Olching:Verweht

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Weil die Bälle von alleine über die Bahn rollen, kann der Wettbewerb der Minigolfer nach der ersten Runde nicht weitergeführt werden. (Foto: Johannes Simon)

Der erste Spieltag der Minigolf-Bundesliga muss in Olching wegen Wind und Regen abgebrochen werden

Von Christoph Leischwitz, Olching

Letztlich war es nicht mehr als ein besseres Aufwärmen, wenn man das in diesem Fall überhaupt so nennen darf. Denn mit dicken Anoraks und fest angelegten Mützen wollten die Teilnehmer der Minigolf-Bundesliga am vergangenen Sonntag in Olching in die Saison starten. Eine Runde absolvierten die Spielerinnen und Spieler auch, dann aber wurde der Wind und später auch der Regen zu stark, die Bälle trudelten allein über die Bahnen. Und so musste der Turnierleiter und Olchings Klubchef Albert Schamberger den Vierfach-Spieltag abbrechen. "Schade, dass uns damit das Heimspiel abhanden gekommen ist", sagte er, "aber wir sind nun mal eine Freiluftsportart, das kann immer passieren." Noch schlimmer dürfte es für die weit angereisten Teams aus Mainz oder Darmstadt gewesen sein, dass sie umsonst gekommen waren.

Minigolf ist nicht nur eine sehr wetterfühlige Sportart, weil die Bahnen schnell nass und rutschig werden - sie wird auch sehr filigran und mit Begeisterung fürs Detail ausgeführt. Wer einen Bundesligaspieltag besucht merkt sofort: Obwohl die Bahnen dieselben sind, hat das hier mit einem Minigolf-Freizeitbesuch mit der Familie ungefähr so viel zu tun wie das aktuelle Wetter mit Frühling.

Hoch konzentriert gehen die Spieler zu Werke, manchmal sind sie über eine halbe Minute lang über den Ball gebeugt, dann wird sachte ausgeholt, und mit einem dezenten Hüftschwung der Schläger wieder nach vorne bewegt, es ist nicht einmal ein "Klock" zu hören. Die Schläger können in Länge und Neigungsgrad zur Aufschlagfläche sogar sehr unterschiedlich aussehen, letztere darf jedoch die 40 Quadratzentimeter nicht übersteigen. Es gibt auch sehr unterschiedliche Spielbälle, die je nach Wetterlage ausgesucht werden. Die meisten sind viel weicher als jene, die man als gewöhnlicher Besucher mit auf die Runde bekommt. Und sie werden, bei einem Wetter wie am vergangenen Wochenende, bis unmittelbar vor ihrem Einsatz in kleinen Kästen sogar warm gehalten. Und dann noch die Ergebnisse: Wenn der Ball nicht mit einem Ass, also dem ersten Schlag im Loch ist, sind die meisten schon enttäuscht, egal ob auf der simplen Geraden oder auf der Bahn mit doppelter Steilkurve. Eine Runde unter 30 muss man schon spielen, um vorne dabei zu sein. Viele, die hier dabei sind, haben irgendwann in ihrer Karriere auch schon eine 18er-Runde hingelegt, sie gehören weltweit zu den besten Spielern.

Regelmäßiges Training, Konzentrationsfähigkeit, eine gute Grifftechnik und auch eine gute Kondition sind Voraussetzung für eine erfolgreiche Minigolf-Karriere. Und dann kommt noch etwas dazu, was man als psychologische Schlägerführung bezeichnen könnte: "Man spielt halt mal langsamer, mal schneller", erklärt die 55-jährige Frauke Eilts, die aus Nordrhein-Westfalen kommt, aber seit Jahren für Olching antritt. Sie spielt seit 32 Jahren und macht keinen Hehl daraus, warum sie heute für Olchings zweite Mannschaft an den Start gegangen ist. "Das hat taktische Gründe", sagt sie und grinst. Man kenne die Mitstreiter, man ist ja nie alleine unterwegs, sondern wie beim Großgolf in kleinen Gruppen. Die einen mögen es gar nicht, wenn man zwischen den Löchern viel redet, die anderen mögen es nicht, wenn man schweigt. Eilts ist da flexibel.

Olchings Minigolf-Frauen sind das Aushängeschild des Vereins. Die zweite Mannschaft ist gerade in die Bundesliga aufgestiegen, die Männer spielen zurzeit in der zweiten Liga. "Unser Ziel ist es, heuer unter die ersten Drei zu kommen", erklärt Marion Jooß - möglichst mit beiden Teams. Denn es gibt einen neuen Modus, die Liga wurde erstmals in eine Nord- und eine Südstaffel geteilt. Die drei besten Teams beider Staffeln qualifizieren sich für das Finale am 11. Juli - und das findet in Olching statt. Vielleicht ist es ganz gut, dass es vom ersten Tag keine Wertung gibt. Sowohl Eilts als auch Jooß begannen mäßig, mit einer 31er- und einer 34er-Runde. "Es ist wie bei jeder anderen Sportart", sagt Eilts, "am Anfang der Saison weiß man einfach noch nicht so genau, wo man steht." Jetzt wissen sie es schon einmal etwas genauer, für den nächsten Wettkampf, am 26. April in Bamberg.

© SZ vom 31.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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