Oberschweinbach:Ein Dorf hält zusammen

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Ausgebrannt: Bis unters Dach haben die Flammen in diesem Wohnhaus in Oberschweinbach deutliche Spuren hinterlassen. (Foto: Günther Reger)

Nach dem Brand eines Wohnhauses starten Nachbarn und Freunde eine beeindruckende Hilfsaktion. Sie finden für die Opfern eine neue Bleibe und sammeln Spenden

Von Ariane Lindenbach, Oberschweinbach

Nach dem verheerenden Brand eines Einfamilienhauses am Pfingstsonntag haben die Oberschweinbacher für die obdachlosen Hausbewohner eine beispiellose Hilfsaktion gestartet. Noch während die Rettungskräfte der Freiwilligen Feuerwehren die letzten Glutnester suchten, überlegten die ersten bereits, wie man den beiden Männern helfen könnte. Inzwischen ist ein leer stehendes Haus als vorübergehende Unterkunft bereitgestellt worden. Und auf Facebook hat sich eine eigene Gruppe gegründet, um den beiden Cousins, 58 und 59 Jahre alt, sowie der derzeit verreisten Ehefrau des Älteren besser helfen zu können. Sie heißt "Eine Gemeinde hält zusammen ...".

Auch Bürgermeister Norbert Riepl (Dorfgemeinschaft Oberschweinbach/CSU) gehört zu jenen Anwohnern, die am Sonntagmorgen früh auf den Beinen sind. "Ich wollte persönlichen Beistand leisten", erläutert er, weshalb er gegen neun Uhr zu dem völlig ausgebrannten Haus im Kastanienweg

kommt. Da sind die Rettungskräfte der umliegenden Feuerwehren bereits seit drei Stunden mit der Brandbekämpfung befasst. Allein aus Oberschweinbach rücken 30 von 37 aktiven Helfern sofort an.

Während rund 50 Feuerwehrler mit noch dem Löschen des Brandes beschäftigt sind, berichtet Riepl, "haben sich die Nachbarn gleich Gedanken gemacht, wie man helfen kann". Einer der engagiertesten ist Michael Staudenmeir. Der Vorsitzende des Sportvereins VSST Günzlhofen nennt den älteren Bewohner des Brandhauses "einen meiner besten Freunde". Noch am Brandort habe er gesagt, man müsse den beiden helfen. Über die etwa 50 Feuerwehrleute spricht sich seine Idee rasch herum. Bald sitzen die Vorsitzenden der Vereine und Riepl an einem Tisch, um einen Notfallplan zu erstellen. An der Brandstelle versorgen derweil Nachbarn die Rettungskräfte mit Kaffee und Brotzeit.

"Obwohl Pfingstsonntag war, haben wir noch ein Konto eröffnet", berichtet Staudenmeir. Mit den Spenden wollen die Helfer den Brandopfern, die nur noch die Kleidung besitzen, die sie am Leib trugen, etwas finanzielle Sicherheit verschaffen. Und es soll ein Wohnwagen gekauft werden. Darin sollen die drei wohnen, bis das Haus wieder aufgebaut oder durch einen Neubau ersetzt ist. Ein Nachbar hat sich schon bereit erklärt, den Camper auf seinem Grund zu beherbergen und mit Wasser und Strom zu versorgen.

Die Nacht zum Pfingstmontag verbringen die Männer noch bei Bekannten. Dann ergibt sich die Möglichkeit, ein derzeit leer stehendes Wohnhaus zu beziehen. "Wir haben zwei Betten besorgt, das Bad eingerichtet", berichtet Staudenmeir. Am Montagabend um 21.46 Uhr postet Manuela Straßer, die Verlobte des stellvertretenden Feuerwehr-Kommandanten Christian Staffler und Gründerin der Facebook-Gruppe "Eine Gemeinde hält zusammen...", folgenden Text: "Dank hervorragender Nachbarschaftshilfe konnte die Erstausrüstung bezüglich Kleidung, Lebensmittel und Hygieneartikel erst mal gedeckt werden."

Übrigens: Die Facebook-Gruppe wurde Montagabend gegründet. Am Mittwoch gegen 16.30 Uhr hat sie 528 Mitglieder. Bürgermeister Riepl freut sich über so viel Hilfsbereitschaft. Er sei sehr stolz auf die Oberschweinbacher. "Da kommt der Dorfcharakter zum Tragen", betont er.

Was mit der Hausruine passieren wird, ist derzeit noch völlig unklar. Das hängt davon ab, welchen Schaden der laut Polizei aller Wahrscheinlichkeit nach durch eine Zigarette verursachte Brand angerichtet hat. Fachleute müssen nun beurteilen, ob das Gebäude oder zumindest Teile davon noch weiter genutzt werden können. Die Polizei schätzte den Schaden am Sonntag auf 200 000 Euro. Die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck ermittelt wegen fahrlässiger Brandstiftung. Die Versicherung hat den Schadensfall Staudenmeir zufolge aufgenommen. Diese wird nun einen Gutachter schicken, der das Haus nach der Brandursache untersuchen wird.

© SZ vom 08.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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