Nächster Verlust für Olchings CSU:Karl Schwojer wechselt zu den Freien Wählern

Lesezeit: 2 min

40 Jahre lang war er CSU-Mitglied, nun verlässt der 58-Jährige die Stadtratsfraktion. Diese verliert damit binnen kurzer Zeit ein weiteres Mitglied

Von Friederike Zoe Grasshoff

Ewald Zachmann (rechts) freut sich: Im Fraktionszimmer der Freien Wähler verkündet er eine neue Personalie: Karl Schwojer (links) verlässt die CSU und schließt sich der FW-Fraktion an. (Foto: Johannes Simon)

Der finanzpolitische Sprecher der CSU-Fraktion im Olchinger Stadtrat, Karl Schwojer, wechselt zu den Freien Wählern (FW). Außerdem verlässt der 58-Jährige die CSU, der er 40 Jahre lang angehört hat. Dies gaben Schwojer und der FW-Fraktionsvorsitzende Ewald Zachmann am Donnerstag auf einer Pressekonferenz der Freien Wähler im Olchinger Rathaus bekannt. Wie Zachmann berichtete, war diese Entscheidung "nicht von heute auf morgen" getroffen worden. Erste Gespräche hätten bereits im Juli begonnen, am 17. September habe man sich dann endgültig entschieden. Auf der Mitgliederversammlung habe es nur eine Enthaltung und keine Gegenstimmen gegeben.

Zum Verhältnis zwischen Schwojer und seiner Fraktion sagte Zachmann: "In der Vergangenheit haben wir in Sachpunkten zusammengearbeitet, uns manchmal aber auch gekabbelt und auseinandergesetzt." Und weiter: "Wir freuen uns auf Schwojer, er gehört zum Wurzelgeflecht der Stadt Olching, er ist ein Einwohner per se." Dies sei heutzutage selten in schnell wachsenden Ballungszentren. Stadtrat Peter Knoll (FW-Geo) bekräftigte die offizielle Begrüßung: "Es gab in der Vergangenheit Auseinandersetzungen, doch Schwojer hat Positionen bezogen, die vom CSU-Mainstream abweichen. Wir freuen uns einhellig." Die besagten Meinungsverschiedenheiten verschwiegen die FW nicht: Dritter Bürgermeister Bernhard Nickel lobte Schwojer zwar für seine Wirtschaftskompetenz, doch Zachmann sagte auch, dass es bei der Südwestumgehung Differenzen gebe. Während Schwojer sich für das Projekt ausspricht, sei er der Ansicht, dass die Stadt den selbst verursachten Verkehr auch ertragen müsse.

Zachmann zufolge will Schwojer als Stadtrat kandidieren, im November soll die Stadtratsliste aufgestellt werden. Mit Schwojers Wechsel zu den FW verschieben sich die Mehrheitsverhältnisse im Olchinger Rathaus: Der Stadtrat hat, SPD-Bürgermeister Andreas Magg eingerechnet, 31 Mitglieder. Bis dato hatte die CSU zwölf Sitze, die SPD sieben, die FW sechs, die Grünen drei, die FW-Geo einen Sitz und die ÖDP einen Sitz. Nach dem Austritt von Karin Stürzer und Schwojer hat die CSU nun nur noch zehn Sitze im Stadtrat, die Freien Wähler sieben plus Knoll, der im März ebenfalls für die FW kandidieren will. Damit sind die FW die zweitstärkste Gruppe im Stadtrat.

Erst nach den Begrüßungsworten von Zachmann und Knoll kam Schwojer, der als Filialdirektor bei der Allianz-Versicherung arbeitet, selbst zu Wort: Er beteuerte, dass es für ihn eine "sehr schwierige Entscheidung" gewesen sei, doch seit der letzten Kommunalwahl hätten sich "zwar nicht zwei Lager", aber "zwei Strömungen" in der CSU herausgebildet. Er selbst beschrieb sich als "Einzelkämpfer in der CSU". So stehe er nicht hinter einer Sanierung des Olchinger Rathauses, wie sie die CSU-Fraktion anstrebt, sondern ist für einen Neubau. Aus der Beschäftigung mit den CSU-Positionen bei einigen kommunalpolitischen Themen zieht er das Resümee. Die Olchinger CSU handle nach dem Motto: "Wir organisieren die Niederlage."

Außerdem sei er ein "emotionaler Mensch", auch der Umgang mit der ehemaligen CSU-Stadträtin Karin Stürzer sei ein Grund für seinen Parteiaustritt gewesen. "So geht man nicht mit Menschen um!", empört sich Schwojer. Er habe sich auch gefragt, ob er ganz aufhören solle: "Warum soll ich mir das antun?" Doch: Kommunalpolitik sei wichtig und er sei Olchinger. "Ich weiß, dass wir nicht hundertprozentig deckungsgleich sind, freue mich aber über die Einstimmigkeit der Freien Wähler." "Es beginnt ein neues Zeitalter für meine Politik in Olching."

Seinen ehemaligen Kollegen von der CSU habe Schwojer seinen Austritt per E-Mail verkündet. Nur ein paar Stadtratsmitgliedern, die er persönlich gut kenne, habe er telefonisch informiert.

© SZ vom 27.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: