Olching:Auf der Suche nach Schallplatten

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Vor allem Schallplatten sind gefragt. Fündig werden die vielen Interessenten wie Werner Müller (rechts) etwa bei Elmar Schürmann. (Foto: Günther Reger)

Zum ersten Mal finden in Olching Hofflohmärkte statt - ausgerechnet am selben Tag wie in Gröbenzell

Von Julia Bergmann, Olching

Auf dem Weg durch die Gärten bei den ersten Olchinger Hofflohmärkten fällt eine Anekdote immer wieder: die Geschichte vom gehetzten Schallplattensammler. Schon in den frühen Sonntagmorgenstunden stand der bei einigen Verkäufern auf der Matte, hielt an, kurbelte die Scheiben seines Wagens herunter und hatte keine Zeit zu verlieren: Ein lautes elliptisches "Schallplatten?" musste reichen. Und sobald die Verkäufer verneinten, war er auch schon weg. So war das im Rathausviertel, im Schwaigfeld und entlang der Hauptstraße.

Auch Gabriele Kriegl und Andrea Körber haben seine Bekanntschaft gemacht. Im Angebot haben die beiden Freundinnen vor allem Kleidung, Gemälde und kleinere Dekogegenstände. Erst vor kurzem haben die Frauen auf einem Münchener Flohmarkt verkauft und dort eine so hohe Standgebühr bezahlt, die von den Einnahmen kaum gedeckt wurde. Auf dem Olchinger Hofflohmarkt sei die Teilnahmegebühr mit fünf Euro fair gewesen, die Anfangszeit mit 10 Uhr kommod und mit dem Aufbau direkt vor der Haustür hielt sich der Stress in Grenzen. So sieht es auch Angelika Leudfers, die unter anderem handgefertigte Puppen verkauft. "Mein Vater hat sie ausgestopft und meine Mutter hat sie bemalt und die Kleidung genäht. Daran erinnere ich mich noch gut", erzählt die Frau, während sie das gelbe Kleid einer Miniatur-Pippi-Langstrumpf glatt streicht.

Wenige Meter weiter zückt ein Mann an Markus Koskes Stand eine Lupe und betrachtet Silberlöffel um Silberlöffel. "Ich suche vor allem nach altem Porzellan und Besteck, erklärt der Sammler. Koske verkauft zum ersten Mal auf einem Flohmarkt und ist gespannt darauf, wie es läuft. Am Vormittag, erzählt er, seien wenig Leute unterwegs gewesen. Da schaltet sich der Sammler ein. In Gröbenzell sind auch Hofflohmärkte, weiß der. Vielleicht seien die Leute eher dort, wo es die Hofflohmärkte schon länger gibt. "Aber viele sind mit dem Fahrrad unterwegs. Die radeln nachmittags bestimmt noch nach Olching", sagt er, wünscht gutes Geschäft und zieht von dannen.

Auch Achim Vogt und seine Schwiegermutter Erika Bösl hoffen am Vormittag auf mehr Besucher. Das Konzept der Hofflohmärkte findet Bösl toll. Die passionierte Flohmarktgängerin hätte sich nur gewünscht, dass sich mehr Nachbarn angemeldet hätten, damit in der Straße richtig etwas los gewesen wäre. Achim Vogt findet zwar, dass der Hofflohmarkt eine praktische Sache sei, meint aber auch, dass der große Markt am Volksfestplatz mehr Besucher anlocke. Aber so nutze er immerhin die Gelegenheit, später noch mit den Nachbarn ein Gartenfest zu feiern. "Der Pizzaofen ist schon an", sagt er.

Nicole Zintz und ihre Töchter Miriam und Franziska sind schon vormittags auf Radtour. Ganz aufgeregt haben ihr die Töchter von dem Plüschpinguin mit den gigantischen türkisblauen Augen erzählt, der bei den Nachbarn im Garten sitzt. "Das ist er?", fragt die Mutter. Die Tochter nickt, vor lauter Aufregung bleibt sie stumm. Mit ein bisschen Unterstützung ist das Geschäft schnell abgewickelt und das kleine Mädchen, den Riesenpinguin im Arm, strahlt bis über beide Ohren. Auch Nicole Zintz ist zufrieden: "Schön, wenn man mal in den anderen Gärten vorbeischauen kann", findet sie.

Neben Plüschtieren gibt es im Garten der Forsters aber auch feines Kristallglas, von Blumenranken umgarnte Teekannen, Lederhandtaschen mit Bügelverschluss und edle Handschuhe, die von längst vergangenen Zeiten erzählen. "Wir haben eine Haushaltsauflösung und verkaufen die alten Sachen von unserer Mutter", erklärt Petra Forster. Bisher seien schon einige Leute vorbeigekommen, aber vielleicht, so meint Forster hätten die Flohmärkte im Vorfeld stärker beworben werden müssen. Wobei einige seien schon ganz früh da gewesen, einer, erzählt Tochter Sofie Forster habe etwa nach Schallplatten gefragt. "Wenn ich das gewusst hätte", sagt Nachbarin Petra Strohmayer. "Ich hätte alte Schallplatten, wo ist der nur hin", fragt sie im Scherz.

Dann am Verkaufstisch von Simone Elgaß und Stefanie Krieger, passiert es. Ein schlanker Mann mittleren Alters streckt seinen Kopf in den Garten. "Haben Sie Schallplatten?" Die Frauen verneinen. Es braucht eine schnelle Frage, um den flinken Schallplattensammler aufzuhalten. Seit 30 Jahren sammle er bereits Platten. "Aber früher war es schon einfacher", erzählt er weiter. "Leider kommen immer mehr drauf, dass Schallplatten etwas Schönes sind", sagt er und so wird die Suche immer anstrengender. Und noch bevor man fragen kann, ob er an anderen Ständen fündig geworden ist, ist er schon wieder verschwunden.

© SZ vom 24.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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