Er ist wohl eines der meistgesuchten Objekte der Menschheitsgeschichte, gleich nach der Brille um den Hals und dem Handy in der Hand: der Schlüssel. Er verschwindet in Handtaschen (bevorzugt wenn man im strömenden Regen vor der Haustür steht), von der Ablage, wenn man besonders eilig das Haus verlassen muss, oder vom Küchentisch, auf den man ihn doch extra gelegt hatte, damit man ihn auch ja nicht vergisst. Da nutzen auch die rund ein Duzend Schlüsselanhänger nichts, die vor allem Frauen gerne an den kleinen Türöffnern befestigen. Das Phänomen des Verschwindens lässt sich für jede Art von Schlüsseln feststellen, egal ob Hausschlüssel, Autoschlüssel, Briefkastenschlüssel. Oder, wie im Falle der Stadt Olching, der Schlüssel, der symbolisch bei Übergaben von Gebäuden überreicht wird. "Der ist seit kurzem verschwunden", so der Zweite Bürgermeister Robert Meier. Der vermutet, dass der Symbol-Schlüssel bei einer der früheren Übergaben einfach mitgenommen wurde. Man hoffe nun, dass er bis zum ersten Schultag am 13. September, wieder auftaucht, so Meier weiter. Dann benötige man ihn zur Einweihung der Container der Grundschule Graßlfing.
Doch Meier ist zuversichtlich. Sollte der Schlüssel verschwunden bleiben, verlässt er sich ganz auf die Freunde und Helfer des modernen Zeitalters: "Google wird es schon richten. Oder Amazon. Oder wie die Helden eben heißen". Meier denkt jedoch nicht, dass das nötig sein wird. "Der taucht schon wieder auf. Die Stadt verliert nichts." Natürlich nicht. Die Frage ist eben nur: wann? Schüssel bleiben schließlich nie verschwunden, sondern tauchen immer wieder auf. Wenn man das Geld an den Schlüsseldienst bereits überwiesen hat. Oder eben, im Falle der Stadt, erst nach Einweihung der Container. Aber vielleicht liegt er ja tatsächlich vergessen in der Schublade eines Olchinger Haushalts. Sollte das der Fall sein: der Schlüssel ist etwa 50 Zentimeter lang, hat einen runden Griff und sieht aus, als hätte bereits Ludwig der Strenge seine geheimen Kammern damit geöffnet.