Roswitha Altmann von der Olchinger SPD hatte zur Jahreseinstandsfeier der Partei in der Kulturwerkstatt am Olchinger Mühlbach (Kom) eine historische Ausstellung aufgebaut. Etwa 40 Besucher konnten da die wegweisenden Veränderungen vom November 1918 bestaunen: Abschaffung der Monarchie und Revolution in Bayern unter Führung von Kurt Eisner. Eingeführt wurden der Acht-Stunden-Arbeitstag, das Frauenwahlrecht und der Freistaat Bayern.
Eine Revolution wie vor hundert Jahren steht nicht auf der Tagesordnung, doch vielleicht wieder eine große Koalition unter Beteiligung der SPD. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Schrodi sprach sich bei dieser Gelegenheit denn auch für die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen mit der CDU/CSU aus, bemängelte aber fast im gleichen Atemzug, dass es in den Sondierungen eine "Schubumkehr in Richtung einer sozialen und gerechteren Gesellschaft" nicht gegeben habe.
Die wichtige politische Rolle, die Frauen seit hundert Jahren spielen, unterstrich die Tanzgruppe "La Silhouette" aus München-Haidhausen, ein Ausbildungsprojekt des Vereins "Junge Frauen und Beruf". Die Frauen werden unter der Leitung von Barbara Hamann-Volk zu Schneiderinnen ausgebildet. Im Kom tanzten die Frauen aus dem Maßschneiderhandwerk, beklatscht von den Besuchern, in wunderschönen selbstgeschneiderten Kostümen und Abendkleidern. Dabei bekräftigten sie auf Schildern ihren politischen Standpunkt: "Stoppt Frauenarmut und Frauenüberlastung." Hamann-Volk plädierte für soziales Engagement in der Gesellschaft. Sie steuere "Mode und Frauenpower" bei.
Erfreut kommentierte Olchings SPD-Bürgermeister Andreas Magg die Entwicklung seiner Stadt. Man habe jetzt mit dem Gewerbepark Geiselbullach zwei Millionen Euro jährlich mehr an Gewerbesteuereinnahmen in der Kasse. Bei 9,5 Millionen Euro Gewerbesteuer konnte sein Puchheimer Amts- und Parteikollege Norbert Seidl (SPD) nur schmunzeln. In der kleineren Nachbarstadt nimmt Seidl das Doppelte ein. "Da sieht man, was gehen kann", meinte Magg anerkennend. Immerhin habe man 60 Millionen Euro in den vergangenen Jahren investiert und 800 neue Arbeitsplätze in Olching geschaffen. Magg ist bald zehn Jahre im Amt und bekam vom SPD-Ortsvorsitzenden Ulrich Steck eine Grafik geschenkt, die ihn vor dem Rathaus an einem großen Schiffssteuerrad zeigt. Der CSU, die ihn zuletzt mit einem Kellner im Rathaus verglichen hatte, bescheinigte Magg schlechte Manieren - à la Trump.
"No Groko war, nachdem Jamaika krachend gescheitert war, nicht durchzuhalten", sagte der Bundestagsabgeordnete Schrodi. Von einer Minderheitsregierung und von Neuwahlen hält er nichts. "Bei Neuwahlen setzen sich die neoliberalen und neokonservativen Jungs um Jens Spahn, Alexander Dobrinth und Andreas Scheuer bei der Union durch", so Schrodi, der vor einem weiteren Abbau des Sozialstaates warnte. Er gestand zu, dass man sich als SPD in den vergangenen zwei Jahren bei den Themen Leiharbeit, Zeitarbeit oder Werkverträge habe "unterbuttern lassen". Er plädierte dennoch für Koalitionsverhandlungen und auch für den Eintritt in die große Koalition. "Die kann man auch nach zwei Jahren beenden", so Schrodi. Dann jedenfalls, wenn der Partner erneut SPD-Anliegen verwässere. Er setzt darauf, dass beim Thema Erhöhung des Spitzensteuersatzes oder beim sozialen Wohnungsbau die "Handschrift der SPD" noch besser erkennbar wird. "Nur wer regiert, kann etwas verändern", sagte Fritz Botzenhardt, Olchings Dritter Bürgermeister, der den Kurs Schrodis unterstützt. "Mir fehlt die Vision", widersprach dagegen SPD-Ortschef Ulrich Steck und zeigte sich mit den Sondierungsergebnissen eher unzufrieden.