Olching:Begegnung mit dem sanften Riesen

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Seit Patrick Süskinds "Der Kontrabass" hat das Instrument nicht den allerbesten Ruf - zu Unrecht, wie die Musiker in Olching zeigen wollen. (Foto: Uwe Zucchi/dpa)

Bei einem Konzert können kleine und große Besucher die Faszination des Kontrabasses kennenlernen. Dabei dürfen sie nicht nur zuhören, sondern gerne auch selbst zum Bogen greifen

Von Florian J. Haamann, Olching

Die Verantwortung, die der Kontrabassist im Orchester trägt, ist genauso groß wie sein Instrument. Das, so erzählt Dominik Luderschmid vom Münchner Kammerorchester, sei einer der Gründe, warum ihn sein Instrument so fasziniere. "Man ist mit den tiefen Tönen quasi das Fundament, auf dem alle anderen Instrumente aufbauen. Die Geigen dürfen dann nur noch die Melodie darauf setzen", sagt er nicht ohne schelmischen Unterton. Das Problem ist nur, dass kaum ein Jugendlicher sich für den Kontrabass interessiert. Deshalb gibt es am Wochenende ein Konzert mit Luderschmid, Andreas Riepl vom Bayerischen Staatsorchester und Nachwuchsmusikern von Puchheimer Jugendkammerorchester. Dort sollen vor allem die jungen Besucher die Faszination des Kontrabasses kennenlernen.

"Das ist natürlich kein Puchheimer Problem, sondern überall haben die Orchester Nachwuchsprobleme für dieses Instrument. Deswegen mache ich regelmäßig solche Veranstaltungen. Und ich bin immer wieder erstaunt, wie sehr die Kinder sich dann doch für den Kontrabass interessieren", sagt Luderschmid. Das liege vielleicht auch daran, dass momentan große Bewegung in der Ausbildung des Instruments herrscht und auch immer mehr moderne Komponisten den Kontrabass für ihre Werke entdecken. So bringt Luderschmid zu solchen Konzerten immer auch einen Minibass mit. "Als ich angefangen habe, gab es so etwas noch nicht, nur die großen Instrumente. Deswegen hat man früher auch erst mit 13 erst angefangen Kontrabass zu spielen. Die kleinen Instrumente können heute aber auch schon Fünfjährige spielen."

Neben dem Minibass haben er und Riepl alle Varianten des Instruments dabei, vom Dreiviertelbass bis zum fünfsaitigen Orchesterkontrabass. "Der klingt noch einmal viel voller und hat ein ganz anderes Volumen", erklärt Luderschmid. Und natürlich dürfen die Besucher nicht nur Hören was die beiden Profis auf der Bühne spielen, sondern im Anschluss auch selbst ihre ersten Striche über die Instrumente machen. Zudem wird es während des Auftritts, bei dem Riepl und Luderschmid auch viel über das Instrument erzählen, viel Raum für Fragen geben. "Wir wissen vorher immer nicht, wie so eine Veranstaltung abläuft, weil wir immer auf das eingehen, was die Besucher interessiert. Es herrscht also auch keine klassische Konzertatmosphäre, sondern alles ist ganz locker".

Die fehlende Aufmerksamkeit auch in der Literatur erklärt Luderschmid damit, dass der Kontrabass in seiner heutigen Form erst seit gut 150 Jahren existiert, entwickelt habe er sich aus der Familie der Gamben. Deshalb gebe es auch kaum klassische Literatur. Viel häufiger, auch als Soloinstrument tauche der Kontrabass in der Romantik auf. Und eben in der Gegenwart. "Ich denke, dass ihn die zeitgenössischen Komponisten entdeckten, weil er klanglich unglaublich viel hergibt und auch zahlreiche Spieltechniken möglich sind", sagt Luderschmid.

Bei der Veranstaltung am Freitag gehe es darum, den Jugendlichen zu zeigen, dass es das Instrument gibt und was man damit alles spielen kann. Damit künftig vielleicht nicht alle Musikschüler mit Klavier oder Geige beginnen.

"Wanted: Kontrabass", Konzert mit Dominik Luderschmid und Andreas Riepl, begleitet von den "Streichhölzern" und "Stringendo". Samstag, 18. März, im Kom. Beginn um 17 Uhr, der Eintritt ist frei.

© SZ vom 16.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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