MITTEN IN MAMMENDORF:Genossen in Fahrt

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Zeichnete die SPD im Landkreis vor einem Jahr noch Zögerlichkeit aus, verfällt sie nun in Euphorie und Ekstase

Von Heike A. Batzer

Ja, so schnell kann es gehen. Vor einem Jahr noch rätselte die SPD darüber, wie sie sich wieder schick machen könnte für den Wähler. Einen Soziologieprofessor nahm der SPD-Landtagsabgeordnete Herbert Kränzlein damals für die Klärung dieser Frage zu Hilfe und der empfahl eine "radikale Umverteilungsstrategie". Zögerlichkeit zeichnete die Genossen damals noch aus, und so befand Kränzlein, dass das zwar "edel" sein, aber auch "in den wahlpolitischen Abgrund führen" könne. Und noch im November fragte der Landesvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt die Genossen bei seinem Besuch im Landkreis, warum die SPD aufgehört habe, eine Interessensvertretung der Arbeitnehmer zu sein. Sie habe die Sozialpolitik als ihre Kernkompetenz aus den Augen verloren.

Und jetzt? Verfallen die Genossen allerorten in Euphorie und Ekstase, seit sie einen Mann mit dem Allerweltsnamen Martin Schulz als Kanzlerkandidaten aufgestellt haben. Schon beim Neujahrsempfang in Mammendorf hatte der dortige Ortsvorsitzende zum Jubel angesetzt: "Was für eine tolle Woche. Die Stimmung ist einfach super." Man sehe landauf landab nur noch gut gelaunte Genossen, seit Martin Schulz angetreten ist, freute sich Unterbezirksvorsitzender Michael Schrodi kürzlich in Grafrath. Für Schrodi kommt der Schulz-Hype wie gerufen, macht er doch selbst gerade Wahlkampf - als Bewerber für den Bundestag.

Und dann der vorläufige Höhepunkt: Aschermittwoch. Volle Fahrt voraus, nach Vilshofen. Der "Schrodi-Bus" hat SPD-Mitglieder und Sympathisanten aus dem Wahlkreis an Bord. Auch Olchings Bürgermeister Andreas Magg lässt sich in Niederbayern von Schulz faszinieren ("Spitzenmann, tolle Rede, klasse Stimmung") oder Puchheims SPD-Fraktionssprecher Jean-Marie Leone ("mein erster politischer Aschermittwoch dort"). Schrodi schaltet einen Livestream, die Adabeis posten fleißig Fotos und Kommentare in den sozialen Medien. Die Begeisterung hält sich weit in den Abend hinein. Dort, in Mammendorf, ist sich Schrodi sicher: "Wir können bei der Bundestagswahl nicht nur stärkste Kraft werden, wir können auch diesen Wahlkreis gewinnen!"

© SZ vom 04.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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