Panne am Wahlabend:Blackout im Olchinger Wahllokal

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Weil sich Helfer streiten, steht das Gesamtergebnis im Stimmbezirk Dachau-Fürstenfeldbruck erst gegen Mitternacht fest

Von Peter Bierl, Olching

Das Auszählen bei einer Bundestagswahl ist eigentlich eine gemähte Wiese. Jeder hat bloß zwei Stimmen zu vergeben, bei Kommunalwahlen sind es hingegen mehrere Dutzend. Entsprechend verwundert reagierten die Besucher im Landratsamt, als die Ergebnisse am Sonntag auf sich warten ließen. Fast eineinhalb Stunden starrten sie immer wieder vergebens auf die große Leinwand im Foyer, ehe das erste Resultat aus dem Wahlkreis Dachau-Fürstenfeldbruck aufschien. Der Abend zog sich noch vier Stunden hin, bis das letzte Ergebnis aus Olching eintraf und das Gesamtergebnis im Stimmkreis errechnet werden konnte.

Was sich dort in einem Briefwahllokal abgespielt hat, bezeichnete Christian Richter, der Wahlleiter der Stadt, als "völligen Blackout", nicht der Technik, sondern beim Personal. Dort waren alle Stimmzettel schon richtig ausgezählt worden, als sich das sechsköpfige Team bei der Niederschrift der Ergebnisse zerstritt, zwei Wahlhelfer sollen sogar in eine Art Streik getreten sein. Dabei waren laut Richter fünf der sechs Helfer vorher eigens geschult worden und die Leitung hatte eine Frau, die schon mehrfach im Einsatz war.

Ein Knackpunkt waren sogenannte Zwischensummen, die in Formblätter eingetragen werden müssen. Dabei handelt es sich um eine Reihe von Angaben, etwa die Zahl der Stimmzettel, auf denen Wähler Erst- und Zweitstimme der gleichen Partei gegeben haben, oder die Zahl derer, die ihr Votum splitteten. Nach diesen Kriterien werden alle Stimmzettel nach dem Auszählen in verschiedene Stapel sortiert. Obendrein hatten die Wahlhelfer noch den Fehler begangen, die ungültigen Stimmzettel in einen Umschlag zu stecken und diesen zu verschließen. Solche Zettel müssen aber offen beigelegt werden, um sie überprüfen zu können.

Bis 22.15 Uhr hatten alle 16 Urnenwahllokale und sieben Briefwahllokale ihre Ergebnisse der Zentrale im Olchinger Rathaus gemeldet, bloß nicht das Briefwahllokal 4. "Der Wahlvorstand hat nicht auf den Tisch gehauen und unsere Hilfe wurde mehrfach abgelehnt", erzählte Richter. Schließlich griff er persönlich ein und löste den Wirrwarr auf. Gegen 23.30 Uhr meldete die Stadt Olching als letzte Kommune im Wahlkreis ihr Ergebnis an das Landratsamt. Der Leiter des Ordnungsamtes will daraus Konsequenzen ziehen. Für das nächste Mal schlägt Richter einen "Unterwahlleiter für die Briefwahllokale" vor.

Was in Olching aus dem Ruder lief, hat wohl in vielen Wahllokalen bewirkt, dass die Auszählung der Bundestagswahl länger dauerte als früher. Die Zahl der Briefwähler hat stark zugenommen, in Olching war es ein Drittel, die Niederschriften sind vier Seiten länger geworden, so Luitgard Riegl, Leiterin der Kommunalaufsicht. Eine Frist ist den Wahlhelfern beim Auszählen allerdings nicht gesetzt. Bis Donnerstagfrüh sollten sie aber fertig sein, dann tritt der Kreiswahlausschuss zusammen.

© SZ vom 26.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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