Olching:Langer Weg zum Erbpachtvertrag

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Die Wohnbaugenossenschaft Wohngut möchte in einem Jahr mit dem Bau eines Gebäudekomplexes in Olching beginnen. Doch die Verhandlungen mit der Stadt ziehen sich hin

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Harald Kucharcik geht das alles zu langsam. Zusammen mit Michael Anderer leitet er die Olchinger Wohnbaugenossenschaft "Wohngut" und bemüht sich seit fast zwei Jahren darum, mit der Stadt Olching über ein passendes Grundstück handelseinig zu werden. Die Genossenschaft will möglichst bald mit dem Bau von 58 Wohnungen beginnen, darunter auch viele Wohnungen im einkommensorientiert geförderten Wohnungsbau (EOF), dem ehemaligen sozialen Wohnungsbau. Doch, um den großen Gebäudekomplex auf dem städtischen Grundstück an der Münchner/Ecke Ostpreußenstraße zu errichten, müsste der Erbpachtvertrag über eine Laufzeit von 99 Jahren mit der Stadt Olching abgeschlossen werden. Gebaut werden Wohnungen, deren Wohnungsgrößen sich zwischen 50 und 120 Quadratmetern bewegen werden. Im Erdgeschoss eines der vier geplanten Gebäude will Wohngut einen Kindergarten errichten, der anschließend an die Stadt verpachtet werden soll.

Mit dem Beginn der Grundstücksverhandlungen hatte Kucharcik schon vor einem Jahr gerechnet. "Für die Interessenten an den geplanten Wohnungen brauchen wir bald Planungssicherheit", sagt der Vorsitzende von Wohngut. Mitte 2016 waren von den 58 einmal 20 Wohnungen fest vergeben gewesen. Ob die Interessenten noch bei der Stange sind, ist ungewiss. "Ein offizielles Angebot hat die Genossenschaft uns erst am 11. Mai dieses Jahres unterbreitet", sagt Olchings Bauamtsleiter Markus Brunnhuber und spielt den Ball zurück: "Wir schieben nichts auf die lange Bank." Brunnhuber kann sich vorstellen, dass die Angelegenheit noch vor der Sommerpause im Stadtrat behandelt wird, allerdings, weil es beim Erbpachtpreis ums Geld geht, nicht in öffentlicher Sitzung. Der Hauptausschuss des Stadtrates, das steht wohl fest, verhandelt das Thema in seiner nächsten Sitzung noch im Juni. Erst wenn die finanziellen und vertraglichen Modalitäten geklärt sind, könne ein Bebauungsplan für das Areal aufgestellt werden, so Brunnhuber. Danach kann der Bauherr einen Bauantrag einreichen.

Da Wohngut zu zwei Drittel frei finanzierte Wohnungen bauen und verkaufen will, die die billigeren Wohnungen mitfinanzieren sollen, ist die Vereinbarung des Erbpachtpreises einigermaßen kompliziert. "Quersubventionen gehen nicht, es muss so etwas wie ein Mixpreis für das Grundstück sein, der passt", sagt Tomas Bauer, Sprecher der CSU-Fraktion im Stadtrat, der durchaus Sympathie für das Genossenschaftsprojekt hat. Bauer geht der Verwaltungsakt in dieser Angelegenheit ebenfalls zu langsam. "Unsere Verwaltung wird nicht zielbewusst geführt, deshalb dauern die Dinge bei uns zu lange", urteilt Bauer und gibt damit Bürgermeister Andras Magg (SPD) die Schuld an der langen Verfahrensdauer. Die Genossenschaft will die frei finanzierten und staatlich geförderten Wohnungen in den vier geplanten Gebäuden durchmischen. "Sie sollen als eine selbst organisierte Hausgemeinschaft funktionieren", so Kucharcik. "Es wird Gemeinschaftseinrichtungen und nachbarschaftliche Netze geben."

Jeder Wohnungsinhaber wird automatisch Genossenschaftsmitglied und habe bei allen Entscheidungen eine Stimme, egal wie hoch der Genossenschaftsanteil sein werde. Der Pflichtanteil an der Genossenschaft unterscheidet jedoch die zukünftigen Bewohner ganz eklatant. Während die Mieter der frei finanzierten Wohnungen pro Quadratmeter 750 Euro als Einlage bringen müssen, zahlen die Mieter der EOF-Wohnungen nur 250 Euro pro Quadratmeter in die Genossenschaftskasse. Trotzdem wären das für eine 75-Quadratmeter-Wohnung noch 18 750 Euro, die die Nutzer jedoch zinsgünstig über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) finanzieren könnten. Für die Mieter der frei finanzierten Wohnungen beträgt die Pflichteinlage 56 250 Euro, also das Dreifache. Die Genossenschaft stellt eine Bindungsfrist an den geförderten Wohnungsbau von 25 Jahren in Aussicht. Zieht ein Mieter wieder aus, erhält er seine Genossenschaftseinlage zurück, allerdings ohne Zinsen. Die Netto-Kaltmiete soll laut Wohngut für alle Wohnungen 11,50 Euro pro Quadratmeter betragen, wobei die Mieter der geförderten Wohnungen je nach Einkommensstufe für eine 75-Quadratmeter-Wohnung mit einer Nettomiete von 862,50 Euro einen staatlichen Zuschuss von momentan 300 bis 450 Euro erhalten würden. Kucharcik hofft immer noch, dass das Projekt bis 2019/2020 fertiggestellt werden kann. Dazu müssten die Formalitäten mit der Stadt bis zum Herbst über die Bühne gegangen sein, um im Frühjahr 2018 mit dem Bau beginnen zu können.

© SZ vom 27.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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