Als am 4.Oktober 1840 die erste Eisenbahn zwischen München und Augsburg fuhr und damit die erste Fernstrecke im damaligen Königreich Bayern in Betrieb genommen wurde, war Olching eine winzige Gemeinde mit nur 300 Einwohnern, die zufällig an der Strecke der neuen Fernverbindung lag. 175 Jahre ist das nun her, mittlerweile ist Olching eine gestandene Stadt mit 27 000 Einwohnern. Nicht nur Olching hat sich durch die Fernstrecke wesentlich verändert, auch andere Orte entlang der Linie, die Industrie und die Wirtschaft haben davon profitiert.
Rund 100 Jahre nach der Inbetriebnahme der Strecke kann Olching 1935 einen echten Bahnhof vorweisen.
Anna Bergheim, Andreas Magg und Holger beim Pressegespräch.
Die Fernstrecke zwischen den beiden bayerischen Städten feiert nun in diesem Jahr ihr 175-jähriges Jubiläum. Anlässlich dieses Jubiläums haben Anna Bergheim und Holger Riedel unter Mitarbeit etlicher Geschichtsfreunde und Eisenbahnbegeisterter ein Buch zum Festjahr herausgegeben, das sich auf etliche Eisenbahn-Jubiläums-Ausstellungen im Landkreis bezieht. In der Publikation werden unter anderem neben dem Bahnbau, Rekordfahrten und Eisenbahnunfällen auch die einzelnen Stationen entlang der Linie vorgestellt. Die Station Olching haben die Herausgeber am vergangenen Donnerstag unter Anwesenheit von Bürgermeister Andreas Magg in einer Pressekonferenz präsentiert.
Die Geschichte der Station Olching unterscheidet sich im Grunde genommen nicht großartig von der Geschichte anderen Stationen entlang der Strecke. Der Bahnhof war bei Inbetriebnahme eine Bretterbude und wurde erst nach der Übernahme durch die bayerische Staatsbahn restauriert. Nur zwölf Jahre nach Eröffnung der Strecke wurde Olching interessant für die Industrie, unter anderem die MD-Papier, die München Dachauer Aktiengesellschaft für Maschinenpapierfabrikation siedelte sich an und prägte so das äußere Gesicht Olchings. Im Zuge dessen bekam das bereits bestehende Elektrizitätswerk schon bald ein Anschlussgleis und wurde später noch weiter ausgebaut. Angesichts der Industrieansiedelung zogen immer mehr Arbeiter in das Bauerndorf. In den Zwanziger- und Dreißigerjahren war Olching sogar Zielort vieler Münchner, die mit der Bahn zum Baden in die Amperauen kamen. Die Eisenbahnstrecke beziehungsweise die Industrie, die sich aufgrund der Linie zwischen Augsburg und München ansiedelte, hatte demnach maßgebend zur Entwicklung des ehemaligen Dorfs hin zur Stadt beigetragen.
Das Buch sei im Grunde genommen entstanden, weil eine Handvoll Enthusiasten beschlossen hätten, dass Jubiläum groß zu feiern, erzählt Herausgeberin Anna Bergheim, die auch Vorsitzende des Historischen Vereins Fürstenfeldbruck ist. "Die Modellbahn-Freunde Mehring hatten eine Ausstellung geplant und uns nach Fotos gefragt. Am Ende hatten wir dann auf einmal so viel Information von den einzelnen Ausstellungen, dass es schade gewesen wäre, das nur in der Ausstellung zu verwerten", so Bergheim. Alles abzudecken, sei aber unmöglich gewesen, erzählt Mitherausgeber Holger Riedel. Es sei daher enorm schwierig gewesen, eine Auswahl zu treffen. "Aber ich denke, wir haben in den drei Monaten Arbeitszeit die Schmankerl aufgegriffen", erzählt er. Und vor allem sei man beim Stöbern auf Dinge gestoßen, die vorher noch nie veröffentlich worden seien. Das sei schon sehr interessant, auch wenn man nicht unbedingt Eisenbahnbegeistert sei. Grundsätzlich sei das Buch für "normale" Menschen, die sich für die Geschichte der Bahn oder allgemein für Geschichte interessieren, geeignet. "Man muss also kein Eisenbahnfreak sein, um das Buch zu verstehen", so Bergheim. Die Publikation gibt es dann in allen Ausstellungen sowie in den Dampfzugsonderfahrten des Bayerischen Eisenbahnmuseums in Nördlingen zu erwerben.