Olching:Zäckman und andere Desaster

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Beim Olchinger Starkbierfest kommt kein Stadtpolitiker ungeschoren davon

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Ewald Zachmann könnte es bereut haben, gekommen zu sein. Wurde doch der Fraktionschef der Freien Wähler Olching beim Politiker-Derbleckn des Starkbierfestes kräftig durchgeschüttelt. Durchgehend war der ehemalige Olchinger Bürgermeister Zielscheibe des Spotts der Akteure der Kolpingfamilie auf der Bühne. Die nahmen Nonstop in einer auch künstlerisch beachtlichen Veranstaltung mehr als zwei Stunden lang Zachmann, aber auch Bürgermeister Andreas Magg und andere "Schnallnix-Experten", so Starkbierredner Peter Rogalski, aus dem Stadtrat aufs Korn. Die 800 Besucher in der bis auf den letzten Platz gefüllten Mehrzweckhalle amüsierten sich prächtig.

Hintergrund der Spottattacken auf Rechtsanwalt Zachmann war seine kürzlich erfolgte Klage mit Mandat der Bewohner der Seniorenwohnanlage, in der er selbst mit seiner Frau wohnt, gegen die Ausweitung von Veranstaltungen in der Mehrzweckhalle. Als auch persönlich Betroffener will er nur zwei statt etwa 30 größere Veranstaltungen gestatten. Zachmann musste nur 200 Meter zur Halle gehen, um an Tisch 44 links von der Bühne Platz zu nehmen. Starkbierredner Rogalski, der dem Abend mit seiner Sprachkunst die Krone aufsetzte, empfing "Zäckman" mit Hohn und Spott: "So wird dann plötzlich aus betreuten Wohnen ein bereutes Wohnen." Rogalski höhnte sofort weiter: "Scrabble allein im Pflegeheim lastet halt einen Klagegeist-Senioren nicht so richtig aus." Zachmann machte gute Miene zum bösen Spiel und lachte mit. Doch es kam noch heftiger. Als "Paragrafen-Zombie" oder Gröraz, Größter Rechtsanwalt aller Zeiten, titulierte Rogalski den ehemaligen Rathauschef. Er würde am liebsten die Pogiza-Bewegung gründen, "die Patriotischen Olchinger gegen intolerante Zäckman-Attacken", so der Starkbierredner. Gegen Zachmann hätte das "Busl-Schatzi" keine Chance. Ruth Busl, die unterlegene Bürgermeisterkandidatin der Freien Wähler, dürfe nichts entscheiden, wenn's der Chef nicht wolle. Die anwesende Stadträtin Busl lachte über Rogalskis Scherze.

Die drei Grünen-Stadträtinnen wurden bei Rogalski zu den "Veggie-Sisters von der Müsli-Gang". Alfred Münch bekam das Etikett "roter Verbal-Terminator". Bürgermeister Magg, genannt Maggi, das des "Masters of Desaster". Den versammelten Zuhörern warf Rolgalski aber auch "Elektionsstörungen" vor. Mit ihrer Wahl oder Nichtwahl des aktuellen Stadtratspersonals hätten sie das Desaster selbst zu verantworten.

Amüsantes Bindeglied zwischen den Sketchen und musikalischen Einlagen war das Bühnenkommandotrio Ernst Schwimmbeck, Erich Holzmann und Pia Jakl, die die Putzfrau mit ungarischem Zungenschlag gab. "Wo ist der Mehrzweck?", fragte Holzmann, wenn man für den Aufbau in der Halle doppelt so lange braucht wie zuvor in der Heckenstraße." Alles müsse sehr weit geschleppt werden, weil es keine Garageneinfahrt auf Hallenbodenhöhe gäbe. Großartig die Texte und Lieder der jungen und älteren Kolping-Sänger. Da gab es zum Kinderlied "Das rote Pferd" ein Spottlied über die "Nervensäge" Münch. Oder nach "Tränen lügen nicht" wird über das arme Schwein gesungen, dass auf dem feuchten neuen Friedhofsareal fünf Jahre Probe liegen muss.

Die Kindergarten-Personalmisere in Olching wollte "Supermucki" (Michael Schwimmbeck), der Bürgermeister im blauen Superman-Anzug, lösen. Er scheiterte kläglich. Zurück blieb seine Empfehlung an die Eltern, die Kinder zu Hause zu betreuen: "Bringen Sie ihre Kinder nur noch in der Kindergarten, wenn es unerlässlich ist. Sie dürfen aber trotzdem die vollen Gebühren bezahlen." Eine feste Institution bei jedem Olchinger Starkbierfest, auch bei der 35. Auflage, sind die "Ratschkattln" - dargestellt von Ingrid Klammeth und Petra Huber. Die Texte hatte dem Spott-Duo wieder Karl Heinz Frey in den Mund gelegt. Den Olchinger See bezeichnete Klammeth mit seinen Schlammbatzen als "Fango-Pfütze." Bürgermeister Magg prophezeiten die beiden nach den sechs fetten Jahren jetzt sechs magere Jahre, in denen sein jugendlicher Charme nicht mehr ausreiche. Das spritzige Programm machte alle Beteiligten schier atemlos. Mit einem eigenen Text auf Helene Fischers Hit verabschiedeten sich die Bühnenakteure von einem am Ende restlos begeisterten Publikum.

© SZ vom 10.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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