Olching:Harmonie

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Mobbingvorwürfe hat es jüngst an der Amperschule in Olching gegeben. (Foto: Johannes Simon)

Alles ist jetzt gut, lautet die Botschaft nach den Vorfällen an den Mittelschulen

Von Peter Bierl, Olching

Die Vorfälle in der Olchinger Mittelschule haben einiges Aufsehen erregt, sogar das größte Boulevardblatt der westlichen Hemisphäre reportierte. Aber nun ist alles wieder gut. Jedenfalls wenn man Behörden und Schülersprechern Glauben schenken darf. Sonst mag ja keiner mit einem reden oder sich zitieren lassen. Am Montag gab es einen Runden Tisch an der Schule. Beteiligt waren die Rektorin, Lehrer, Elternbeirat und eine Sondereinsatztruppe der Regierung, die auf den Namen Konfliktlösungsteam hört. Am Tag danach benötigte das Kultusministerium ein paar Stunden, um eine sechszeilige Erklärung zu verfassen. Darin heißt es, es habe "ein sehr konstruktives Gespräch mit der Schulfamilie stattgefunden, mit dem Ziel einer guten Lern- und Arbeitsatmosphäre und der Schule als Lebensraum für die ganze Schulfamilie". Der erste Schritt in der Prüfung und Aufarbeitung der Vorwürfe, die in den Medien erhoben wurden, sei getan. Der Elternbeirat habe sich in bestimmten Punkten von der Berichterstattung in den Medien distanziert.

Überprüfen lassen sich solche Angaben nicht, denn weder die Rektorin noch der Elternbeirat reden mit der Presse. "Wir dürfen nichts sagen, wir müssen die Füße still halten", sagte die Elternbeiratsvorsitzende Dagmar Lang-Vetter der SZ. Eine andere Vertreterin der Eltern, die vor einer Woche erklärt hatte, bei den Vorwürfen, die Hans-Dieter Fuchslocher in einem offenen Brief erhoben hatte, handle es sich nicht um Einzelfälle, schweigt nun lieber. Angeblich habe man das beim Runden Tisch so vereinbart. Selbst Fuchslocher will sich "im Moment" nicht äußern. Er hatte von Mobbing und Prügeleien, aggressiven Lehrern und chaotischem Unterricht berichtet. "Ich wollte die Diskussion anregen, das ist ja gelungen", sagt er. Fuchslocher ist sowieso draußen, er hat seine Tochter von der Schule genommen.

Eine Nachfrage beim Kultusministerium führt auch nicht weiter. Nach der Kabinettsumbildung durch den neuen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) hat man dort echt andere Sorgen. Am Dienstag hatte der Pressesprecher gebeten, sich ein paar Tage zu gedulden, dann könne er mit Details aufwarten. Er hatte der SZ über zwei Fälle von Gewalt im Vorjahr berichtet, die aber aufgearbeitet worden seien. Er wisse auch nicht mehr, im Übrigen werde das Haus geteilt und er ziehe ins neue Wissenschaftsministerium, lautet die Auskunft am Donnerstag.

Die einzigen, die wissen, was läuft, und sich keinen Maulkorb umhängen lassen, sind die Schüler. Da sage noch einer, die Schülermitverwaltung sei bloß eine Alibiveranstaltung. In Mammendorf fand vor eineinhalb Wochen ein Streit unter Schülern statt, der damit endete, dass ein Bub mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen wurde, als reine Vorsichtsmaßnahme, wie die Behörden versichern. Die dortige Schülermitverwaltung verwahrte sich anschließend in einer Erklärung dagegen, dass ihre Schule in ein schlechtes Licht gerückt würde. Auch die Olchinger Schülersprecher zeigen Medienkompetenz und beherrschen die beliebte Disziplin der Presseschelte. Sie fühlten sich "angegriffen, verurteilt und gedemütigt", dabei sei alles gut und harmonisch in ihrer Anstalt. Und wenn mal der Krankenwagen vor der Tür steht, dann nicht wegen einer Prügelei, sondern weil einfach mal "Sportunfälle passieren". Interessante Erklärung. Daraus wird die Presse den nächsten Knaller stricken: "Mord am Reck" oder "Der faulste Sportlehrer Deutschlands sitzt in Olching". Im Übrigen gilt für Journalisten der Quellenschutz wie für den Pfarrer das Beichtgeheimnis.

© SZ vom 24.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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