Olching:Rüde Umgangsformen in der Mittelschule

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Das Schulamt sieht keinen aktuellen Beleg für Prügeleien. Die Amtsleiterin räumt allerdings einen Mobbingfall ein und spricht von Lehrern, die sich im Ton vergriffen haben

Von Peter Bierl, Olching

Das Schulamt stuft die Vorwürfe gegen die Mittelschule Olching als "unverhältnismäßig" ein. Nach einem Runden Tisch am Montag weist Amtsleiterin Bettina Betz die Vorwürfe von Prügeleien unter Schülern zurück. Sie bestätigt einen Mobbingfall, der jedoch aufgearbeitet und abgeschlossen sei. Eine "Handvoll Lehrer" habe sich im Ton vergriffen und Elternbeiräte seien verstimmt, weil ihre Anliegen nicht ernst genommen wurden. Zwei externe Psychologen sollen der Schule helfen, die Vorgänge aufzuarbeiten.

Ein ehemaliger Elternbeirat hatte in einem offenen Brief über massives Mobbing, prügelnde Schüler, aggressive Lehrer und chaotischen Unterricht geklagt. Ein Bub soll mit dem Kopf gegen eine Tafel geschlagen worden sein, so dass er blutete und abgeholt werden musste. Eine Frau berichtete, die Schulleitung verdränge regelmäßig Beschwerden. Zwei Elternbeiräte bestätigten der SZ vergangene Woche, dass es sich um keine Einzelfälle handelt. Das Kultusministerium berichtete im vergangenen Jahr von zwei Fällen von Gewaltanwendung, in denen Kinder von Mitschülern verletzt worden seien - auch wenn dies der aktuellen Aussage der Schulamtsleiterin zu widersprechen scheint.

Betz betont, dass sämtlichen Vorwürfen grundsätzlich nachgegangen werde. Allerdings hätten sich "viele Dinge als nicht stimmig herausgestellt". Demnach gab es kein gebrochenes Nasenbein und zu einer blutigen Nase sei es aus Versehen gekommen, als jemand gerempelt worden war. Betz spricht von einem Mobbingfall, der jedoch von der Schulsozialarbeiterin und dem Klassenlehrer bereits aufgearbeitet worden sei. Was die Vorwürfe gegen Lehrer betrifft, so erklärt Betz, es gebe Einzelfälle, in denen Lehrer einen rüden Ton angeschlagen hätten. Das sei inakzeptabel, weil jede Lehrkraft Vorbild sein solle. "Wir werden dem noch nachgehen", sagt die Schulamtsleiterin. Es werde Gespräche und Unterrichtsbesuche geben. Beim Runden Tisch am Montag, an dem Lehrer, Elternbeirat sowie ein Konfliktlösungsteam der Regierung teilnahmen, habe sich herausgestellt, dass manche Eltern unzufrieden seien, berichtet Betz. "Da hat sich einiges angestaut in den vergangenen Jahren." Da gehe es um Themen wie Notengebung, Hausaufgaben, mangelnde Informationen und Sachbeschädigungen.

Insgesamt wertet sie die Vorwürfe des ehemaligen Elternbeirats, der sein Kind inzwischen von der Schule genommen hat, jedoch als "unverhältnismäßig". Vieles sei aus dem Zusammenhang gerissen, es seien aber auch Themen angesprochen, "die wir angehen müssen". Betz verweist darauf, dass die Olchinger Einrichtung im vergangenen Schuljahr von Externen evaluiert worden ist, ohne Hinweis auf solche Vorkommnisse. Nun stehe eine intensive "Nachsorgearbeit" an. "Ein Schulentwicklungsprozess muss in Gang kommen", sagt Betz. Bereits am Donnerstag findet an der Schule ein Aktionstag gegen Mobbing statt, der von Schülern mitgestaltet wird.

Bürgermeister Andreas Magg (SPD) hat eine schnelle und lückenlose Aufklärung der Vorwürfe und Lösungen gefordert. Nach Ansicht Maggs muss für die Mittelschulen mehr getan werden. Er verlangt mehr Lehrer und ausgebildetes Personal im Bereich Sozialpädagogik und Schulpsychologie. Die Stadt ist für Schulhaus und Ausstattung zuständig und hat für den Neubau zehn Millionen Euro ausgegeben.

Der Vorfall an der Mittelschule in Mammendorf, bei dem am Dienstag vor einer Woche ein Zwölfjähriger von einem Mitschüler in der Pause verletzt wurde, ist laut Schulamtsleiterin abgeschlossen. Der Disziplinarausschuss habe die Tat "verhältnismäßig geahndet". Was mit dem Täter passiert, will Betz aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht verraten. "Es ist schärferer Art, um ein Zeichen zu setzen", sagt sie lediglich. Der Schüler prügelte und trat den anderen noch, als der schon am Boden lag. Die Polizei wurde alarmiert. Das Opfer sei wegen eines Herzfehlers mit dem Rettungshubschrauber abtransportiert worden - als reine Vorsichtsmaßnahme, erklärt Schulamtsleiterin Betz.

© SZ vom 21.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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