Olching:Stadt auf Herbergssuche

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Weil sich die Zahl der Obdachlosen mehr als verdoppelt hat, benötigt die Verwaltung dringend Unterkünfte

Von Julia Bergmann, Olching

Vor dem Hintergrund steigender Obdachlosenzahlen im gesamten Landkreis steht auch die Stadt Olching vor einem Problem. Bis 2019 muss die Stadt laut Prognose 154 Betroffene unterbringen. Bisher wurden Zimmer in Pensionen angemietet, aber die Kapazitäten sind begrenzt. Jetzt will die Verwaltung verstärkt nach Gebäuden suchen, die sie dann zur Unterbringung von Menschen ohne Bleibe anmieten kann.

"Wer in unserem Stadtgebiet obdachlos wird, um den müssen wir uns kümmern", erklärt Sozialamtsleiter Peter Söllinger während einer Hauptausschusssitzung. Eine Aussage, die CSU-Stadtrat Andreas Hörl gleich in Frage stellt. Denn zu den Betroffenen gehören "hiesige Obdachlose" genauso wie anerkannte Asylbewerber, die sobald ihr Aufenthaltsstatus geklärt ist, eigentlich aus den Sammelunterkünften ausziehen müssten. Derzeit werden sie dort lediglich geduldet. Dieses Problem, so Hörl, sei von höherwertigen Behörden herbeigeführt werden. "Ich sehe da in gewisser Weise den Bezirk oder auch den Landtag in der Verantwortung", macht er seinem Unmut Luft. Es könne nicht sein, dass die Kommunen dabei allein gelassen werden. Wie auch Söllinger und Bürgermeister Andreas Magg (SPD) betonen, ist die Gesetzeslage allerdings eindeutig. Für die Unterbringung Obdachloser, egal ob anerkannter Asylbewerber oder nicht, ist die Stadt verantwortlich.

Eine Alternative zur Unterbringung der Betroffenen in Pensionen ist aber nicht nur vor dem Hintergrund schwindender Kapazitäten notwendig. "Es ist auch ein teurer Spaß", wie Söllinger erklärt. Weil die Zeit drängt und die Zahlen der Wohnungslosen steigen, hat die Stadt verschiedenen Optionen zur Unterbringung geprüft. Passende Gebäude anzumieten ist demnach die sinnvollste und am schnellsten umzusetzende Lösung. Städtische Unterkünfte, die sich als Herberge eignen, gibt es derzeit nicht. Auch die Errichtung einer Containeranlage, die mit über 11 000 Euro monatlich rund 2000 Euro mehr kosten würde als die Mietlösung, wurde verworfen.

Während der Diskussion im Hauptausschuss lobt SPD-Fraktionsvorsitzende Marian Freudenstein, dass die Stadt ihre Bemühungen zur Unterbringung der Obdachlosen intensivieren will, deutet aber auch an, dass die Stadt schon früher hätte aktiv werden können. "Dass anerkannte Asylbewerber über kurz oder lang auf den Wohnungsmarkt drängen, wissen wir seit geraumer Zeit", sagt sie. Über kurz oder lang müsse man auch selbst bauen, um die Unterbringung aller Berechtigten gewährleisten zu können. Dem schließen sich FWO-Fraktionsvorsitzender Ewald Zachmann und Grünen-Fraktionsvorsitzende Ingrid Jaschke an. "Wenn wir nicht verstärkt Anstrengungen unternehmen, wird uns das so dermaßen überrollen", meint Jaschke. In einem Zeitraum von drei Jahren hat sich immerhin die Zahl der "hiesigen" Obdachlosen von 22 auf 39 mehr als verdoppelt. Vor allem Kinder sind immer häufiger betroffen. Während der Stadt noch 2015 kein einziges obdachloses Kind bekannt war, sind es mittlerweile 13. Dazu kommen die aktuell 102 anerkannten Asylbewerber.

Zur Forderung die Stadt solle auch selbst bauen, verweist Magg auf mehrere anstehende Projekte, darunter die städtischen Bauprojekte am Großen Berg oder am Nöscherplatz sowie das Vorhaben eines Investors auf einem Grundstück nahe des Bahnhofs Esting. Durch diese sollen in den kommenden drei Jahren zusätzlich zu den bereits 250 Sozialwohnungen bis zu 100 weitere geförderte Wohnungen entstehen. "Es tut sich einiges." Was die Mietlösung angeht, gebe es derzeit zwei Angebote. Ob sie zur Unterbringung geeignet sind, werde die Stadt nun prüfen. Auch für ein saisonales Kältenotprogramm mit Einrichtung einer städtischen Notschlafstelle für den laufenden Winter will sich die Stadt nun kümmern.

Wer über ein geeignetes Objekt verfügt, das zur Unterbringung von Menschen in sozialen Notlagen geeignet ist, kann sich telefonisch unter 08142/200187 oder per E-Mail unter ordnungsamt@olching.de bei der Stadt melden.

© SZ vom 17.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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