Olching:Solides Handwerk

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Bei den Messertagen wird gezeigt, wie ein uralter Gebrauchsgegenstand entsteht und zum begehrten Sammlerstück wird. Die Aussteller kommen aus fünf Ländern

Von Peter Bierl, Olching

Das Messer ist ein Gebrauchsgegenstand, den der Mensch bereits in grauer Vorzeit erfand. In der Steinzeit wurden die Klingen aus Feuerstein gefertigt, später aus Bronze, Kupfer, Eisen und Stahl. Die Herstellung war einst Sache des Messerschmiedes, der im Zeitalter der industriellen Fertigung zu den aussterbenden Handwerken zählt. Die alte Tradition erfährt gerade eine Renaissance durch Menschen wie Erwin Schneller aus Olching.

Er hat 2002 einen Messerarbeitskreis gegründet, dem Menschen aus ganz Bayern angehören. Seit Jahren veranstaltet die Gruppe eine kleine Messe in der Kulturwerkstatt am Mühlbach (KOM), zu der Besucher aus ganz Deutschland anreisen, in erster Linie Sammler und Fans. Wer erleben möchte, wie Messer noch von Hand gefertigt werden, dem sei ein Besuch der dreizehnte Olchinger Messertage empfohlen, die an diesem Wochenende stattfinden.

Insgesamt 50 Messer-Hersteller aus Deutschland, Italien, Österreich, Schweden und der Schweiz zeigen ihre Produkte auf der Messe in Olching, die Erwin und Heidi Schneller organisieren. Schmiede führen ihre Fertigkeiten vor. Möglicherweise wird auch wieder die Herstellung des berühmten Damaszenerstahl gezeigt. Dabei werden weiche und harte Stahlarten übereinandergeschichtet, mehrmals gefaltet und miteinander verschmiedet. Durch den Verbund der beiden Stahlarten entsteht auf der Klinge eine individuelle Maserung. Sämtliche ausgestellten Messer sind in Handarbeit produzierte Unikate, die sich durch hohe Qualität auszeichnen. Die Klingen werden aus dem bestmöglichen Material gefertigt. Dazu gibt es allerlei Gravuren und unterschiedlichste Hölzer, die als Griffe dienen. Verwendet werden etwa Ebenholz, Wenge, Nuss oder das Holz des Zwetschgenbaums. Ebenso reichhaltig ist das Angebot an individuell gefertigten Messertaschen.

Bis zu vierzehn Stunden dauert es, bis eine gute Klinge geschmiedet ist. Ein passender Holzgriff macht das Messer zum Sammlerstück. (Foto: oh)

Schneller ist gelernter Ingenieur für Heizung- und Klimatechnik und hat in seinem Berufsleben Anlagen für Operationssäle von Krankenhäusern oder Fabrikanlagen für die Computerchipherstellung entworfen. Vor 15 Jahren kaufte er sich auf der Münchner Handwerksmesse eine Klinge und Holz und baute sich selbst sein erstes Messer, seitdem ist die Beschäftigung mit Messern sein Hobby. "Ich konnte es nicht mehr lassen", sagt er. Inzwischen sind sämtliche Messer im Haushalt des 78-Jährigen handgefertigt. Selbst zum Schmieren eines Butterbrotes dienen handgefertigte Unikate.

Die Herstellung einer Klinge aus geschmiedetem Flachmaterial nimmt zwölf bis 14 Stunden in Anspruch, erzählt Schneller. Müssen sie erst noch geschmiedet werden, dauert es entsprechend länger. Der Prozess beim Damaszenerstahl ist besonders aufwendig und dauert bis zu zwei Tage. Aufgrund des Materials und der Herstellung sind die Preise hoch. Für manches Sammlerstück kann man ein paar Tausend Euro hinblättern.

Schneller betont, dass auch Exemplare für den schmalen Geldbeutel auf der Olchinger Messe zu finden sind. Den typisch bayerischen Jagdnicker etwa gibt es für 150 Euro aufwärts. Dieses Jagdmesser gehört unbedingt zur Tracht, eine richtige Lederhosen hat sogar eine eigene Tasche dafür. Dass das Interesse an handwerklich gefertigten Messern und der Kulturtechnik ihrer Herstellung wächst, zeigen auch die Besucherzahlen in Olching. Zur ersten Messe kamen knapp 500 Besucher. Im Vorjahr tummelten sich im Kulturzentrum bei den Messertagen weit über 800 Menschen.

Beispiele für die solide Handwerksarbeit kann man bei den Olchinger Messertagen begutachten. (Foto: oh)

Die 13. Messertage finden am 22. und 23. Oktober in der Kulturwerkstatt am Mühlbach (KOM) statt. Die Messe ist am Samstag von 10 bis 17 Uhr und am Sonntag von 10 bis 16 Uhr geöffnet.

© SZ vom 21.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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