MITTEN IN FÜRSTENFELDBRUCK:Wenn einer eine Reise tut

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Einblicke in den Wahlkampf

Von CHRISTIAN HUFNAGEL

Für den Konkurrenten könnte die Entscheidung ein gefundenes Fressen sein. Aber Martin Runge sagt nur: "Er hat es lange geplant, dann passt das schon." Der Kandidat von BBV und Grüne widersteht der populistischen Versuchung, dem Mitbewerber von der CSU um das Fürstenfeldbrucker Oberbürgermeisteramt etwas Ehrabträgliches anzudichten, etwa nach dem Motto: Dieser würde die ganze Sache nicht ernst nehmen. Erich Raff hätte ihm durchaus eine Vorlage geliefert. Der derzeit amtierende Bürgermeister macht sich nämlich an diesem Sonntag mit seinen Kollegen auf zur alljährlichen "Lehrfahrt": Diese dauert mehrere Tage und führt nach Tirol. In der letzten Woche vor der Stichwahl ist der Hoffnungsträger der Christsozialen also bis Mittwoch nicht da. Runge hingegen schon. Als Mitglied des Kreisausschusses hätte er gleichfalls mitfahren können. Doch der Stellvertreter von Gröbenzells Bürgermeister Martin Schäfer wird eben diesen Anfang der Woche vertreten - und weiterhin in Bruck Wahlkampf machen.

Raff wiederum verwehrt sich dagegen, dass seine Entscheidung ihm negativ ausgelegt werde: "Wenn mich das Amt nicht interessieren würde, wäre ich erst gar nicht angetreten." Er werde von Donnerstag an halt noch einmal "richtig Gas geben". Und auch der Mitbewerber zeigt Verständnis, schließlich müsse man nicht ununterbrochen Wahlkampf machen. Gleichwohl beide Kandidaten betonen, wie wichtig es nun sei, die Wähler zu mobilisieren. Notwendig erscheint dies vor allem, da beim ersten Durchgang nicht einmal die Hälfte der Wahlberechtigten abgestimmt hat und man bei einer Stichwahl für gewöhnlich mit einer noch geringeren Beteiligung rechnen muss. Im Schnitt fällt diese um vier, fünf Prozent schlechter aus, womit man in Bruck bei unter 40 Prozent landen würde.

"Das wäre fatal", sagt Raff, womit er nicht nur die Sorge um die Demokratie im Allgemeinen ausdrückt, sondern auch um sein eigenes Abschneiden. Denn wenn nur die zur Stichwahl gingen, die beim ersten Mal ihre Stimme abgaben, "hätte Runge die absolute Mehrheit". Diese Rechnung ergibt sich, wenn man dem Gröbenzeller die Stimmen von SPD und Florian Weber einfach hinzurechnet. Auch wenn sich der Ausgang nicht so simpel zusammenaddieren und vorhersagen lässt, sieht sich der CSU-Mann in der Pflicht einer besonderen Anstrengung: "Ich muss mehr kämpfen als der andere."

Helfen soll ihm dabei Ilse Aigner. Die bayerische Wirtschaftsministerin wird am Donnerstag in Bruck für ihn Werbung machen. Runge hält hingegen nichts von einem Prominenten als Wahlhelfer: "Wenn wir das nicht selber schaffen, macht es keinen Sinn, jemanden einzuladen, der keinen Bezug zur Kommunalpolitik hat." Er setzt weiter auf "Straßenwahlkampf", also an Infoständen die Menschen von sich zu überzeugen - und davon, zur Wahl zu gehen. Einen kleinen Vorteil hat Runge vom Konkurrenten freilich erhalten: Er hat vier Tage lang die Straßen von Fürstenfeldbruck für sich alleine.

© SZ vom 13.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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