Musik:Im Spannungsfeld

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Das Orchester "L'arte del mondo" im Stadtsaal. (Foto: Günther Reger)

Abschlusskonzert der Fürstenfelder Konzertreihe

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Es gibt Zeiträume in der Musikgeschichte, in denen es besonders lohnend ist, die gegenseitige Beeinflussung von komponierenden Zeitgenossen zu beobachten. Das trifft auf die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts sicher zu, weil zu dieser Zeit nicht nur die Fixsterne Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven musikalisch tätig waren, sondern auch eine Vielzahl an sogenannten Kleinmeistern, deren Namen und Werke heute oft nur noch Spezialisten vertraut sind. Dennoch war es nicht so, dass nur die "Großen" die "Kleinen" beeinflussten. Oftmals nahmen die Genies Ideen und Impulse der heute Vergessenen auf und führten sie zur Vollendung. Das Abschlusskonzert der diesjährigen Saison der Fürstenfelder Konzertreihe im Stadtsaal war diesem Spannungsfeld gewidmet: Auf eine Sinfonie von Johannes Matthias Sperger und ein Cellokonzert von Josef Mysliveček folgten zwei Jugendwerke Mozarts. Es gastierte das Orchester "L'arte del mondo" unter der Leitung von Werner Ehrhardt, als Solist war der Cellist Alexander Hülshoff zu hören.

Johannes Matthias Sperger ist in erster Linie als Kontrabassvirtuose und als Komponist von Solokonzerten hervorgetreten. Eine stattliche Anzahl an Sinfonien belegt ihn zudem als vielseitigen und einfallsreichen Tonsetzer, wovon sich die Zuhörer im Stadtsaal mit der Sinfonie Nr. 26 in c-Moll überzeugen konnten. Das Orchester entfaltete schon im Kopfsatz (Allegro con spirito) einen satten, auch in der Mitte opulenten Klang, der wesentlich von je zwei Oboen und Hörnern mitgetragen wurde. Die Barockbögen der Streicher führten zu großer Flexibilität des Tons insbesondere bei virtuosen Passagen. Dadurch war auch eine der Musik adäquate Transparenz gewährleistet, die durch die klare Phrasierung noch bestärkt wurde. Die dunklere Klangfarbe im Andante arioso korrespondierte schön mit der lieblichen Melodie der Violinen und der differenzierten Dynamik im Piano. Das frische und heitere Menuetto folgte einem Jagdgestus, der durch die führenden Oboen im Trio einen besonderen Akzent erhielt. Als empfindsame Musik mit interessanten harmonischen Wendungen und vollem symphonischen Klang kam das Finale (Allegro) bei den Hörern an.

Das Konzert für Violoncello und Orchester in C-Dur von Josef Mysliveček entpuppte sich als Werk mit hohem virtuosem Anspruch an den Solisten. So schön und inspiriert das Orchester musizierte und dem Solisten so ein Vorbild gab, so wenig konnte Alexander Hülshoff überzeugen: Sein Spiel war schon im Eingangssatz (Allegro moderato) in der Intonation nicht befriedigend und in der Tendenz zu hoch. Hinzu kam, dass die sangliche Tongestaltung im Orchester wenig Entsprechungen im Spiel des Solisten fand, so dass man sich einen weicheren Ton gewünscht hätte. Leider traf dies auch auf die Doppelgriffe zu, die in den Kadenzen und im Menuetto-Finalsatz zu hören waren.

Das Divertimento in D-Dur KV 136 von Wolfgang Amadeus Mozart atmete ätherische Offenheit, war zugleich aber durch viel Substanz geerdet. So gelangen viele Stellen federnd und duftig leicht, die Impulse waren gut kontrolliert. Auch Mozarts Sinfonie in B-Dur KV 45b lebte vom pulsierenden Umgang mit kurzen Noten und dem ganztaktig schwingenden Dreiertakt im Menuetto. Viel Beifall zum Schluss und eine Zugabe des Bach-Sohnes Johann Christoph Friedrich Bach.

© SZ vom 02.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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