Mitten in Fürstenfeldbruck:Kloster in Polizistenhand

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Seit ein Teil des Klosters vor Jahrzehnten an die Polizeischule gegangen ist, sind einige Räume für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. Warum eigentlich?

Von Christian Lamp

Wer sich kürzlich zur Führung über das Klosterareal dem Gelände vom Parkplatz her näherte, der wurde auch von einer großen Plakette der bayerischen Polizei begrüßt. Denn ein Teil der Gebäude dient seit 1975 der Bayerischen Beamtenfachhochschule als Ausbildungsstätte. Eher weniger erstaunlich. Die repressiven Autoritäten gaben sich im von den Wittelsbachern gestifteten Zisterzienserkloster seit jeher Klinke und Pfründe in die Hand.

Die durch den Sturz von Kirche und Adel von der Gottesburg zur Polizeihochburg verwandelte Anlage ist allerdings nach wie vor unzugänglich. Das muss auch der Stadtführer eingestehen. Der Kurfürstensaal sei aber immerhin an Wochenenden für Sonderführungen geöffnet, und auch an Vereine würde der Polizist, der statt dem Abt nun das Hausrecht inne habe, den Saal des Öfteren bereitstellen. Nur an Hochzeitsgesellschaften keinesfalls. Man könnte sich fragen wieso, aber die Wege des Herrn Polizisten sind vermutlich unergründlich.

Der würde natürlich auf die notwendige Abgeschiedenheit zur gewissenhaften Ausbildung seiner feinsinnigen Beamten verweisen und dabei nicht ganz unbeabsichtigt an die einstigen Mönche im Dienste Gottes erinnern. Ein Schelm, wer da Gemeinsamkeiten sieht. Wobei man bei Polizisten wohl vergeblich die vierte und höchste Stufe der spirituellen Übungspraxis, die Kontemplation, suchen dürfte. Denn sie dienen seit einiger Zeit ja nicht mehr Gott, sondern dem heiligen Staat, und der verlangt weit genaueren Gehorsam. Die neugierige Öffentlichkeit aber bleibt nach wie vor der Feind.

Nun könnte man meinen, im Zuge der französischen Revolution seien nicht die Privilegien der ersten zwei Stände - Adel und Klerus - abgeschafft worden, um sie am dritten Stand vorbei jetzt den Staatsbediensteten - den Beamten und Bürokraten - zu übertragen. Man könnte auch meinen, die gehortete Pracht sollte eigentlich erst einmal allen Menschen zugute kommen. Und so könnte man sogar meinen, dass der Kurfürstensaal und das Kloster der Öffentlichkeit nicht verschlossen und der Willkür der Polizei ausgeliefert bleiben sollten. Aber an der Aufklärung war die Polizei ja ebenso wie die Kirche noch nie interessiert.

© SZ vom 01.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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