Moderne Magier:Einatmen, ausatmen, staunen

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Zauberkünstler Ben David und Hypnotiseur Christo kündigen eine brandheiße Show an. Im Bürgerhaus lösen sie dieses Versprechen vor etwa 70 Zuschauern nur teilweise ein. Aber auch das gehört zum Konzept der beiden "unfassbar" charmanten Nachwuchskünstler

Von Katharina Proksch, Gröbenzell

Die Künste der Zauberei und Hypnose stellen uns seit eh und je vor Rätsel. Am Samstagabend staunt Gröbenzell nicht schlecht, als der Zauberkünstler Ben David und der Showhypnotiseur Christo ihre Show abliefern. Vor etwa 70 Zuschauern jeglichen Alters führen "Die Unfassbaren" ein charmantes Unterhaltungsprogramm aus Comedy, Magie und Showhypnose auf.

Seit Januar 2016 touren die beiden Nachwuchskünstler - beide Jahrgang 1993 - zusammen in einer Show, die sie von Konkurrenten zu Partnern gemacht hat. Die aufstrebenden Showtalente sind bekannt dafür, aus ihren Zuschauern die Stars des Abends zu rekrutieren. Als sich der Bürgersaal in rotes, blaues und grünes Licht taucht und ein lauter Konfettiknall die gespannte Menge aufweckt, geht es endlich los. Mit einer Comedynummer als Hausmeister, im grünen und blauen Blaumann gekleidet, mimen Ben David und Christo die armen Künstler, die in Las Vegas hätten auftreten können. Heute sind sie allerdings nach Gröbenzell eingeladen worden und haben sich offenkundig selbst das hehre Ziel gesetzt, die Frauen zu bespaßen, bis diese das Bewusstsein verlieren. Und natürlich eine Unterhaltungsshow zu präsentieren, die von den Großeltern bis zu den Enkelkindern alle mitreißen soll, so der Wunsch der Veranstalter.

Wunsch der Veranstalter war es, eine Unterhaltungsshow zu präsentieren, die von den Großeltern bis zu den Enkelkindern alle mitreißen soll. (Foto: Günther Reger)

Es werde eine "brandheiße Show", denn Ben David entzünde selbst unbrennbare Vorhänge, so Christo, der deshalb vorsichtshalber auf die Sicherheitshinweise hinweist und damit die ersten Lacher erntet. Auf Pyrotechnik wartet man allerdings vergeblich. Vielmehr werden altbekannte Tricks in zunächst eher seichte Comedy verpackt. Dabei kommt das Publikum aber nicht zu kurz, zum Beispiel werden kleine Jungs zu starken Entfesselungskünstlern und die ganze Meute darf sich selbst im angeleiteten Kartentrick üben. Dass sich die jungen Männer gegenseitig immer wieder auf die Schippe nehmen und sich selbst und ihre Tricks nicht allzu ernst nehmen, zaubert ein Schmunzeln in die Gesichter der Gröbenzeller.

Ben David (rechts) übernimmt den Zauberpart, Christo den Part des Hypnotiseurs. (Foto: Günther Reger)

Was im Team begonnen hat, wird zu zwei Shows an einem Abend. Im ersten Teil zeigt Ben David seine Zaubertricks im neuen Gewand mit Seilen, Bechern, Würfeln und Kugeln, die er verschwinden und wieder auftauchen lässt. Gespickt mit zweideutigen und nicht immer ganz jugendfreien Witzen zieht er den Kindern die Handys aus den Händen und steckt sie in Luftballons. Ben David startete seine Showkarriere direkt nach dem Abitur als Entertainer für eine internationale Klubhotelkette. Es folgten ein Radioengagement und Auftritte im Fernsehen und vor prominentem Publikum.

Eine wichtige Rolle ist aber auch dem Publikum zugedacht. (Foto: Günther Reger)

Bei jedem Trick recken sich die Hälse der Erwachsenen, um ja alles mitzubekommen. Denn Ben David hat das Talent, mit dem Verstand der Zuschauer zu spielen. Im einen Moment meint man die Zauberei noch zu durchschauen, in der nächsten Sekunde ist wieder alles im Unklaren. Wo kam jetzt plötzlich die Zitrone her? "Man muss nur daran glauben", empfiehlt der Zauberer. Die Kinder stehen ganz gebannt am Geländer der Galerie und können nicht glauben, was sie da doch mit eigenen Augen sehen. Auf komödiantische Art und Weise wissen Ben David und Christo, hier in der Nebenrolle, die freiwillige Protagonistin zu veräppeln. Zur großen Freude der Zuschauer, denn nicht alles ist Zauberei.

Nach der Pause verspricht Christo, den halben Saal in Hypnose zu versetzen. Vor 13 Jahren begann sein Interesse an der Hypnose, die er sich privat, aber auch in Seminaren und Ausbildungen aneignete. Neben der Showhypnose liegt sein Schwerpunkt auf der klinischen Hypnose. Somit kann er sich auch gleich um Stressreduktion und Leistungssteigerung kümmern.

In diesem ruhigeren, spannenden Teil der Show wird die eigene Skepsis hintangestellt, viele Freiwillige lassen sich die Hand auflegen und in einen ruhigen Schlaf versetzen. Ihre Augen und Körper werden schwer wie Blei, einzelne vergessen sogar den eigenen Namen. Einatmen, ausatmen, Christos Stimme lauschen und entspannen. Ob es nun Hypnose ist oder Schauspielerei, im Vordergrund steht die Show. Die stille Ahnung, dass hier vorrangig eine gewitzte Kooperation herrscht und keine reale Hypnose, nimmt dem Abend keineswegs die Magie. Denn eigentlich ist doch für die Zuschauer alles unfassbar. Und sie wollten es ja auch gar nicht anders.

© SZ vom 09.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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