Mitten in Puchheim:Hegel und Hitchcock

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Puchheim kriegt seine Saatkrähen nicht los, während der Olchinger Vogelpark Ärger mit dem Landratsamt hat. Zeit für eine pragmatische Lösung.

Von Peter Bierl

Politik sei das langsame Bohren harter oder dicker Bretter, hat der Soziologe Max Weber einmal geschrieben. Gemeint ist, dass es einer gewissen Hartnäckigkeit bedarf, um seine Interessen durchzusetzen. Oft empfiehlt sich ein Kompromiss. Landrat Thomas Karmasin (CSU) könnte bleibenden Ruhm als Friedenstaube ernten, in dem er zwei Konflikte auf einmal löst, die sich gerade immer weiter aufschaukeln. Der Streit um den Olchinger Vogelpark droht in einem Rechtsstreit zu versacken, den die viel beschworene einzige Attraktion der jungen Stadt nicht ungerupft überstehen wird. In Puchheim wird es nicht mehr lange dauern und erboste Anwohner, die klaglos Straßenlärm und Feinstaub schlucken, aber sich durch den Krach und Kot von Saatkrähen bedroht fühlen, formieren sich zur Bürgerwehr. Aus der Vogelperspektive sind jedoch Tendenzen zu erkennen, die zu einer Lösung heranreifen, die so keiner auf dem Radar hat. Mit Hegel könnte man von der List der Vernunft sprechen.

Die Puchheimer Bürger verlangen den Einsatz eines Falkners, um die Krähen zu vertreiben, die Betreiber des Vogelparkes wollen allerlei exotisches Federvieh wie Pinguine, Pelikane, Strauße, Flamingos, Albatrosse und Kolibris sowie Harpyien aufnehmen. Diese Greifvogelart stammt aus den tropischen Wäldern Lateinamerikas und gilt sowohl als gefährdet als auch als gefährlich, weil die Tiere groß und stark sind. Aus Puchheim ist zu hören, dass die Krähen jetzt schon Menschen angreifen wie in Hitchcocks berühmtem Film.

Die Lösung bestünde darin, die beiden gefährlichen Vögel gegeneinander auszuspielen. Harpia harpyja könnte Corvus frugilegus vergrämen. Den Puchheimern mangelt es an einem Ausweichstandort für die Krähenkolonie, sonst verweigert die Regierung die Genehmigung für diese Operation, in Olching wäre genug Platz. Der Landrat müsste nur die Bedenkenträger im eigenen Haus zurückpfeifen und die Überflugsrechte für den Luftraum von Gröbenzell bekommen. Womit wir vermutlich wieder bei Max Weber und seinen dicken Brettern angelangt sind.

© SZ vom 29.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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