Mitten in Puchheim:Pragmatismus statt Luxus

Lesezeit: 1 min

Bei der Bürgerversammlung werden etliche Probleme angesprochen. Der Bürgermeister hat für jedes eine indiviuelle, kostengünstige Lösung parat

Von Peter Bierl

Selten werden auf Bürgerversammlungen die ganz großen Fragen diskutiert, oft geht es um Kleinkram wie Hundekot auf Gehsteigen, übervolle Glascontainer oder reine Luxusprobleme. Im Puchheimer Kulturzentrum Puc hatten es sich die Teilnehmer am Mittwoch auf Holzstühlen bequem gemacht und ihre Getränke auf Tischen abgestellt, die etliche Jahre alt sind. Unlängst hatten die Stadträte den Vorschlag, für 120 000 Euro neue Möbel anzuschaffen und die alten wegzuschmeißen, als Verschwendung abgelehnt, was nun in der Versammlung eine ehemalige Stadträtin zum Protest animierte. Andere beklagten zurecht das morgendliche gefährliche Verkehrschaos vor der Schule Süd.

Wegen der Staus geraten Autofahrer dort regelmäßig außer Rand und Band und brettern über Gehsteige und Rabatten, um den Nachwuchs abzuliefern. Zwar stünden Schülerlotsen zur Verfügung, aber ohne markierte Fußgängerüberquerungen würden diese im Falle eines Unfalls für die Schäden haften. Solche Markierungen wiederum können wegen der vielen Kurven und Einfahrten praktisch nirgends angebracht werden.

Während vor der Schule allein die Rechtslage manches Eingreifen verhindert, mag Seidl am Büchlweg nichts ändern. Der führt mitten durch die Felder im Süden und wird von vielen Radlern und Fußgängern genutzt. Weil sich bei Regen Pfützen bilden, fordern einige, den Weg zu asphaltieren. Das wäre teuerer, als wenn Bauhofarbeiter ab und an die Löcher mit Sand auffüllen, wandte Seidl ein. Als gelernter Theologe und Lehrer nutzte er die Gelegenheit gleich für grundsätzliche Erwägungen.

"Runter vom Sofa", lautet seine Devise, angesichts der globalen sozialen und ökologischen Probleme. "Es muss nicht alles immer picobello sein", erklärte Seidl. Weniger ist oft mehr. Bei Regen durch den Matsch zu stapfen, verhilft zu der Einsicht, dass man sich dennoch fortbewegen kann und nicht alles versiegelt werden muss. Das Verkehrschaos vor der Schule würde sich auflösen, wenn Eltern öfter mal das Auto stehen ließen und die Kinder zu Fuß und mit dem Fahrrad zur Schule brächten. Und für die Holzstühle im Puc könnte man sich Sitzkissen mitbringen.

© SZ vom 17.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: