen ergänzt wird. Der Architekt erklärte, man könnte diese Etage zurücksetzen, so dass auf dem Dach des Erdgeschosses Spielflächen eingerichtet werden können. Schließlich bezweifelte Leone noch, das 85 Parkplätze im Souterrain-Parkdeck für das Zentrum ausreichen werden. Er regte an, mit der Bahn AG zu sprechen, ob man nicht auf deren Parkplatz zusammen etwas machen könnte. Damit hatte die Debatte bereits das Niveau von Grundsatzfragen berührt, als von Hagen fragte, warum eigentlich Kleintierhaltung und Vergnügungsstätten verboten seien.

Mit Ausnahme der beiden sogenannten Bogenhäuser handelt es sich um öffentliche und kirchliche Flächen, weder Kirche noch Kommune werden wohl Bordelle, Spielsalons, Wettbüros oder Kaninchenställe errichten. Wobei die Ställe gut zum Projekt "Essbare Stadt" passen würden, das die Kommune auf Initiative der SPD angeschoben hat und das bisher lediglich nur Minderheiten wie Vegetarier und Veganer bedient. Pürkner sprang von Hagen bei und wandte sich ebenfalls gegen solche Festsetzungen.

Hagen argumentierte, dass das künftige Stadtzentrum für alle Puchheimer etwas bieten müsse. "Es kann nicht jeden Abend Bildungsveranstaltungen geben, die Leute wollen auch mal Musik hören, tanzen oder einfach ein Bierchen trinken", wandte sie ein. Das könnten normale Wirtschaften auch bieten, entgegnete der Architekt, der vor Wildwuchs warnte. Die Stadträte einigten sich darauf, dass der Bürgermeister prüfen solle, ob Bars und Tanzlokale trotz eines Verbots von Vergnügungsstätten möglich wären. Wenn nicht, müssen sich die Lokalpolitiker noch einmal mit dem Thema befassen. Fest stand dagegen, dass das Verbot der Kleintierzucht sich nicht auf die Haltung von Hunden und Katzen bezieht.

© SZ vom 19.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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