Olching:Eltern müssen improvisieren

Lesezeit: 1 min

Von Julia Kiemer, Olching

Von Montag an bleiben viele Kindertagesstätten in Bayern geschlossen, die Erzieherinnen streiken erneut. Dieses Mal wird unbefristet gestreikt, das Ende solle man der Presse entnehmen, steht auf den Streikplakaten. Auch in Olchings städtischem Kindergarten Regenbogen werden die Türen geschlossen sein und das stellt so manche Eltern vor eine große Hürde. Organisationstalent ist nun gefragt. Für Familien mit Hausfrau oder Hausmann sind die geschlossenen Kindergärten zwar ärgerlich, aber verkraftbar. Schwieriger wird es, wenn beide Elternteile berufstätig sind. Von Seiten der Stadt werden keine Alternativen angeboten, wo die Eltern ihre Kinder betreuen lassen können.

Viola Stelzer ist eine der Mütter, die nun ein Problem hat. Sie ist Arzthelferin in Olching, ihre vierjährige Tochter besucht den Kindergarten Regenbogen. Da sie noch in der Probezeit sei, könne sie sich auf keinen Fall frei nehmen. Auch ihr Mann könne nicht zu Hause bleiben. Glücklicherweise seien jedoch die Großeltern bereit, auf das Kind aufzupassen. Sollte sich der Streik hinziehen, steht sie erneut vor einem Problem. "Eine Dauerlösung ist das nicht", so die Arzthelferin. Dennoch hat sie Verständnis für die Streiks der Erzieherinnen, natürlich herrsche aber ein gewisser Unmut über die Gesamtsituation. Auch Sabine Bullrich, Mutter von fünf Jahre alten Zwillingen, ist berufstätig. Sie ist als Tagesmutter selbständig und kann ihre Kinder selbst betreuen. "Das geht erst einmal", so Bullrich. Trotzdem betont auch sie, dass dies nur eine vorübergehende Lösung sei. Man hoffe auf ein baldiges Ende, realistisch sei das leider nicht. Die zweifache Mutter kann die Notwendigkeit des Streiks trotzdem nachvollziehen, doch auch ihre Kinder leiden darunter, würden sie doch gerne wieder in den Kindergarten gehen und mit ihren Freunden spielen.

Wer nicht die Großeltern in der Nähe hat oder zu Hause arbeiten kann, muss sich nun überlegen, wie das Problem gelöst wird. Eine engagierte Mutter hat die Initiative ergriffen und auf Facebook mitgeteilt, dass sie sich am kommenden Dienstag frei nehmen werde und noch auf drei weitere Kinder aufpasse könne. Die Resonanz im Netz ist sehr positiv, viele zollen ihr Respekt für ihre tolle Idee, sich in Zeiten des Streiks gegenseitig zu helfen. Niemand der Mütter und Väter kann verstehen, warum die Erzieherinnen nicht bekommen, was sie fordern. "Die Erzieherinnen haben es auf jeden Fall verdient, mehr Geld zu bekommen", sagt ein Vater.

© SZ vom 09.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: