Ortsgeschichte:Maibaum unterm Nordlicht

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Filmabend erinnert an eine Reise der Türkenfelder nach Rostrup im Jahr 1981

Von Manfred Amann, Türkenfeld

Es werden sich noch viele Mitreisende an die große Fahrt nach Norddeutschland vor gut 36 Jahren erinnern, als rund 440 Türkenfelder und Landkreisbürger mit einem Sonderzug nach Rostrup bei Oldenburg reisten, um mit dem dortigen Schützenverein das 75-jährige Bestehen zu feiern. Am Sonntag, 2. April, gibt es die Möglichkeit, Erinnerungen daran aufzufrischen. Dieter Clauß und Kollegen von der Türkenfelder Fotogruppe zeigen im Gasthaus Hartl Filmaufnahmen von diesem großen "Event". Der Sonderzug mit der Waggon-Aufschrift "Vom Ammersee zum Ammerland - Ein Dorf geht auf Reisen" führte auf einem Spezialwagen als "Mitbringsel aus Bayern" einen 25 Meter langen Maibaum mit.

Da sowohl die Türkenfelder Seniorenblaskapelle, die Grafrather Trachtengruppe mit Schuhplattler, Goaßlschnalzer und das örtliche Bauernballett mitgereist waren, konnte auch ein Folkloreabend bereichert werden. Zudem gab es an dem Wochenende Tanzabende, Empfänge und eine Schifffahrt zur Insel Norderney. Die gesamte Reise wurde vom damaligen Ortschronisten Georg Knoblauch senior auf Super 8 -Filme gebannt, die nun auf Wunsch der Familie des damaligen Organisators der Reise, Peter Dietrich, in digitalisierter Aufbereitung gezeigt werden. "Sowohl Knoblauch als auch Dietrich sind mittlerweile verstorben, aber gekannt hat die beiden fast jeder, erinnert sich Clauß."

Georg Knoblauch war nach dem Zweiten Weltkrieg nach Türkenfeld gekommen und hatte einen Farbenladen geführt, später auch Schreibwaren verkauft, war begeisterter Flieger, eröffnete ein Kino und waltete von 1971 an 25 Jahre lang als Ortschronist. Da Knoblauch zudem intensiv der Filmerei frönte, ist das Ortsgeschehen auf etwa 100 Filmen dokumentiert, die nun dem "Knoblauch-Archiv" angehören. Eingefädelt worden war die Freundschaft von einer aus Rostrup zugezogenen Familie, die weiterhin Verbindung zu ihrem vormaligen Zuhause, insbesondere zur dortigen "Blaskapelle Otto Meyer" pflegte. "Aus einer Laune heraus sei 1986 die Idee zur Reise geboren und dann unter Federführung von Peter Dietrich auch umgesetzt worden, erzählt Clauß. Vizebürgermeister Emanuel Staffler hat im Internet noch einen Presseartikel gefunden, in dem 22 Jahre später die Bürger unter dem Titel "Ein Wahrzeichen Rostrups braucht dringend Pflege" aufgerufen wurden, die Sanierung des "Zunftbaumes, jenes bayerischen Maibaums" in Erinnerung an das Ereignis zu unterstützen. Allerdings ging es bei dem Aufruf nur um die Restaurierung der Zunftschilder, denn der Maibaumstamm war drei Jahre nach seiner Errichtung von einem Novembersturm umgeknickt und dann durch einen stählernen Schiffsmast ersetzt worden.

Sonntag, 2. April, Filmvorführung "Ein Dorf geht auf Reisen", Gasthaus Hartl in Türkenfeld, Beginn 16 und 19 Uhr.

© SZ vom 31.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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