Ökologische Forstwirtschaft:Zwischen Buchen, Tannen und Douglasien

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Peter Hofners Mischwald soll dem Klimawandel trotzen. Das Fürstenfeldbrucker Forstwirtschaftsamt sieht seine Anpflanzung bei Rottbach als Lehrbeispiel an. An einer Begehung beteiligen sich 50 Berufskollegen

Von Ariane Lindenbach, Maisach

Irgendwo im Nirgendwo hinter Maisach, wo die Straßen noch aus Platten bestehen und so schmal sind, dass man bei Gegenverkehr aufs Bankett ausweichen muss, in einem abgelegenen Winkel des Landkreises also, erwartet den Besucher an diesem Nachmittag ein außergewöhnlicher Anblick: eine stattliche Zahl von Autos, vielleicht 30, vielleicht ein paar mehr, parkt am Rande eines Waldes. Fast verschluckt vom Grün des Waldes steht daneben eine ebenso stattliche Zahl von Männern, gekleidet in unauffälligem Grün.

Die etwa 50 Personen sind Waldbesitzer. Sie sind gekommen, um den Wald von Peter Hofner zu besichtigen. Was die 24 Hektar zwischen Rottbach und Wenigmünchen besonders macht, ist die Tatsache, dass Hofner sein Gehölz schon seit Jahren umbaut: Statt nur Fichten wachsen dort auch Buchen, Tannen oder Douglasien. Das Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten (AELF) nennt ihn deshalb "Vorzeigewald" und hat mit Hofner und der Waldbesitzervereinigung interessierte Berufskollegen zu einer Besichtigung eingeladen.

Hofner, 51, ist Landwirt und stellvertretender Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung. Der Wald ist seit etwa 150 Jahren im Besitz der Familie. Schon Hofners Vorfahren setzten auf einen Mix: neben Fichten - dem "Brotbaum" der Waldbauern, da sie schnell wachsen - pflanzten sie auch immer wieder andere Bäume, etwa Douglasien. Hofner hat diese Experimentierfreude geerbt. Seit er den Wald bewirtschaftet, pflanzt er immer wieder andere Baumarten an, um den Fichtenbestand zu verringern. Er will zwar nicht explizit davon sprechen, dass er das wegen des Klimawandels macht. Aber er räumt schon ein, dass er seinen Wald umbaut, weil die Fichten die vielen Stürme nicht vertragen und auch mit der Trockenheit schlecht klarkommen würden.

"Damit kommt die Fichte nicht zurecht", bestätigt Anita Ottmann vom AELF. Die Fichte stamme aus dem Gebirge, habe flache Wurzeln und benötige entsprechend viel Wasser, erläutert sie. Die Revierleiterin für Fürstenfeldbruck ist mit ihrer Kollegin, Projektmanagerin Ina Forstreuter, bei der Waldbegehung dabei. Vor allem Ottmann gibt den interessierten Männern immer wieder wichtige Tipps, etwa dass junge Tannen oder Buchen am besten im Schatten hoher Bäume gedeihen. "Deshalb muss ich rechtzeitig anfangen", betont sie.

Vor allem am westlichen Waldrand, der Wetterseite, hat Hofner kleine Buchen und Tannen unter den Fichtenbestand gesetzt. An welchen Stellen seiner 24 Hektar er am besten was für Baumarten anpflanzt, verrät dem Maisacher sein Pflegeplan. Wie er den Kollegen erklärt, erstellt diesen das AELF, in seinem Fall Insa Forstreuter. Der Pflegeplan kostet die Waldbesitzer nichts, wie diese interessiert zur Kenntnis nehmen.

Im Verlauf der zweieinhalb Stunden dauernden Begehung durch den Wald erfahren die Anwesenden noch von weiteren finanziellen Hilfen, die es für einen Waldumbau im Sinne des Klimawandels gibt. Denn Behörden wie das AELF unterstützen die Anpflanzung von Bäumen, die den Klimaveränderungen besser standhalten als die Fichten. "Die Tannen habe ich mir bezuschussen lassen vom Amt", erzählt Hofner.

Dass so viele Waldbauern, alte ebenso wie junge, der Einladung gefolgt sind, ist für die Veranstalter mehr als nur erfreulich. Ottmann sieht das Interesse auch im direkten Zusammenhang mit den jüngsten Wetterereignissen. "Das Thema beschäftigt die Leute schon. Gerade nach Niklas im letzten Jahr und dem trockenen Sommer merken sie wieder, dass sich das Klima verändert." Davor seit es zehn Jahre lang wettermäßig recht ruhig gewesen, entsprechend gering das Interesse der Waldbauern an derartigen Themen.

Was den Waldumbau a la Hofner anbelangt, "bin ich da nicht hoffnungslos. Da tut sich recht viel", findet Ottmann. Zurzeit

würde wieder viel getan. Und die nach den Stürmen in den 1990er Jahren gepflanzten Laubbäume seien nun gerade weit genug, sich natürlich weiterzuverbreiten.

© SZ vom 07.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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