Olching:Vorwürfe gegen Mittelschule erhärten sich

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Schülerarbeiten zum Aktionstag "Mobbing ist out". (Foto: Johannes Simon)

Das Schulamt räumt ein, dass es in Olching zu Prügeleien und Mobbing unter Schülern sowie zu Fehlverhalten einzelner Lehrer gekommen ist. Um dies zu ändern, wird ein Konfliktlösungsteam eingesetzt.

Von Julia Bergmann, Olching

Einige der Vorwürfe gegen die Mittelschule Olching haben sich während der Prüfung durch Schulamt und Regierung von Oberbayern als wahr herausgestellt. Das teilt Schulamtsleiterin Bettina Betz auf Nachfrage der Süddeutschen Zeitung mit. Mehrere Eltern sowie Elternbeiratsmitglieder hatten von Prügeleien und Mobbing unter den Jugendlichen sowie aggressivem Verhalten von Lehrern gegenüber Schülern berichtet. Gleichzeitig betont die Schulamtsleiterin aber, dass sich viele der Vorfälle bei genauerer Prüfung entweder als Missverständnis oder als weniger brisant herausgestellt hätten, als sie in den Schilderungen einiger Eltern zunächst geklungen hatten. Dennoch halten Schulamt und Regierung von Oberbayern eine langfristige Begleitung der Schule für notwendig.

"Wir haben uns um eine lückenlose Aufklärung bemüht", erklärt Betz. Dazu hatte es in den vergangenen Wochen Gespräche zwischen Schülern, Elternbeiräten, Schulleitung, Vertretern des Schulamts und eines Konfliktlösungsteams der Regierung von Oberbayern gegeben. Als die Vorwürfe öffentlich geworden sind, seien einige Vorkommnisse aus dem Zusammenhang gerissen worden, sagt Betz. So hieß es etwa, dass ein Schüler von einem Klassenkameraden mit dem Kopf gegen die Tafel geschlagen worden war und daraufhin mit blutender Nase abgeholt werden musste. "Hintergrund war eine Rempelei unter Schülern", relativiert Betz. Einer der Buben sei dabei aus Versehen gegen die Tafel geschubst worden und hätte Nasenbluten bekommen. "Die beiden haben sich gleich beieinander entschuldigt", sagt Betz. Auch die Zahl der Rettungseinsätze sei nicht, wie von einem Vater behauptet, besonders hoch, sondern vergleichbar mit der an anderen Schulen.

Im Elternbeirat ist man gespannt auf die weitere Zusammenarbeit. Ein Mitglied hegt noch Zweifel

"Es gab aber Konflikte unter Schülern, wo tatsächlich etwas vorgefallen ist", so Betz. Das räumt auch Schulleiterin Susanne Heueck ein. "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, so etwas gebe es an unserer Schule nicht", sagt sie. Ärgerlich sei dabei für sie aber, dass in der Öffentlichkeit nicht transportiert wurde, dass die Schule diese Fälle intern regelt. Zwar würden viele Eltern durch ihre Kinder mitbekommen, dass es eine Prügelei in der Schule gegeben hat. Weniger transportiert werde jedoch, dass derlei Vorfälle schulintern aufgearbeitet werden, sagt auch Betz.

Auch dass sich vereinzelt Lehrer in Lautstärke und Ton vergriffen hätten, räumt Heueck ein. "Das betrifft zwei bis drei Lehrer, die vielleicht mal mit ihrer Wortwahl über das Ziel hinausgeschossen sind", sagt sie und betont, dass sie das Verhalten nicht entschuldigen wolle. "Man muss sie zur Ordnung rufen, es wird auch einige Unterrichtsbesuche und Mitarbeitergespräche geben", kündigt sie an.

Dass sich einige Eltern in der Vergangenheit mit Mobbingvorwürfen an der Mittelschule bereits an das Schulamt gewendet haben, sei auch richtig, sagt Betz. Falsch sei hingegen die Behauptung, dass daraufhin nichts unternommen wurde. Sie erklärt, dass das Schulamt in der Regel die Fälle an die Schulleitung meldet, verbunden mit der Aufforderung, die Angelegenheit zu klären. "Wenn von der Schule die Rückmeldung kommt, dass die Sache geklärt ist, verstehen wir die Angelegenheit als geregelt." Während der zurückliegenden Prüfung habe sich aber herausgestellt, dass das Mobbing in einigen Fällen kurz nach einer Klärung durch Schulpsychologen wieder von Neuem begonnen hatte. Die Schüler hätten sich dann nicht noch einmal getraut, die Lehrer zu informieren, sagt Betz. In einigen Fällen hätten auch Eltern versäumt, für sie vereinbarte Gesprächstermine an der Schule wahrzunehmen. Ein Fall, das gibt Betz offen zu, sei an der Schule "versandet". Künftig wolle man in solchen Fällen mehr nachhaken.

Wie Betz erklärt, habe man aus den Ergebnissen der Prüfung den Schluss gezogen, dass die Kommunikation der Schule nach außen hin verbessert werden muss. "Wir sehen da durchaus Entwicklungsbedarf", sagt sie. In Zukunft wird es etwa einen Jour fixe geben, bei dem der Elternbeirat über Vorfälle in der Schule und ihre Aufarbeitung unterrichtet werden soll. So sollen die Beiräte besser auf entsprechende Fragen aus der Elternschaft vorbereitet sein.

Darüber hinaus soll es Fortbildungen geben, in denen Lehrer lernen sollen, wie man mit Stresssituationen und schwierigen Schülern umgeht. Auch ein fester Plan für den Umgang mit Krisensituationen soll erarbeitet werden, und es wird verstärkt Unterrichtsbesuche geben. Mindestens noch bis ins nächste Schuljahr hinein soll die Mittelschule von Schulamt und dem Konfliktlösungsteam der Regierung betreut werden. "Alles andere wäre nicht nachhaltig", sagt Betz. Heueck findet, man ist mit den vorgesehenen Lösungen auf dem richtigen Weg. Sie wünscht sich aber, dass künftig die Eltern früher den Weg zu ihr finden, wenn es Probleme gibt. Angst vor Repressalien müsse niemand haben, sagt sie. Die Leistung der Schüler werde völlig unvoreingenommen bewertet, auch wenn es Probleme mit Lehrern gibt.

In den Reihen des Elternbeirats ist man gespannt darauf, wie sich die Situation weiter entwickelt. "Derzeit bemüht sich jeder, es findet ein sehr enger und reger Austausch statt", sagt Vorsitzende Dagmar Lang-Vetter. Eine ihrer Kolleginnen, die namentlich nicht genannt werden will, sagt: "Es ist ein guter Ansatz." Auch dass die Kommunikation künftig von einem Mitglied der Regierung von Oberbayern überwacht wird, findet sie gut. "So steht am Ende nicht wieder Wort gegen Wort", sagt sie. Ihr Misstrauen ist noch nicht ausgeräumt.

© SZ vom 18.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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